Es handelt sich um eine sonderbare Konstellation, wenn etwas, das über Wert verfügt, aus dem Nichts erschaffen werden kann. Nun wurde bekannt, dass die Zentralbank der Vereinigten Staaten, bei der es sich um ein rein privates Geldinstitut handelt, zu Beginn der Finanzkrise nicht weniger als neun Billionen Dollar an Blitzkrediten vergab, von denen auch einige Deutsche Banken profitierten. Erst ein neu erlassenes US-Gesetz zwang zu dieser Transparenz. Auch wenn es nicht leicht fällt, einen Bezug zu Transaktionen dieser Größenordnungen zu finden, als normale Bürger, von Geld abhängig, sind wir Teil dieses Spiels der Mächtigen.
Zwar wird von kritischen Quellen regelmäßig darauf verwiesen, dass es sich bei der amerikanischen Notenbank, genannt Federal Reserve Bank, um ein rein privates Unternehmen handelt, das 1913 ins Leben gerufen wurde, doch, mangels breitgestreuter Aufklärung, ist dies sogar den meisten US-Bürgern keineswegs bewusst. Auch wenn reguläre Geschäftsbanken Geld durch Kredite in Umlauf setzen können, so unterliegt dies doch gewissen Beschränkungen. Gestern tauchten die ersten Meldungen auf, dass die Fed im Jahr 2008 ausgewählte Großbanken mit neun Billionen Dollar versorgte, um einen restlosen Zusammenbruch des Finanzsystems zu verhindern – oder zu verzögern.
Zum besseren Verständnis der Situation, fasse ich kurz die Ursachen für den Beginn der Wirtschaftskrise, Ende 2007, zusammen:
Über mehrere Jahre hinweg stiegen die Immobilien-Preise in den USA regelmäßig an, wo es nicht nur eine Unzahl unabhängiger Kleinbanken gibt, auch mangelt es an gesetzlichen Regelungen zur Belehnung einer Immobilie. Niedrige Zinsen und steigende Preise motivierten eine große Zahl von Bürgern, Eigenheime zu erwerben. Nicht nur, dass aufgrund regelmäßig steigernder Preise in den meisten Fällen keine Anzahlung erforderlich war, oft wurden Hypotheken gewährt, die höher waren als der Kaufpreis. Es konnte also jemand, der über kein oder nur ein niedriges Einkommen verfügte, ein Haus um 500.000 Dollar kaufen und erhielt gleichzeitig ein Darlehen über 550.000. Der Konkurrenzkampf unter den Banken heizte diese Großzügigkeit an.
Hypothekardarlehen galten als 100% gesichert und wurden am Finanzmarkt weiter gehandelt. Insbesondere kleinere Banken traten ihre, vermeintlich gesicherten, Forderungen ab, um mehr Mittel zur weiteren Kreditvergabe zur Verfügung zu haben. Sobald sich ein Rückgang der Immobilienpreise abzeichnete, gab es plötzlich ein gewaltiges Vermögen an ungedeckten Krediten. Durch den Zusammenbruch von Lehman Brothers im September 2008 wurde die geplatzte Blase offensichtlich. Und, nachdem Banken vieler anderer Länder an der damals so wundersamen Geldvermehrung teilhaben wollten, ließ der Finanzschock die halbe Welt erzittern. Aus öffentlichen Mitteln, also mit dem Geld der Steuerzahler, wurden Banken, die sich verspekulierten, vor dem Zusammenbruch gerettet.
