Samstag , 27 April 2024
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ADHS als Erwachsener

ADHS bei Erwachsenen – Fluch und Segen

Aus der Kindermedizin ist es bekannt. Ist ein Kind nervös, häufig unkonzentriert und wirkt unausgeglichen, spricht der Arzt von ADHS und verschreibt beruhigende Medikamente. Doch nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen lässt sich der Grad zwischen ADHS, der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung und einer mit der alltäglichen Belastung einhergehenden Nervosität nur schwer bestimmen.

Leiden Sie unter ADHS, können Sie sich kaum auf das Wesentliche konzentrieren und verlieren den sprichwörtlichen roten Faden. Sie sind leicht abzulenken, machen Flüchtigkeitsfehler oder hängen in Tagträumen fest. Daraus entsteht eine innere Unruhe, die Sie im Alltag ablenkt und die Konzentration auf wichtige Dinge eindämmt. Sie stehen stetig unter Strom und lassen wichtige Dinge so lange liegen, bis Ärger oder gar eine rechtliche Konsequenz droht. Doch nicht nur die Lethargie und Abgelenktheit sind Probleme. Den Kontext dazu bildet die Hyperaktivität, die durch unruhiges Sitzen, stetige Bewegung, aber auch Stimmungsschwankungen und regelrechten Wutausbrüchen auffallen kann. Aber auch eine sehr starke Sensibilität und Kreativität können ein Anzeichen für ADHS sein.

Stimmungsschwankungen bei ADHS als Erwachsener
Extreme Stimmungsschwankungen sind bei ADHS sehr häufig.

Wie stark ist die Verbreitung von ADHS im Erwachsenenalter?

Hingegen vieler Meinungen ist die Störung der Aufmerksamkeit keine Krankheit, die vorwiegend Kinder und Jugendliche betrifft. Fakt ist, dass unter ADHS erkrankte Kinder das Problem vielfach auch im Erwachsenenalter haben. Etwa 2.5 bis 4 Prozent der Bevölkerung leidet unter der Erkrankung, wobei anzumerken ist, dass die wenigsten Erwachsenen wissen, dass sie zu den Betroffenen zählen. Für nervöse Handlungen und die fehlende Aufmerksamkeit werden häufig Ausreden gesucht und den Freunden oder der Familie bleibt somit verborgen, dass Sie nicht einfach nur unkonzentriert, sondern an ADHS erkrankt sind. Studien zufolge ist die Gefahr einer Erkrankung aber weitaus höher als bei Erwachsenen.

ADHS ist eine neurologische Störung, die genetisch oder biologisch bedingt ist und durch ein ungünstiges Umfeld verstärkt wird. Die Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin spielen eine sehr wichtige Rolle im Gehirn und sind für die Motivation, die Aufmerksamkeit und Konzentration verantwortlich. Herrscht in der Symbiose dieser Botenstoffe ein gestörter Stoffwechsel vor, funktioniert die Signalübertragung ans Hirn nicht einwandfrei und der Betroffene hat Schwierigkeiten, wichtige und unwichtige Faktoren zu unterscheiden und so konzentriert bei einer Sache zu bleiben.

Herrscht eine hohe genetische Komponente vor, führt diese in Familien zu starken Streitigkeiten und Disharmonie. Die mangelnde Organisation im Alltag, sowie unkontrollierte Wutausbrüche und auch eine inkonsequente Erziehung der Kinder führen zwangsläufig zu einer stärkeren Ausprägung von ADHS Symptomen in der ganzen Familie. Als Erwachsener können Sie Ihre Familie nur davor schützen, wenn Sie sich selbst mit Ihrer Erkrankung konfrontieren und sich eingestehen, dass Sie unter ADSH leiden. Ebenso führt eine unerträgliche Wohnsituation oder ein hektisches Umfeld dazu, dass Sie die Symptome stärker spüren und sich weniger unter Kontrolle haben.

Folgen von ADHS bei Erwachsenen im Leben

Habe ich ADHS?
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Da Sie als Betroffener von Ihren Mitmenschen häufig als desinteressiert und unzuverlässig beschrieben werden, sind Konflikte im zwischenmenschlichen Umfeld geprägt. Ob im Beruf oder im Privatleben, niemand möchte sich mehr auf Sie verlassen und man reagiert mit Ablehnung, wenn Sie unter häufigen Stimmungsschwankungen oder auch unkontrollierbaren Wutausbrüchen leiden. Vor allem als Eltern ist es keine Seltenheit, dass Sie sich der Verantwortung nicht wirklich gewachsen fühlen und nicht in der Lage sind, klare Regeln aufzustellen und diese einzuhalten. Für Ihre Mitmenschen scheint Ihr Erziehungsstil unkonventionell und ohne eine klare Richtung. ADHS Patienten sind auch im Straßenverkehr unfallgefährdeter als konzentrierte Menschen.

