Es gibt keinen Zweifel daran, dass es sich bei Tabakkonsum um ein völlig sinnloses Laster handelt. Es kann nicht oft genug wiederholt werden, dass junge Menschen davon abgehalten werden sollen. Es ist aber auch eine Tatsache, dass die Zahl der Raucher weltweit auf eine Milliarde geschätzt wird. Dass Menschen, die seit Jahren an Nikotinkonsum gewöhnt sind, davon abhängig sind. 200 Jahre, sieben Generationen, hatte unsere Gesellschaft kein Problem damit. Und plötzlich bemüht sich die Medienpolitik, rauchende Mitmenschen zu Massenmördern zu erklären.
Praktisch alle der sogenannten Qualitätsmedien berichten von den neuesten Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation. Der Suchbegriff „Passivrauchen“ führt bei Google-News auf deutsch zu 261 Treffern, auf englisch sind es sogar 733. Und in praktisch allen Schlagzeilen finden wir die magische Zahl: 600.000. So viele Menschen sollen es sein, die weltweit von Rauchern umgebracht werden.
Zweifellos, und jedem Raucher ist dies auch bewusst, erhöht Tabakkonsum das Risiko, bestimmten Krankheiten wie Herzinfarkt oder Lungenkrebs zu erliegen. Das statistische Zentralamt Kanadas veröffentlicht eine glaubhafte Schätzung der reduzierten Lebenserwartung. Demzufolge können von 100 Nichtrauchern im Alter von 45 Jahren 90 damit rechnen, das 65. Lebensjahr zu erreichen, während es unter 100 Rauchern nur 80 sind, 55 Nichtraucher der gleichen Altersgruppe können hoffen, 80 zu werden, jedoch nur 30 Raucher.
Wie verlässlich die Behauptungen der WHO wirklich sind, dass Passivrauchen 600.000 Menschenleben pro Jahr fordert, stellt eine Frage für sich dar. Eine derartige Statistik ließe sich leicht beschönigen, etwa durch die Annahme, dass jeder Nichtraucher, der an Lungenkrebs stirbt, letztendlich das Opfer rauchender Mitmenschen sein muss. Dazu ein Thema, das absolut nahe liegt, im Zusammenhang mit Hetzkampagnen gegen Raucher aber selten Erwähnung findet. Für die Giftigkeit von verbranntem Treibstoff bedarf es keiner wissenschaftlichen Studien, nachdem das direkte Inhalieren von Abgasen schon nach wenigen Minuten zum Tod führt. Und wie groß sind die Mengen der giftigen Ausstöße, wenn eine Million Autofahrer in einer Stadt täglich fünf Liter Benzin verbrennen? Wie hoch sind die Giftausstöße von Fabriken? Wie hoch ist die Umweltbelastung durch Chemikalien?
Doch setzen wir die geschätzte Zahl von 600.000 Todesopfern pro Jahr in Vergleich mit anderen Todesursachen. Jede Sekunde stirbt ein Mensch auf dieser Welt an den direkten oder indirekten Folgen von Hunger. 100.000 pro Tag bzw. 36 Millionen pro Jahr. Und diese Fälle sind eindeutig. Ob ein Nichtraucher, der in fortgeschrittenem Alter an einer Krankheit stirbt, die unter Rauchern häufiger auftritt, ohne Kontakt mit Zigarettenrauch wirklich länger gelebt hätte, lässt sich gewiss nicht eindeutig behaupten. Hätte ein Mensch, der des Hungers stirbt, jedoch Nahrungsmittel zur Verfügung gehabt, wäre der Tod mit Sicherheit vermeidbar gewesen.
Schätzungen der WHO zufolge, sterben weltweit rund 1,2 Millionen Menschen durch Verkehrsunfälle. 40 Millionen erleiden Verletzungen. Über die Zahl der indirekten Opfer des Straßenverkehrs, durch Krankheiten, die durch das regelmäßige Einatmen von Auspuffgasen hervorgerufen werden, gibt es keinerlei Angaben.
Ebenfalls von der WHO geschätzt, sind es jährlich eine Million Menschen, die weltweit durch Selbstmord aus dem Leben scheiden. In Deutschland waren es im Jahr 2007 9402 Menschen. Die Zahl der missglückten Selbstmordesversuche soll um das 10- bis 20-Fache höher liegen. Auch wenn davon ausgegangen wird, dass es sich bei Selbstmord um eine Folgeerscheinung psychischer Erkrankungen handelt, so werden solche durch Umstände ausgelöst, die sich durchaus analysieren lassen. Internationale Vergleichswerte beziehen sich auf die Zahl der geglückten Selbstmorde im Verhältnis zu jeweils 100.000 Einwohnern. An der Spitze liegt Weißrussland (35,1), gefolgt vom so fortschrittlichen Südkorea (31,0). Japan, Russland und Ungarn liegen ebenfalls deutlich über 20, Deutschland knapp unter 10, Paraguay, Mexiko, die Türkei und Venezuela auf unter 5 und Peru, Barbados und die Malediven gar auf unter 1. Also, was ist die Ursache dafür, dass in bestimmten Ländern so viele Menschen des Lebens überdrüssig sind? Warum werden wir mit derartigen Fakten so selten konfrontiert?
