In unserer Gesellschaft wurde es schick, gesellschaftliche Tabus zu brechen. Ob sich dies positiv auf unser Leben auswirkt, versuche ich in meinen Beitrag zu hinterfragen. Auch wenn heute in westlichen Ländern vielfach von einer „Gesellschaft ohne Tabus“ gesprochen wird, gibt es auch hier, wie in jeder Gesellschaft, Tabuthemen. So wird auch im 21. Jahrhundert nicht über die verschiedenen Stoffwechselvorgänge oder über die Intimreinigung öffentlich diskutiert. Ganz anders als beim Thema Sexualität, wo sich ein regelrechter Boom abzeichnet. Verschiedene Organisationen überbieten sich förmlich im Aufbrechen der angeblich verstaubten altmodischen Normen.
Während es früher als Makel empfunden wurde, gleichgeschlechtlich orientiert zu sein, lässt es sich heute beinahe als „in“ bezeichnen, homosexuell oder lesbisch zu sein. Wer nach dem seit Jahrtausenden bewährten Prinzip, Papa, Mama, Kinder lebt, wird fast schon belächelt, ob dieses Anachronismus.
Prominenten oder solchen, die es noch werden wollen, schadet es keineswegs, sich zu „outen“, zumindest solange es nicht in politischen Bereichen der Fall ist. So wird man für diverse Klatschspalten erst richtig interessant.
In meiner Heimatstadt Wien, und natürlich auch anderswo, gibt es jedes Jahr eine sogenannte Regenbogenparade, die von der Stadtregierung trotz enormer Schulden mit ca. einer Million Euro gefördert wird.
Nicht ganz verstehen kann ich in diesem Zusammenhang, dass dieses Schwulen- und Lesbenfest Anlass ist, das Wiener Rathaus, die Amtshäuser und die öffentlichen Verkehrsmittel wochenlang mit der Regenbogenfahne zu schmücken. Welche Lobby steckt da dahinter? Bin ich der Einzige, den es nicht interessiert, wie Andere sexuell ticken?
Wie kommen jene, die ähnlich denken wie ich, dazu, das sexuelle Verhalten dieser Leute mit Vollgas aufs Auge gedrückt zu bekommen? Ich käme ja nie auf die Idee anderen vorzuschreiben, wie sie Ihre sexuellen Bedürfnisse auszuleben haben, aber die gleichgeschlechtliche Liebe derart aufs Podest zu heben, halte ich doch für reichlich übertrieben.
Etwas nachdenklich stimmt mich in diesem Zusammenhang die Erkenntnis des Psychoanalytikers Sigmund Freud: „Der Verlust des Schamgefühls ist das erste Anzeichen einer Geisteskrankheit!“ Mit anderen Worten ist Nacktwandern, Nacktradfahren oder der allgemeine Drang, möglichst viel Haut zu zeigen, doch kein Zeichen von Befreiung, sondern eher ein Indiz für einen massiven Werteverfall.
Ohne mich als „prüden Rückspiegelfahrer“ zu betrachten, erinnern mich Veranstaltungen wie die Regenbogenparade oder die Loveparade doch sehr stark an spätrömische Dekadenz.
Ich stelle mir die Frage, wie sich solche Umzüge auf unsere Kinder auswirken mögen. Könnte in diesen viellicht das Verlangen geweckt werden, „so will ich auch einmal sein“?
Zwar hat es nichts mit Sexualität, weder „homo“ noch „hetero“, zu tun, doch wie „befreiend“ sich das Brechen von gesellschaftlichen Tabus auswirkt, zeigt sich auch daran, dass der österreichische Nachwuchs den traurigen Titel „Weltmeister im Komasaufen“ errungen hat.
Wo soll die Jugend heutzutage ihre Vorbilder finden? In der Politik, bei gedopten Sportlern, drogenabhängigen Popstars, den eigenen Eltern oder bei den genannten Umzügen?
Ich bin mir sicher, dass es angebracht wäre, darüber nachzudenken, ob gewisse Veranstaltungen ein Zeichen von Freiheit oder doch ein Indiz für die ideologische Verwirrung unserer Gesellschaft sind.