Doch wie können Sie dem Problem entgegenwirken und in Erfahrung bringen, ob Sie aufgrund von ADHS keiner Richtung folgen oder ob Sie lediglich ein nervöser und sehr sensibler Mensch sind?

Es gibt einige Fragen, die Sie sich diesbezüglich stellen und so die vorherrschende Unsicherheit aus dem Leben entfernen können.
  • Sind Sie dauerhaft unkonzentriert oder tritt das Problem nur in Kombination mit stressigen Situationen auf?
  • Haben Sie schon immer Probleme mit klaren Richtlinien gehabt?
  • Werden Sie schnell nervös und reagieren mit Wut, wenn etwas nicht nach Ihrem Kopf geht?
  • Sind Sie suchtgefährdet?
  • Wie sieht es mit Ihrem Selbstbewusstsein aus?

Vor allem Männer entwickeln zu ADHS psychische Begleiterkrankungen, die sich nicht selten in einer Drogen- oder Alkoholsucht äußern. Frauen reagieren mit Depression und Phobien, greifen aber nur selten zum Alkohol. Diese Begleiterkrankungen dienen der Kompensierung des eigentlichen Problems und sollen von ADHS ablenken. Auch eine übertriebene Neigung zu Computerspielen kann ein Hinweis auf ADHS und eine Umleitung des Problems sein. Für Sie als Betroffener ist es von primärer Wichtigkeit, dass Sie sich einem Menschen anvertrauen und Hilfe suchen. Denn die Flucht aus ADHS gelingt nicht und führt nur zu zusätzlichen, oftmals noch stärkeren Problemen. Da der Zusammenhang zwischen einer Sucht und ADHS, der Depression als Folge der Erkrankung oder einer Phobie, die auf ADHS zurückzuführen ist von Ihnen als Betroffener nicht hergestellt werden kann, ist der Besuch bei einem Arzt die einzige und richtige Chance. Bei Kindern lässt sich ADHS einfacher feststellen, als es bei Ihnen im Erwachsenenalter der Fall ist. Nicht zu verwechseln ist ADHS mit ADS, wo die Hyperaktivität entfällt und nur die Aufmerksamkeit eingeschränkt ist.

ADHS: Auch Erwachsene leiden

Sichere Symptome für ADHS und ADS

Erwachsene haben gelernt, einen großen Teil ihrer Emotionen zu beherrschen und viele Verhaltensmuster nicht zu auffällig zu leben. Trotzdem ist es möglich, ADHS von einer normalen Nervosität oder Unbeherrschtheit zu unterscheiden und durchaus zu erkennen, ob Sie ein Betroffener der Stoffwechselstörung im Hirn, oder nur ein Mensch mit agilem Charakter und großem Bewegungsdrang sind.

Beantworten Sie sich folgende Fragen und finden heraus, wie andere Menschen Sie sehen. Halten Sie sich aber auch vor Augen, dass nicht alle Betroffenen die gleichen, beziehungsweise alle Symptome aufweisen.
  1. Halten Ihre Freunde Sie für unruhig?
  2. Können Sie nicht lange stillsitzen und empfinden sich als ruhelos?
  3. Gehört Impulsivität zu Ihren Eigenschaften?
  4. Handeln Sie oft voreilig und ohne ausreichende Überlegung?
  5. Haben Sie sich durch Verärgerung schon in Schwierigkeiten gebracht?
  6. Neigen Sie zu Stimmungsschwankungen und gelten als temperamentvoll?
  7. Lassen Sie Dinge, die Sie nicht gerne tun häufig liegen?
  8. Sind Sie leicht reizbar?

