Samstag , 27 April 2024
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Börsen verlieren weiter. Goldpreis steigt

boerse_frankfurt_handelssaalDer deutsche Aktienindex DAX setzte zu Wochenbeginn seinen Abwärtstrend fort. Auch die Wall Street wurde während des Vormittags von den „Bären“ dominiert – und nichts deutet auf eine Umkehr dieser Tendenz. Der Goldpreis hingegen durchbrach deutlich die 1700er-Marke. Als Anlass für den anhaltenden Einbruch der Aktienmärkte wird die Herabstufung der amerikanischen Kreditwürdigkeit angeführt. Abgesehen davon, dass diese noch immer deutlich zu hoch bewertet wird, die wahren Gründe liegen wesentlich tiefer.

Eigentlich ist es absurd. Weil die USA mit wirtschaftlichen Problemen kämpfen, fallen die Kurse an den europäischen Börsen. Doch so sieht die Situation im Zeitalter von Globalisierung und internationaler Verstrickung der Finanzmärkte eben aus. Als vor drei Jahren die größte Kreditspekulation aller Zeiten mit dem Platzen der Blase endete, und dies passierte ausschließlich deswegen, weil die Hauspreise in Amerika sanken, mussten europäische Banken mit Steuergeldern vor dem Konkurs gerettet werden. (Wäre dies nicht ein wunderbarer Anlass gewesen, das Bankensystem von Grund auf zu reformieren?)

Jetzt ist allerdings nicht nur ein einziges Land verantwortlich, es stehen zwei Erklärungen für den angehenden Crash zur Verfügung. Die Finanzkrise innerhalb der Eurozone. Die verantwortungslose Überschuldung von Griechenland, Spanien, Portugal, Irland und Italien, wo die Arbeitskraft mittlerweile nicht mehr ausreicht, um die anlaufenden Zinsen zu begleichen. Und genau die gleiche Situation zeigt sich in den Vereinigten Staaten. Und wenn es sich beim drastischen Anheben der Staatsschulden um die einzige Möglichkeit handelt, den Bankrott zu verzögern, dann ist ein AA+-Rating noch bei weitem zu hoch. Warum sollten die USA eine bessere Bewertung verdienen als Griechenland? Bloß weil die Fed völlig unkontrolliert Geld kreieren darf, was innerhalb der Eurozone nicht mehr so einfach möglich ist?

Ein wesentlicher Punkt, der in den europäischen Medien kaum Beachtung findet, ist der Umstand, dass die nationale US-Wirtschaft seit gut zwanzig Jahren von der Verschuldung der Bürger abhängig war. Die Summe aller Einkommen reichte bei weitem nicht für genügend Konsum aus, um Produktion und Handel auszulasten. Doch dafür gibt’s ja Kredit. Neben ausschließlich durch Hypotheken finanzierten Eigenheimen, fremdfinanzierten Autos, Motorbooten etc, wurden massenhaft neue Kreditkarten unters Volk geworfen. In den USA ist es nicht notwendig, das Minus regelmäßig auszugleichen. Die Zinsen für überzogene Kreditkarten liegen meist bei über 20%.

Doch seit Beginn der Finanzkrise, 2007/2008, werden kaum neue Kredite für Konsumenten ausgegeben. Die Wirtschaft schrumpft, die Einkommen sinken, Erhöhungen der Dollarmenge kommen ausschließlich dem Finanzsektor zugute. Es gibt in den USA einfach nicht genügend Kaufkraft, um das Rad der Wirtschaft in Schwung zu halten. Und dazu kommen jetzt noch die geforderten Einsparungen.

Der DAX schloss am Montag mit einem Verlust von mehr als 5%. Der Dow Jones lag gegen Mittag bei einem Minus von 3%. Ein weiterer Hinweis auf den Ernst der Lage ist der Goldpreis. Bis auf $ 1.720 schlug die Kurve bereits aus. Und es gibt zur Zeit keinerlei Anzeichen, dass sich dieser Trend ändern könnte.

Welche Maßnahmen könnten gesetzt werden, um die Talfahrt der Märkte einzubremsen? Ein Absenken der Zinsen ist praktisch nicht mehr möglich. Die liegen – innerhalb des Finanzsektors, versteht sich, nicht für Konsumenten – ohnehin bereits fast bei Null. Eine plötzliche Ausdehnung des Goldvolumens? In Anbetracht der erst zwischen Ende 2007 und Mitte 2010 von der Fed ausgegebenen Kredite – natürlich wiederum nur an den Finanzsektor – von mehr als 16 Billionen Dollar, scheint auch dieser Spielraum an der Obergrenze angelangt zu sein.

Eine Möglichkeit stünde natürlich zur Verfügung, die gleichzeitig auch den Welthandel auf den Kopf stellen würde. Eine dramatische Abwertung des Dollars sowohl als auch des Euros. Die Schuldenlast wäre damit reduziert. Gleichzeitig würde auch die Arbeitskraft der Menschen wieder ausreichen, um die Zinsen – für eine gewisse Zeit – bezahlen zu können. Dass es sich dabei um keine Lösung des Problems, das vorwiegend im System der Fiat-Währungen zu suchen ist, handelt, sondern lediglich um eine Verzögerung des endgültigen Zusammenbruchs, führt zur Frage, warum die Entscheidungsträger in der Finanzwelt eine solche herbeiführen sollten. Wir kennen weder ihre Namen noch sind wir mit ihren Zielen vertraut. Was dem Experten vielleicht entgehen mag, für den „gesunden Menschenverstand“ ist es offensichtlich: Bei der Entwicklung der Finanzmärkte während der vergangenen Jahrzehnte handelt es sich weder um Zufall noch um unvorhersehbare Auswirkungen. Die Finanzelite mag zwar uns alle für dumm halten, selbst weiß sie aber nur zu genau, was sie tut.

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