Freitag , 26 April 2024
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Wofür nehmen die Deutschen einen Kredit auf?

Die Zinsen sind so niedrig wie nie zuvor. Sparen bringt nichts mehr. Wer sein Geld sinnvoll verwenden will, gibt es am besten aus. Besonders Menschen, die kein Geld auf der hohen Kante haben, profitieren von den niedrigen Zinsen bei einem Kredit. Denn die Entwicklung auf dem Geldmarkt bedeutet zugleich, dass Kredite zu äußerst günstigen Konditionen zu haben sind. In Deutschland werden jedes Jahr mehr als 7 Millionen Kreditverträge abgeschlossen – die Tendenz ist steigend.

1.Investment in Betongold

Die meisten Kredite, die in Deutschland abgeschlossen werden, dienen zur Finanzierung einer eigenen Wohnung oder eines eigenen Hauses.

Die Begeisterung für den Hauskauf auf Pump hat einen einfachen Grund: Das Investment in das sog. Betongold gilt als sichere Geldanlage.

Die niedrigen Zinsen ermöglichen den Erwerb von Immobilien zu guten bis sehr guten Konditionen. Zugleich ist zumindest in größeren Städten mit einer erheblichen Wertsteigerung in den nächsten Jahren zu rechnen. Eigentumswohnungen und Eigenheime erweisen sich somit als eine der besten Formen der Altersversorgung. Es lohnt sich durchaus, den Erwerb über einen Kredit zu finanzieren.

Autokredit

2. Kredite für den Autokauf sind weit verbreitet

In der Infografik wird deutlich, dass an zweiter Stelle mit immerhin 18 Prozent aller Kredite Luxusgüter finanziert werden. Tatsächlich zählen die Statistiker in dieser Übersicht auch das Auto zu den Luxusgütern. Das Auto ist bekanntlich des Deutschen liebstes Kind – so kann es nicht verwundern, dass der Autokauf noch immer einer der wichtigsten Gründe für einen Kredit ist. Deutlich mehr Kredite werden dabei für den Kauf eines Gebrauchtwagens aufgenommen als für den Kauf eines Neuwagen.

Nicht immer ist übrigens der Kredit beim Autohaus die günstigste Wahl. Vergleichen unterschiedlicher Kreditangebote lohnt sich auf alle Fälle. Manchmal ist es besser, den Kredit bei der Hausbank aufzunehmen und im Autohaus als Barzahler einen ordentlichen Rabatt auszuhandeln.

3. Alltag ist oft nur noch mit Kredit finanzierbar

15 Prozent der in Deutschland abgeschlossenen Kredite dienen dazu, Alltagsdinge wie Kleidung, Haushaltsgeräte oder das eine oder andere neue Möbelstück zu kaufen. Die hohe Zahl der Kreditaufnahmen für Alltagsdinge gibt Experten allerdings zu denken. Denn offensichtlich haben immer weniger Menschen durch die Erwerbsarbeit oder Transferleistungen genügend Geld zur Verfügung, um die grundlegenden Alltagsbedürfnisse befriedigen können. Hohe Ansprüche und verlockende Angebote zur Null-Prozent-Finanzierung, mit denen unter anderen die großen Medienhändler werben, haben zu dieser Entwicklung stark beigetragen. Experten und Verbraucherschützer betonen jedoch, dass niedrige Zinsen alleine nicht vor der Überschuldung schützen.

Wer Kredite für Luxus- und Alltagsdinge aufnimmt, sollte daher genau prüfen, ob er die monatlichen Raten auf längere Sicht bezahlen kann. Dabei ist nicht nur das verfügbare Einkommen zu betrachten, sondern alle notwendigen Ausgaben und zusätzliche Verpflichtungen, die bereits früher eingegangen wurden. Ist das Haushaltsbudget ohnehin knapp, können zusätzliche Belastungen von wenigen Euros zu ernsthaften Zahlungsschwierigkeiten führen.

4. Reisen in die weite Welt

Kredit für eine Reise
Die Deutschen sind Reiseweltmeister – und da sie die Urlaubsreisen so lieben, sind sie gerne bereit für die Reise einen Kredit aufzunehmen. Tatsächlich sind hier die Zinsen nicht ganz so günstig wie bei der Finanzierung von Autos, Immobilien und Gebrauchsgegenständen.

Der Grund ist naheliegend: Auto, Haus und Gebrauchsgegenstände dienen der Bank als Sicherheit. Kann der Kredit nicht bedient werden, gibt es immer noch Gegenständen mit einem materiellen Wert. Zahlt der Schuldner nicht, hat die Bank den Anspruch darauf, die Gegenstände durch Verkauf zu Geld zu machen. Bei einer Reise ist das nicht möglich. Denn wenn die Reise stattgefunden hat, bleiben Erinnerungen und schöne Bilder – aber nichts was die Bank verkaufen könnte. Das erhöhte Risiko des Totalausfalles ihrer Forderungen lassen sich die Banken folgerichtig mit höheren Zinsen bezahlen.

