Freitag , 26 April 2024
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Chile: Mitgefühl oder „Big Business“

campamento_esperanzaEs gibt Situationen, in denen das Leid Einzelner die Welt in Atem hält. Ohne Zweifel, sind es Hunderte von Millionen Menschen, die gespannt auf die Rettung der Minenarbeiter in Chile warten. ABC-Reporter Jeffrey Kofman vergleicht die Situation sogar mit der spektakulären Rettung der Apollo-13-Mission. Während 33 Arbeiter, die zur Überraschung aller noch immer lächelnde Gesichter zeigen, vielleicht nur noch Stunden von ihrer Rettung entfernt sind, scharen sich mehr als 1.000 Journalisten mitten in der Wüste, um die Welt über alle Details der Rettungsaktion zu informieren. Gleichzeitig werden bereits Pläne geschmiedet, die tragische Geschichte der Betroffenen so gewinnbringend wie möglich zu vermarkten.

Wer sich die Situation auszumalen versucht, zusammen mit knapp drei Dutzend Kumpeln, Hunderte von Metern unter der Erdoberfläche für mehr als zwei Monate gefangen zu sein, anfangs ohne jegliche Hoffnung, der tödlichen Falle zu entkommen, kann kaum umhin, den Meldungen über die bevorstehende Rettung gespannt zu folgen. Nicht nur die Angehörigen, nicht nur die Menschen in Chile, die ganze Welt hofft auf ein Ende der Tragödie. Wenn alles funktioniert, so könnte die Bergung bereits in der kommenden Nacht, spätestens Mittwoch früh, beginnen.

Die Mine, in der sich der Unfall ereignete, liegt fernab der Zivilisation. Mitten in einer der trockensten Wüsten der Welt. Noch nie zuvor haben sich dort so viele Menschen gleichzeitig aufgehalten. Eine Zeltstadt ist entstanden, die „Campamento Esperanza“, das „Lager der Hoffnung“ genannt wird. Rund 2.000 Menschen leben dort. In erster Linie die Rettungsarbeiter und die Familien der Betroffenen, für deren Kinder sogar eine Schule eingerichtet wurde. Der Großteil der Anwesenden arbeitet jedoch für die Presse. Anderson Cooper von CNN schätze deren Zahl gestern sogar auf 1.500. Kein Fernsehsender, keine Zeitung, möchte auch nur die geringste Verzögerung in Kauf nehmen. Während die Einen darauf hoffen, die 33 Männer endlich in Sicherheit zu wissen, sehnen sich Andere nach überzeugenden Bildern, Aufmerksamkeit weckenden Schlagzeilen – wenn auch durchaus im positiven Sinn.

Und, nachdem alle Welt voll von Mitgefühl auf die Rettung wartet, laufen die Gehirne jener heiß, die Dokumentarfilme über die Tragödie planen, Serien für Magazine, mitreißende Bücher. Anwälte warten darauf, von den Geretteten Exklusivrechte unterschrieben zu bekommen. Ein Ereignis, dass von der ganzen Welt so „hautnah“ verfolgt wird, muss sich letztendlich auch finanziell ausschlachten lassen.

Wir hoffen alle auf ein glückliches Ende. Wir wünschen jedem Einzelnen der Minenarbeiter, dass er endlich wieder Tageslicht erblickt. Wir teilen ihre Hoffnung, endlich wieder geliebte Menschen, die Familie, zu umarmen. Auch hoffen wir darauf, dass keiner dieser Männer jemals wieder einen Fuß in eine Mine setzen muss. Eine Entschädigung, die dazu ausreicht, den Rest des Lebens zu finanzieren, steht jedem Einzelnen ohne Zweifel zu. Dass Unbeteiligte damit spekulieren, das Mitgefühl der Welt für Umsatzsteigerungen zu nutzen, wirkt dabei wie der unverzichtbare Wermutstropfen, der bittere Beigeschmack einer materialistisch denkenden Gesellschaft. Doch, ungeachtet dessen, für die 33 Männer, die tief unter der Erdoberfläche auf ihre Rettung warten, könnten die letzten Stunden vor der Erlösung wohl zu den längsten werden. Möge die Rettung ohne jegliche Zwischenfälle erfolgen. Und danach sollten sie ausreichend Zeit zur Verfügung haben, sich von einem Erlebnis zu erholen, dass mit Sicherheit keiner von uns selbst erleiden möchte.

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