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Was bedeutet Armut

armutWährend sich The Intelligence erst kürzlich mit der Frage auseinander setzte, was mit den Früchten des Fortschritts passiert, davor von 37 Millionen hungrigen Amerikanern berichtete, setzt man sich nun auch in Deutschland mit dem Problem der Armut auseinander. Die statistisch ausgewerteten Zahlen wirken schockierend. Die DIW-Studie setzt sich mit den Werten des Jahres 2008 auseinander, die besagen, dass 11,5 Millionen Deutsche unter der Armutsgrenze lebten. Um ein Drittel mehr als nur zehn Jahre davor. Wir wissen, in welche Richtung die Tendenz zeigt. Und die Realität ist noch wesentlich dramatischer als es Statistiken auszudrücken vermögen.

Wer gilt in Deutschland als arm? Als Vergleich wird das Durchschnittseinkommen genommen, das für 2008 mit 17.806 Euro jährlich angegeben wird. Wer über nicht mehr als 60 Prozent dieses Einkommens verfügt, gilt in Deutschland als Arm (die Europäische Kommission nimmt nur 50 Prozent als Grenzwert).

Und dann lesen wir noch, dass ein alleine lebender Mensch als arm gilt, wenn er monatlich mit weniger als 925 Euro sein Auslangen finden muss. Bei einem kinderlosen Ehepaar steigt der Wert auf 1.388 Euro und für jedes Kind werden knapp 300 Euro monatlich, das sind weniger als 10 Euro pro Tag, dazugerechnet.

Das schlimmste an dieser Studie ist, dass ein großer Teil der Betroffenen einer Arbeit nachgeht. Üblicherweise, wird meist nur zwischen Brutto- und Nettoeinkommen verglichen. Nachdem aber jeder Mensch mit unumgänglichen Basiskosten konfrontiert ist, sollte eigentlich ein dritter Wert in Analysen häufiger Anwendung finden, nämlich der des disponiblen oder verfügbaren Einkommens. Die Miete für eine Kleinwohnung ist kein Luxus, sie ist eine Notwendigkeit. Ein Telephonanschluss ist unumgehbar. Auf ein Auto lässt sich, wenn es der Beruf nicht erfordert, zwar verzichten, doch auch öffentliche Verkehrsmittel verursachen Unkosten. Sobald jemand sein Haus verlässt, um einer Arbeit nachzugehen, braucht er entsprechende Kleidung, die in vielen Fällen einem gewissen Standard zu entsprechen hat. Die Kosten für die Ernährung dürfen dabei nicht vergessen werden, und oft genug sind arbeitende Menschen gezwungen, eine Nahrung am Tag in einem Lokal einzunehmen. Ziehen wir diese regelmäßig entstehenden Kosten von einem durchschnittlichen Monatseinkommen ab, was bleibt unterm Strich? 300 Euro? Zehn Euro pro Tag? Jetzt soll mir jemand erklären, dass ein Mensch, der jeden Tag zur Arbeit fährt, dort seine acht Stunden schafft, abends müde heimkommt, und nicht mehr als einen Zehner pro Tag zur Verfügung hat, um sich Essen zu leisten, das über die Grundnahrung hinausreicht, um sich ein Bier zu gönnen oder einen Kinobesuch, dass so ein Mensch nicht als arm gilt, weil sein Gehalt dem Durchschnitt entspricht? Erlaubt sich so ein Mensch einmal einen Fehler, „haut über die Schnur“, gibt einmal am Wochenende unüberlegt ein paar Hunderter aus, dann plagen ihn monatelang die Kopfschmerzen, wie er dieses Loch wieder stopfen kann.

Natürlich, werfen wir dann noch einen Blick auf jene, die mit 60 und weniger Prozent eines Durchschnittseinkommens leben müssen, dann zeigt sich um so deutlicher, die Härte einer derartigen Situation. Wundert man sich dann noch, wenn jenseits des ehemaligen Eisernen Vorhangs mehr und mehr Menschen positiv über die „guten alten Zeiten“ des Kommunismus sprechen? Ich will damit keineswegs sagen, dass marxistische Systeme die besseren wären, ich will sagen, dass in der modernen Welt, ungeachtet, ob in Deutschland, in Österreich, in Italien, in Frankreich oder in Amerika, irgend etwas schief gelaufen ist. Und ich glaube nicht, dass sich das Problem durch diese oder jene Maßnahme lösen ließe. Einen kranken Baum sägt man einfach um und pflanzt einen neuen!

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