All dies können Indizien für ADHS bei Erwachsenen sein. Doch auch ein eher unauffälliges Verhalten ist möglich, vor allem dann, wenn Sie bereits in eine Begleiterkrankung geflohen sind. Viele Patienten mit Depressionen oder einer Sucht, aber auch mit Angsterkrankungen und Neurosen leiden in Wirklichkeit unter ADHS, ohne dass die Erkrankung erkannt wird. Denn der Psychologe, den Sie mit einer Sucht oder einer psychischen Störung in anderen Spektren aufsuchen, wird sich primär auf diese Symptome konzentrieren und nicht nach anderen Ursachen suchen.

Das Hauptproblem Betroffener ist die Nichterkennung der Erkrankung, die schwere psychische und physische Beeinträchtigungen mit sich bringt. ADHS führt bei vielen Menschen zur Arbeitslosigkeit, da sie ihren Aufgaben im Beruf nicht gewachsen sind und so früher oder später entlassen werden. Auch in der Partnerschaft und Familie ist es sehr schwierig, mit ADHS Erkrankten umzugehen. Verständnis vom Partner kann nur aufgebracht werden, wenn er die Symptome nicht für eine Charaktereigenschaft Ihrer Person hält. Vor allem impulsives und schnell reizbares Verhalten führen oftmals zum Vertrauensbruch und ziehen eine Beendigung der Beziehung nach sich. Nur wenigen Menschen, vor allem Menschen in kreativen und selbständigen Berufen gelingt es, trotz ADHS nicht vor dem beruflichen Aus zu stehen und die an sie gestellten Herausforderungen mit Bravur zu meistern.

Überforderung mit ADHS
Menschen mit ADHS fangen häufig gleichzeitig viele Aufgaben an.

Fehlende Entspannung wirkt sich auf die Psyche aus

Das Hauptproblem bei innerer Unruhe ist die fehlende Entspannung. Hinzu kommt, dass Sie mit ADHS nur selten Ihre sich gesetzten Ziele im Privat- und Berufsleben erreichen und so mit einigen Enttäuschungen kämpfen. Studien belegen, dass der Karriereverlauf und das Berufsleben generell anders strukturiert sind, als es bei nicht von ADHS betroffenen Menschen der Fall ist. Häufige Jobwechsel, aber auch eine höhere Scheidungsrate, zahlreiche Umzüge und Wohnortwechsel können die Folge von ADHS sein. Sie kommen nie wirklich zur Ruhe und sind selbst in Bewegung, wenn Sie vor dem Fernseher sitzen und sich einen Film ansehen möchten. Oftmals machen ADHS Patienten mehrere Dinge gleichzeitig, was dazu führt, dass kein Projekt beendet wird und die Konzentration am Ende nicht zum Gelingen einer Aufgabe ausreicht. Manche Menschen bezeichnen sich als multitaskingfähig und verstecken dahinter die ADHS, die eigentlich der Grund für die Ruhelosigkeit und stetige Anspannung ist.

Wenn Sie Ihrem Körper keine Ruhe gönnen, wird er sich diese selbst nehmen und mit Erschöpfung auf eine zu starke Herausforderung reagieren. Daher zählt auch Burnout durchaus zu den Erkrankungen, die mit ADHS in Verbindung zu bringen sind.

Wenn die in diesem Artikel aufgeführten Symptome Ihr Leben beschreiben oder mit Ihrem Empfinden vergleichbar sind, sollten Sie den Weg zu einem Neurologen suchen und sich auf ADHS untersuchen lassen. Die Diagnose der Erkrankung kann Ihr Weg in ein besseres und geordnetes Leben sein, da Sie um die Erkrankung wissen und dementsprechend reagieren, wie auch Ihre Mitmenschen in Kenntnis setzen können.

Männliche und weibliche ADHS Erkrankung

Wissenschaftlich bewiesen ist, dass Männer weitaus häufiger an ADHS und ADS erkranken als Frauen. Das heißt natürlich nicht, dass ein jähzorniger und schnell reizbarer Partner oder Arbeitskollege unbedingt krank sein muss. Doch sollten Sie die Symptome immer ernst nehmen und mit einem wachsamen Auge reagieren. Vor allem bei suchtkranken Männern ist es häufig sehr einfach, neben der Sucht auch die innere Unruhe, die Rastlosigkeit und mangelnde Konzentration zu erkennen. Ihr Partner wird diese Probleme auf seine Sucht schieben, sofern er sie anerkennt. Aber auch ein Wutausbruch kann die Folge auf Ihre direkte Ansprache sein. Bei Frauen äußert sich ADHS viel weniger in Wutausbrüchen und der Flucht in Suchtverhalten, sondern wird mit Sport und viel Bewegung kompensiert. Wird Ihre Freundin immer dünner und Sie spüren, dass sie sich übernimmt und zu viel Sport treibt, könnte dies die Folge einer kompensierten ADHS Erkrankung sein. Beginnen Sie nicht, in jeder Hektik und gereizten Reaktion eine Erkrankung zu vermuten und äußern sich gegenüber einem Partner, den Mitmenschen und Arbeitskollegen nie voreilig. Um einem Betroffenen zu helfen und die Lage für ihn zu vereinfachen, sollten Sie niemals mit dem anklagenden Finger auf ihn zeigen und sich durch medizinisches Wissen in den Vordergrund bringen.

