Freitag , 26 April 2024
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Mit Statistiken kann man alles beweisen…

statistik_fieberkurve…auch das Gegenteil davon“ (James Callagham *1912) – Sind Sie oft mit dem Auto unterwegs gen Finsterwalde? Achtung, Sie könnten von Kamikazefahrern überholt bzw. von Handytelefonieren hinterm Steuer gefährdet werden. Jetzt bitte nicht aufregen, entspannen Sie erst einmal bei einer Tasse Tee. Trinken Sie mehr als sechs Tassen Tee pro Tag, ist Ihr Herzerkrankungsrisiko um 36 % reduziert. Hat zumindest eine Niederländische Studie ergeben. Wenn Sie sich jetzt noch die  Regionalstatistik der KFZ-Versicherer zur Unfallhäufigkeit 2009/2010 zu Gemüte führen, lösen sich Ihre Panikattacken in Luft auf: Im Südlichen Brandenburg ereigneten sich die wenigsten Unfälle.

Bitte ziehen Sie nicht die falschen Rückschlüsse: Rücksichtsloses Fahrverhalten ist kein Garant für ein geringeres Blechschadenrisiko. Zumindest wurde es noch nicht statistisch bewiesen.

Die Daten zu oben erwähnter Verkehrsdeliktstatistik lieferte das Statistische Bundesamt Deutschland, kurz: DESTATIS. Hier sind all jene Daten verfügbar die von offiziellen Institutionen (Statistische Landesämter, Kommunen etc.), erhoben wurden. „Amtliche Statistiken“ liefern Daten von der Aufstellung über die Altersstruktur der Gesellschaft über Konjunktur- und Strukturdaten verschiedener Wirtschaftszweige bis hin zur Erhebung zu Umweltbelastungen. Sie dienen als Grundlage zur politischen Willensbildung und für Planungen im wirtschaftlichen und politischen Bereich. Das Bundesstatistikgesetz –BStatG – sorgt dafür, dass diese Daten neutral und ohne Einflussnahme aus Politik oder Wirtschaft mit wissenschaftlich anerkannten Methoden erhoben werden. Mit anderen Worten: Die Daten werden in Form von Tabellen bzw. Graphiken dargestellt (deskriptiv), diverse Parameter wie Standardabweichungen und Streuungen errechnet. Nicht zu vergessen die Mittelwerte; Franz Josef Strauß bemerkte dazu: “Wenn man den Kopf in der Sauna hat und die Füße im Kühlschrank, sprechen Statistiker von einer angenehmen mittleren Temperatur.

Weitergehende Schlüsse dürfen nur die Nutzer, in diesem Falle die Versicherer, aus den amtlichen Datensätzen ziehen: Sie bemessen induktiv die Regionalklassen für die KFZ-Police anhand der Zahl der Unfälle und der Schwere der Schäden in den jeweiligen Landkreisen. Ob Deutschlands größte Verkehrsrüpel tatsächlich die Brandenburger selbst sind, oder die Delikte in Brandenburg von Fahrern benachbarter Bundesländer verübt wurden – dies könnte durch Heranziehen weiterer Daten (Wohnort des Unfallverursachers, Zulassungsbezirks des PKW etc.) geklärt werden.

Meinungs- und Marktforschungsinstitute dagegen geben dem Zufall eine Chance, um aussagekräftige Statistiken zu Produkten, Vorlieben, Trends, Einstellungen und Ansichten zu liefern. Dabei kann immer nur ein repräsentativer Durchschnitt an Befragten erfasst werden. Damit diese Ergebnisse den wahrhaften Verhältnissen möglichst nahe kommen, hat die Arbeitsgemeinschaft deutscher Marktforschungsinstitute eine einheitliche Arbeitsmethode entwickelt: Die dreistufige Zufallsstichprobe, auch „ADM-Design“ genannt. In der ersten Stufe sind dem Interviewer die Stimmbezirke –„sampling points“ – vorgegeben. Die nächste Stufe gibt die Adressen nach der Random-Route-Methode vor: „Gehe vom Ausgangspunkt zur 5. Eingangstüre, dort im zweiten Stockwerk linker Hand beginnend jede 3. Wohnungstüre“, oder ähnlich. Den Abschluss bildet die Auswahl des zu befragenden Haushaltsmitglieds mit Hilfe eines Zahlenschemas, Schwedenschlüssel genannt. Theoretisch ist somit jede Person mit dem gleichen Wahrscheinlichkeitsgrad an der Umfrage beteiligt. Wenn aber der Interviewer zufällig den Knöchel verstaucht und keine Lust hat, in den 7. Stock zu laufen oder schlichtweg rechts mit links verwechselt, dazu der zu Befragende bewusst falsche Angaben macht, dann können die Ergebnisse in der Praxis gehörig danebenliegen. Selbst die Begründerin des Allensbach-Instituts für Meinungsforschung, Elisabeth Nölle-Neumann, sah die Grenzen ihres Metiers: „Es ist mir noch heute rätselhaft, dass man herausbringt, was sechzig Millionen Menschen denken, wenn man zweitausend Menschen befragt. Erklären kann ich das nicht. Es ist eben so.

Da liefern die Treue-, Bonus- oder Kundenkarten, die von fast jeder Versand- oder Handelskette angepriesen werden, doch sehr eindeutige Werte: Zeitpunkt und Häufigkeit Ihrer Einkäufe, Art und Anzahl der Artikel, Zahlverhalten (bar, ec- oder Kreditkarte), dazu noch Ihre persönlichen Daten im Chip (Alter, Geschlecht, PLZ). Wenn Sie sich trotzdem noch wundern, warum immer mehr Ihrer persönlichen Favoriten im Regal des Discounters Ihrer Wahl stehen, noch dazu in bester Augen- und Zugriffhöhe, befinden Sie sich in bester Gesellschaft – laut einer spontanen Erhebung im Freundes- und Kollegenkreis ergeht es 67% Ihrer Mitmenschen ebenso.

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