Die Betroffenheit über die Flutkatastrophe in Pakistan ist abgeebbt, alltäglich neue Meldungen lenken das öffentliche Interesse auf andere Geschehnisse. Und wir wissen ja, dass ein immenser Hilfsapparat in Gang gesetzt wurde. So schickte das Deutsche Rote Kreuz Ende August eine mobile Einheit zur Trinkwasseraufbereitung nach Islamabad. Die „TWS 15“ kann 225.000 Liter Schmutzwasser täglich reinigen und damit 15.000 Menschen versorgen. Welche Technik aber steckt genau hinter diesem Wunderwerk? Welcher Aufwand ist nötig, um auch in entlegenen Gebieten die Versorgung mit sauberem Wasser gewährleisten zu können?
Bereits wenige Tage ohne sauberes Trinkwasser werden für den Menschen lebensbedrohlich. Der medizinischen Versorgung in Katastrophengebieten sind ohne sauberes Wasser ebenfalls Grenzen gesetzt. Die mobilen TWS-Einheiten des DRK sind so eingespielt, dass sie eine Anlage mit ihren Roh- und Reinwasserbecken, Filtereinheit, dazugehörenden Pumpen, Generatoren, Verteilungsstellen und Schlauchsystemen innerhalb von 72 Stunden vor Ort und zum Einsatz bringen.
In den Rohwasserbecken wird erst einmal das verschmutzte Fluss- oder Seewasser gesammelt. Durch Zusatz von Aluminiumsulfat und Aktivkohle werden die Schwebstoffe gebunden und am Beckenboden abgesetzt. Chlor tötet die Bakterien ab. Das so vorgereinigte Wasser wird nun mit hohem Druck durch die Filteranlage in das Reinwasserbecken gepumpt. Besteht dieses gefilterte Wasser den ersten Test, wird es durch weitere Chlorzugabe haltbar gemacht. Chemische Untersuchungen des mobilen Labors stellen die Trinkwasserqualität dauerhaft sicher.
Klappt die Zusammenarbeit mit internationalen Hilfsorganisationen sowie den örtlichen Behörden, kann das Trinkwasser in kürzester Zeit verteilt und mit LKW bzw. Hubschrauber in noch entlegenere Gebiete gebracht werden. Parallel dazu verbessern die mobilen Trinkwasserexperten die hygienischen Verhältnisse in den zerstörten Gebieten: Waschgelegenheiten und Latrinen werden gebaut, stehende Gewässer werden trockengelegt und Abfälle entsorgt, um die Ausbreitung von Krankheitserregern zu unterbinden. Immens wichtig ist es zudem, mit Hygieneschulungen drohenden Seuchen vorzubeugen.
Dem DRK stehen verschiedene TWS – Modelle zur Verfügung, je nach Einsatzgebiet können so bis zu 40.000 Menschen mit einer Einheit versorgt werden. Doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der 14 Mio. betroffenen Flutopfer? Aktuell startete die UN einen weiteren Spendenaufruf. Die Organisation will jetzt mehr als zwei Milliarden Dollar (1,54 Milliarden Euro) von ihren 192 Mitgliedern haben, wie Focus-online berichtet. Ein Teil der Spendengelder soll für Wasser und Hygiene ausgegeben werden. Vielleicht ist so eine flächendeckende Versorgung mit TWS-Einheiten möglich.
Die Arbeit der Trinkwasserexperten vor Ort jedoch ist erst beendet, wenn das Know-how zum weiteren Betrieb der Anlagen an einheimische Helfer weitergegeben wurde: Hilfe zur Selbsthilfe, lautet die Devise. Der nächste Einsatz wartet schon.