Bisher konnten die vergleichsweise hohen Zinsen für Reisen die Reiselust der Deutschen kaum brechen. Verbraucherschützer warnen aber auch hier ausdrücklich davor, den Kredit leichtfertig abzuschließen. Auch bei Reisen sollten genau geprüft werden, ob die monatlichen Raten bezahlt werden können. Ansonsten droht nämlich eine Schuldenfalle, aus der man nur schwer entkommen kann.

5. Umschuldungen – durch niedrige Zinsen oft sehr attraktiv

Wer vor zehn Jahren ein Haus gekauft und dafür einen Kredit aufgenommen hat, kann sich heute nur noch verwundert die Augen reiben, wie hoch die Zinsen damals waren. Bei Verträgen mit langer Zinsbindung ist das mehr als ärgerlich. Denn so müssen noch heute die hohen Zinsen gezahlt werden, obwohl das Zinsniveau aktuell historische Tiefstände erreicht.

Nicht wenige Menschen versuchen daher umzuschulden – und den alten Kredit durch einen neuen abzuzahlen. Das kann sich durchaus lohnen, doch ein Blick ins Kleingedruckte darf nicht fehlen. Die Banken lassen sich nämlich nur ungern den Gewinn aus den alten Verträgen entgehen und haben daher die Vorfälligkeitsentschädigung erfunden. Wer einen Kredit vor dem Ende der vereinbarten Laufzeit ablöst, muss die Bank für den entgegen Zinsgewinn entschädigen. Die Höhe dieser Entschädigung ist allerdings vor einigen Jahren vom Gesetzgeber gedeckelt worden.

6. Knietief im Dispo

Viele Menschen haben ihren Dispokredit bei der Bank dauerhaft überzogen. Trotz niedriger Leitzinsen berechnen viele Banken noch immer zweistellige Zinssätze für die Überziehung des Girokontos. Sie zahlen Monat für Monat große Beträge an die Bank, ohne dass der Dispokredit getilgt wird. Das kann richtig Geld kosten. Besser ist es, den Girokredit durch einen gewöhnlichen Kredit auszugleichen, und diesen Kredit mit monatlichen Ratenzahlungen zu tilgen. Mehr Geld bleibt in der Regel nicht übrig, der Kreditnehmer kann jedoch gewiss sein, dass er es in kleinen Schritten schafft, der Verschuldung zu entkommen.

Kredit für die Hochzeit

7. Die Deutschen lassen sich ihre Hochzeit etwas kosten

Haus, Auto, Urlaub, Umschuldung – es ist wenig überraschend, dass die Deutschen hierfür einen Kredit aufnehmen. Doch erstaunlich viele Kredite werden auch für Hochzeiten ausgegebenen. Mehr als 10.000 Euro kosten heute eine Hochzeit im Schnitt. Nicht alle Paare haben das Geld dafür auf der Bank. Damit der schönste Tag im Leben ausgiebig gefeiert werden kann, sind viele Menschen bereits, erhebliche finanzielle Belastungen auf sich zu nehmen. Angesichts recht niedriger Zinsen ist das kein Problem. Unbekannt ist jedoch, ob das niedrige Zinsniveau tatsächlich eine Ursache dafür ist, dass sich immer mehr Menschen bereit erklären, den Bund der Ehe zu schließen.

Bildernachweis:
alle Bilder – CC0 Public Domain / Pixabay.com

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Ein Kommentar

  1. Hallo ihr Lieben,

    Zum Abschnitt 1.Investment in Betongold :
    Die Infografik kapiere ich nicht.
    „Wofür nehmen die Deutschen einen Kredit auf?“ ist die Frage nach dem Zweck. In 52% der Fälle soll dieser Zweck die Immobilienfinanzierung sein.
    Vermutlich ist das falsch, und die Prozentzahl ist sehr viel kleiner. Denn laut Infografik liegen nur 27% der Kredite über 10.000 Euro. Immobilienkredite sollten einen Teil dieser 27% ausmachen.
    Beziehen wir die 52% versuchsweise nicht auf den Zweck, sondern auf das Kreditvolumen und auch ausschließlich auf die privaten Haushalte („Die Deutschen“), zu denen volkswirtschaftlich auch Firmen gehören, die keine Kapitalgesellschaften sind (Selbständig, GmbH,…), dann könnten 52% vom Volumen durchaus hinkommen, der prozentuale Anteil an den Zwecken dürfte dann aber eine etwa Zehnerpotenz niedriger ausfallen.