Wie jetzt bekannt wurde, reichten diese Mittel jedoch keineswegs aus. In der Öffentlichkeit wurde die Krise erst im September 2008, durch den Zusammenbruch von Lehman Brothers, richtig bekannt. Finanzkreise verspürten das Beben jedoch schon deutlich früher. Im März 2008 fand sich die Investment-Bank Bear Stearns, die kurz darauf von Konkurrent J. P. Morgan (Rockefeller) übernommen wurde, mit dramatischen Schwierigkeiten konfrontiert. Und genau zu diesem Zeitpunkt begann die Fed Blitzkredite zu günstigen Zinssätzen von 0,5% bis 3,5% zu vergeben. Von den insgesamt 9 Billionen Dollar ging der größte Teil an Merryll Lynch, Citigroup und Morgan Stanley, 410,8 Milliarden sollen jedoch auch von der Deutschen Bank in Anspruch genommen worden sein.
9 Billionen Dollar, 9 Millionen mal eine Million, korrespondieren mit 65% der US-Staatsschulden. Mit 8.133,5 Tonnen halten die USA die weltweit größten Goldreserven. Beim derzeitigen Goldpreis entspricht dessen Wert mit annähernd 365 Milliarden rund 4% der Summe der insgesamt 21.000 von der Fed vergebenen Kredite.
Natürlich können wir davon ausgehen, dass hinter dieser Entscheidung sowohl Notwendigkeit als auch von Experten gut durchdachte Überlegungen stecken. Auch wurden, laut Angaben der Fed, die Darlehen wieder zurück erstattet. Das Schockierende beim Betrachten dieser Summe ist der Umstand, dass es sich um das gleiche Geld handelt, mit dem Normalbürger ihr tägliches Leben finanzieren. Während sich der Großteil der Menschheit mit immer mehr Problemen konfrontiert findet, die regelmäßig anfallenden Kosten zu bestreiten, lassen sich unsagbare Vermögen durch Federstriche in Umlauf setzen. Während einige hundert Milliarden jedes Staatsbudget wesentlich belasten, steht der Federal Reserve Bank die Möglichkeit offen, 9 Billionen schlichtweg zu kreieren.
Offensichtlich benötigten die größten Banken diese Unterstützung. Und wenn es den Monsterinstituten im Jahr 2008 an Mitteln fehlte, woher kamen diese, um innerhalb kürzester Zeit die Darlehen wieder zu begleichen?
Der angeblich reichste Mann der Welt, der in Mexiko lebende Libanese Carlo Slim Helú, erklärte in einem Interview, dass Krisenzeiten die günstigsten Voraussetzungen zum Schaffen gigantischer Vermögen bieten. Während sowohl private als auch Staatsbudgets während der vergangenen Jahre zusehends knapper wurden, stieg die Summe der Milliarden in Händen der Finanzelite regelmäßig an. Das gleiche Tauschmittel, Geld, das für die Massen zum Erhalt des nackten Lebens dient, wird von der genannten Elite für Spekulationen und Manipulationen eingesetzt.
Diese neue Offenbarung sollte eigentlich bewirken, dem Vorschlag von Prof. Hörmann mehr Gehör zu schenken, der die Basismittel zum Überleben der Menschen vom Geld als Machtinstrument abzukoppeln vorgeschlagen hat. Die harten Sparmaßnahmen, die sich von Griechenland und Irland letztendlich auf die gesamte EU ausdehnen, werden von jenem Geldvolumen abgezweigt, das Bürgern zur Selbsterhaltung zur Verfügung steht, während gleichzeitig Institutionen das gleiche Medium zur Absicherung von Macht und Einfluss einsetzen. Wie lange wird es noch dauern, bis die Zusammenhänge voll verstanden und Gegenmaßnahmen vorgeschlagen werden? Solange das bestehende Finanzsystem den gemeinen Menschen ihr Dasein relativ problemlos ermöglichte, gab es für diese wenig Anlass, die Mechanismen zu hinterfragen. Nachdem die Fehler und Schwächen des Systems aber mittlerweile deutlich spürbar sind, wäre es an der Zeit, die Demokratie zu nutzen, mehr Aufklärung zu fordern und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Wenn wir Professor Hörmann Glauben schenken, bleibt nicht mehr viel Zeit.