Absolut nichts spricht dagegen, Raucher zur Rücksichtnahme anzuhalten. Selbst wenn Rauchschwaden in der Luft einfach nur lästig sind, war es an der Zeit, einer weiteren Verbreitung des Lasters, das ihren Ursprung letztendlich in massiven Werbekampagnen, an denen sich Zeitungen, Fernsehsender und Hollywood gleichermaßen beteiligten, entgegen zu wirken.
Doch was ist die Absicht immer wieder auftauchender Beschuldigungen, dass Raucher für den Tod anderer Menschen verantwortlich seien? Diskussionen zu Rauchverboten in Gaststätten oder gar privaten Klubs werden ohnehin von Polemik geprägt. Niemand scheint zu bedenken, dass Raucher einer Sucht erlegen sind. Dass, nach Jahrzehnten des Tabakkonsums, das Abgewöhnen zu Gesundheitsschädigungen führen kann, ist statistisch durchaus belegt, doch darauf verweisen die Medien grundsätzlich nicht. Im September hat The Intelligence einen ausführlichen Artikel zu den Gefahren des Abgewöhnens veröffentlicht.
In jeder Epoche und vermutlich in den meisten Kulturen gab es Minderheiten, die systematisch diskriminiert wurden. Menschen anderer Hauptfarbe, anderer Religionen, anderer Denkrichtungen. Neben gesunder Toleranz ist es auch die sogenannte „politische Korrektheit“, die den Angriff gegen Minderheiten mittlerweile unterbindet. Auch Raucher sind in der Minderheit und zwar, die erwachsene Bevölkerung Deutschland als Vergleichsbasis hernehmend, in einem Verhältnis von 1 zu 3.
Ich möchte noch einmal klarstellen, dass niemand zu rauchen beginnen sollte. Und mit Sicherheit hat auch niemandem seine erste Zigarette geschmeckt. Die Sucht ist durch gezielte Manipulation entstanden. Eine Ballung von Eindrücken, vom Marlboro-Cowboy in der Werbung bis zum rauchenden Wissenschaftler im Hollywood-Film, die insbesondere jüngere Menschen einst glauben machte, dass die Zigarette zum Bild einer starken Persönlichkeit gehört.
Genauso möchte ich klarstellen, dass jeder Raucher auf seine Umgebung entsprechende Rücksicht nehmen sollte. Und ich bin überzeugt, dass dies mittlerweile von wirklich niemandem mehr angezweifelt wird.
Doch was für eine Absicht steckt dahinter, Gerüchte in die Welt zu setzen, dass Raucher für den Tod von 600.000 Menschen verantwortlich seien? Nicht nur, dass es sich dabei um eine kaum wirklich belegbare Zahl handelt, im Vergleich zu anderen vermeidbaren Todesursachen, wie etwa Hunger, wirkt sie sogar verschwindend klein. Wo bleibt die gewohnte Rücksichtnahme auf identifizierbare Gruppen? Warum wurde es zum einheitlichen Ziel der Medien, nikotinsüchtige Mitmenschen nicht nur zu Außenseitern zu stempeln, sondern letztendlich zu Mördern?
Das durchschnittliche Lebensalter und die Volksgesundheit im Allgemeinen haben sich während des 20. Jahrhunderts in den entwickelten Ländern deutlich erhöht bzw. verbessert. In genau dem Jahrhundert, in dem die Nikotinsucht, durch massive Unterstützung der Medien, rapide um sich gegriffen hat. Mittlerweile gehen wir berechtigt davon aus, dass sich beides ohne Tabakgenuss noch weiter verbessern könnte. Doch die Menschen, die der seinerzeitigen Manipulation durch die Medien zum Opfer gefallen sind – und niemand braucht darauf stolz zu sein – gehören mittlerweile zu den älteren Jahrgängen. Wie wirken sich plötzlich umgekehrte Kampagnen durch die gleichen Medien auf den Respekt aus, der Mitmenschen entgegen gebracht werden sollte? Von Rauchern Rücksicht zu verlangen hat seine Richtigkeit. Sie als Mörder zu bezeichnen erinnert aber an dunkle Zeiten der Vergangenheit. Und es bleibt zu hoffen, dass nicht eines Tages Steine nach Menschen geworfen werden, die mit einer Zigarette in der Hand spazieren gehen, dass Zigarettensymbole auf Türen der Häuser von Rauchern geschmiert werden und im Anschluss Fanatiker durch die Straßen ziehen, um die Fensterscheiben dieser Häuser zu zertrümmern.