ADHS Erkrankte müssen mit viel Taktgefühl und Verständnis behandelt werden, da Sie nur so auf Gehör stoßen und eventuell mit Ihren Worten überzeugen können. Verlangen Sie keine große Aufmerksamkeit, denn genau darin begründet sich die Problematik. Würde Ihr Gegenüber Ihnen die ungeteilte Aufmerksamkeit offenbaren, wäre er nicht an ADHS erkrankt. Glauben Sie, dass Sie selbst unter ADHS leiden oder Ihr Partner aufgrund der Erkrankung in seinem Wesen sehr instabil ist, sollten Sie das Thema ansprechen und sich zu einer ehrlichen Aussprache zusammensetzen. Wichtig ist ein vertrauensvolles Verhältnis, da weder Sie noch Ihr Partner problemlos über seine Erkrankung sprechen kann. Es gibt einige Indizien, an denen Sie eine Vermutung zu ADHS festmachen können. Bedenken Sie dabei aber immer, dass Sie kein Neurologe sind und lediglich vermuten, somit auch nicht in einen behauptenden Tonfall wechseln dürfen.

Partner mit ADHS
Menschen mit ADHS haben auch viele positive Eigenschaften.

Wie können Sie einem betroffenen Partner wirklich helfen?

Zuerst einmal müsste dieser die Erkrankung anerkennen, ehe Sie wirkliche Hilfe leisten können. Wenn Sie behutsam vorgehen und das Thema in einer ruhigen Minute und ohne Druck oder Vorwürfe anbringen, könnten Sie mit Ihren Worten auf offene Ohren stoßen und so den Grundstein für eine Besserung der Situation legen. Auch bei Beziehungen, in denen ein Partner ein Alkoholproblem oder ein anderes Suchtproblem hat, sind Ihre Gedanken in Richtung ADHS häufig nicht verkehrt. Machen Sie Ihre Worte nicht zum Hauptthema in der Familie und reiten nicht auf Ihren Aussagen herum. Wenn Sie Ihren Partner zu einem Gespräch bitten und ihn mit Ihren Worten konfrontieren, sollten Sie nicht umkehren und auch bei einer impulsiven Reaktion nicht von Ihrer Meinung abweichen. Was Sie aber vermeiden sollten ist ein offener Streit. Dieser würde das Gegenteil bewirken und Ihren Partner noch tiefer in die Sucht und sein Begleitproblem führen, als er ohnehin schon darin feststeckt.

Sprechen Sie sich nicht frei von einer Verantwortung, die Sie für Ihr Leben, für Ihren Partner und für die Beziehung tragen. Sagen Sie ihm, wie weh es tut, wenn er sich nicht helfen lässt und Sie aus seinem Leben ausschließt. Die Kombination aus Ihren Gefühlen, sowie der Vermutung über die Ursache der Alkohol- oder Computerspielsucht sind zum Beispiel eine optimale Basis für den Einstieg in ein ernstes und aufklärendes Gespräch. Auch wenn Sie sich anvertrauen wollen, suchen Sie offene Worte und scheuen sich nicht, Ihren Partner um Hilfe und Unterstützung zu bitten.

20 Dinge, die du wissen musst, wenn du einen Menschen mit ADHS liebst

Bilder:
Titelbild – Urheber: bowie15 / 123RF Lizenzfreie Bilder
Stimmungsschwankungen bei ADHS – Urheber: konstantynov / 123RF Lizenzfreie Bilder
Habe ich ADHS? – Urheber: sifotography / 123RF Lizenzfreie Bilder
Partner mit ADHS – Urheber: omegas / 123RF Lizenzfreie Bilder
Multitasking – Urheber: kzenon / 123RF Lizenzfreie Bilder

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