    Die Aussage „Das Investment in das sog. Betongold gilt als sichere Geldanlage.“ ist wohl richtig. Die Frage ist, ob das, was als sicher gilt, auch wirklich sicher ist. Antwort: Natürlich nicht.
    Der Wert einer Immobilie hängt von Angebot und Nachfrage ab. Die Nachfrage steigt mit den Löhnen und sinkendem Zins, sie fällt mit stagnierenden Realöhnen und steigendem Zins. Hoher Zins verstärkt den Verkaufsdruck bereits vor Ende der Festschreibungszeit, niedriger Anschlusszins erzeugt keinen Verkaufsdruck und wirkt angebotsverknappend.
    Wer zu niedrigen Zinsen kauft, zahlt mehr, muss höheren Kredit aufnehmen, für den er Zinsen zahlt. Der monatliche Tilgungsbetrag für diesen höheren Kredit ist ebenfalls höher.
    Hypothekendarlehen sind Annuitätendarlehen, die monatliche Zahlung ist immer gleich hoch, auch wenn die Restschuld und damit der Zinsanspruch der Bank stetig sinkt. Das sozusagen zu viel gezahlte Geld, der durch die erbrachten Tilgungsleistungen ersparte Zins, wird von der Bank zur Tilgung verwendet. Dadurch verkürzt sich die Laufzeit des Kredits.
    Ist der Zins hoch, ist auch der ersparte Zins hoch. Die Laufzeit dieses Darlehens ist wesentlich kürzer als die mit dem niedriegen Zins. Der Hochzins-Bauherr ist viel früher schuldenfrei als sein Niedrigzinskollege.
    Überschlagsmäßig kann man etwa sagen, dass ein höherer Zins sich nur zu einem Drittel im Gesamtaufwand niederschlägt. Wer es genau haben will, möge im konkreten Einzelfall nachrechnen.
    Man könnte einwenden, dass der Hochzinsbauherr trotz der kürzeren Laufzeit immerhin mit einer hohen monatlichen Belastung klar kommen muss. Aber vielleicht muss er das gar nicht, weil er im Hochzins viel billiger gekauft hat und sein Kredit viel kleiner ist als der seines Kollegen, der heute kauft.
    Und so ganz nebenbei hat der Hochzinsbauherr klammheimlich einen Vermögenszuwachs erfahren. Seine Immobilie hat ihren Wert z.B. bereits um 50% erhöht. Aus 200T Vermögen sind 300T geworden.
    Der Niedrigzinskollege hat nun das Problem des Vermögenschwunds bei wieder steigenden Zinsen. Er hat 300T gezahlt, davon 50T Ersparnisse als Eigenkapital und 250T Kredit. Seine ehemals 300T Vermögen sind auf 200T geschrumpft und die Kreditsicherheit ist für die Bank nicht mehr gegeben. Kann der Kunde nicht eben mal 70T an Sicherheiten aus dem Ärmel ziehen, wird sein Haus versteigert. Für 150T. Käufer: Die Bank.

    „Die niedrigen Zinsen ermöglichen den Erwerb von Immobilien zu guten bis sehr guten Konditionen. “ – Die Darlehenskonditionen sind gut bis sehr gut, die (gesamten) Konditionen zum Immoblienerwerb sind jetzt nicht so gut.

    „Zugleich ist zumindest in größeren Städten mit einer erheblichen Wertsteigerung in den nächsten Jahren zu rechnen.“ – „Erheblich“ -Wenn die Zinsen erheblich sinken und/oder die Löhne erheblich steigen, ist tatsächlich damit zu rechenen. Umgekehrt geht es garantiert schief.

    “ Eigentumswohnungen und Eigenheime erweisen sich somit als eine der besten Formen der Altersversorgung.“ – Das ist in der Vergangenheit schon vorgekommen. (Weiteres wurde bereits gesagt.)

    “ Es lohnt sich durchaus, den Erwerb über einen Kredit zu finanzieren.“ – So sagt es uns der Banker. Die Aussage ist ist an keinerlei Bedingungen geküpft (s.oben) und somit absolut unhaltbar!

    Übrigens hat man nach dem Krieg für sieben Unzen Gold eine Immobilie bekommen.
    Das soll keine Empfehlung zum Kauf von Edelmetallen sein, sondern nur ein Hinweis auf den Wertverfall einer Immobilie, einmal nicht in Geld ausgedrückt, sondern im Verhältnis zu etwas anderem.
    Falls jemand wissen sollte, für wieviele Stangen Zigaretten man bereits Immobilien bekommen konnte, würde ich mich freuen, hier darüber lesen zu können.

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