Dienstag , 19 März 2024
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Schönheitsideale – Der Wahn vom Dünn sein

Die Debatten um die neuesten Fashionsendungen und Modelshows erhitzen mal wieder die Gemüter. Auch mit dem Präsentieren von extrem dünnen Models auf diversen Fashion Weeks wird der Frauenwelt auf direkte Weise suggeriert, dass Schönheit und Erfolg von der optimalen Kleidergröße abhängen. Ein gefährlicher Trend, der nicht nur zu Lasten der eigenen Gesundheit geht, sondern auch Spuren auf der Seele hinterlässt und immens am Selbstbewusstsein normalgewichtiger Frauen kratzt.

Hungern um schön zu sein
Bildquellenangabe: ©Claudia Hautumm / pixelio.de

Ein Leben für die Schönheit

Der Ausspruch „Wer schön sein will muss leiden“, kommt nicht von ungefähr. Viele junge Mädchen sehen im Modeln ihren Traumberuf und würden alles dafür geben, um so zu wirken, wie die vielen bekannten Gesichter auf all den farbigen Illustrierten. Um die Welt reisen, viel Erleben und gutes Geld verdienen, das ist allerdings nur die eine Seite der Medaille. Denn um überhaupt regelmäßige Buchungen von renommierten Agenturen zu erhalten, müssen Sie auf alle Fälle auch deren Schönheitsideal entsprechen.

Und genau dieses nimmt ein immer fragwürdigeres Aussehen an. Skelettartiger Körperbau, hervortretende Becken- und Schulterknochen sind dabei nur die äußeren Anzeichen. Damit die Mädchen auch schlank genug erscheinen, wird ohne Ende gehungert. Mit den fatalen Folgen, die aus dieser Unterernährung entstehen können, wird sich im Vorfeld oft nicht auseinandergesetzt. Das krampfhafte Kämpfen um jedes Pfund kann

– Magersucht,
– Bulimie,
– Kreislauf- und Herzversagen,
– Schädigung der Organe

nach sich ziehen, schlimmstenfalls mit dem Tod enden. Um aus dieser Spirale von Streben nach Anerkennung, Erfolg und Schönheitsideal wieder herauszukommen, müsste ein Umdenken bei allen Verantwortlichen in der Modebranche einsetzen, welches sich dann auch in den Köpfen der Models manifestieren würde.

Vorbildner ebnen den Weg

Schönheitsideale wurden schon immer durch die Gesellschaft geprägt. Dünne, magere Frauen galten in noch keiner geschichtlichen Epoche zuvor als besonders begehrenswert oder ansehnlich. Bekannte Maler wie Rubens schufen Porträts runder, wohlbeleibter Frauen und sahen darin auch das Idealbild der holden Weiblichkeit. In den 60iger Jahren übernahm Twiggy die Führung in der Modewelt und weil sie ihren dürren, schlaksigen Körper mit einer unverwechselbarer Leichtigkeit zur Schau stellte, wollten alle jungen Mädchen genauso aussehen wie sie. Diese Idealvorstellung vom Schönsein hat sich bis heute nicht verändert.

Sogar ganz im Gegenteil. Angeregt durch die hitzigen Debatten der Magerwahngegner, nehmen auch Prominente zu den Vorwürfen Stellung. Der bekannte Designer Wolfgang Joop fordert weiterhin, dass nur extrem dünne Models in seinen Shows laufen dürfen. Er ist der Meinung: „Wo Konsum regiert, müssen auch Opfer gebracht werden.“ und setzt weiterhin auf die zierlichen Dünnen. Auch Topmodel Kate Moss lies verlauten, dass sich nichts auf der Welt so gut anfühlt, wie dünn zu sein. Die Statements bekannter Modeschöpfer und Models bleiben nicht ungehört und beeinflussen auch weiterhin das Denken und Handeln der jungen Mädchen, die ihren Idolen unbedingt nacheifern möchten.

Neue gefährliche Trends rücken in den Mittelpunkt

Nicht genug, dass der Magerkult gesundheitlich bedenklich ist, es werden auch immer neuere Trends geschaffen, an denen sich der angeblich perfekte Körper messen soll. Thigh Gap ist eine Lücke, die zwischen den Oberschenkeln klaffen muss, um den Schönheitsideal zu entsprechen. Damit dies gelingt, heißt es hungern. Mittlerweile kursieren im Internet fragwürdige Anleitungen, wie das Ziel Thigh Gap zu erreichen ist. Unberücksichtigt dabei bleibt meist der Umstand, dass nicht jeder Körper dazu in der Lage ist. Abgesehen davon, dass ein Thigh Gap nichts Erstrebenswertes ist, ist jeder Körperbau einer Frau anders und das Becken kann schmaler oder breiter ausfallen.

Ein weiterer gefährlicher Trend nennt sich Bikini Bridge, der rasend schnell in sozialen Netzwerken seine Runden macht. Für Aufmerksamkeit sorgen dabei stark hervorstechende Beckenknochen, die beim Tragen eines Bikinis sichtbar werden. Das bedeutet, dass sich zwischen Ihrem Bikinihöschen und dem Unterbauch eine Lücke entstehen muss, um den Idealbild einer Frau zu entsprechen.

Das Leben in einer verkehrten Welt

Der Magerwahn hat zur Folge, dass das Frauenbild in der Gesellschaft völlig verfälscht wird. Wo hört Dünn sein auf und wo fängt Dick sein an? Der ideale Bodymaßindex bei Frauen liegt zwischen 19 und 25. Size Zero steht für Kleidergröße 32 und genau dieses Schmalmaß und weit darunter tragen die Models auf den Schauen. Das würde bedeuten, dass der Bodymaßindex weit unter 18 zur Grenze des Untergewichtes rutscht.

Bei sogenannten Modeschauen für Übergrößen laufen mittlerweile Models über den Laufsteg, welche mit der Konfektionsgröße 38/40 ausgestattet sind. Eine Größe, die bislang als Normalgröße galt und wer diese besaß, wurde stets als schlank bezeichnet. Diese Einordnung sagt aber aus, dass mehr als die Hälfte aller Frauen dick sein müssen. Wie Sie Ihre passende Kleidergröße ermitteln können, zeigt diese Größentabelle. Einige Modeketten bieten mittlerweile eine „Übergrößen-Modelinie“ an, die sich an Frauen mit Konfektionsgröße 40 bis 54 richtet. Wobei jede normalgewichtige Kundin sich fragen muss, in welcher Kategorie sie sich jetzt einordnen darf. Dabei bleibt bei der Bezeichnung „Plus Size“ auch die Frage nach der Wertigkeit. Sind Sie weniger attraktiv, nur weil Sie nicht in Kleidergröße 34, sondern eher in die 40 passen? Muss größeren Konfektionsgrößen eine Extrabezeichnung gegeben werden?

Immer dünner sein.
Bildquellenangabe: ©Lisa Spreckelmeyer / pixelio.de

Veränderungen beginnen im Kopf

Es geht allerdings auch anders. Mittlerweile engagieren sich einige Firmen, um ein Zeichen oder dem Magerwahn hoffentlich bald ein Ende zu setzen. Auf ihren Werbeplakaten sind Frauen in ihrer ganzen Natürlichkeit zu sehen, deren Abbild nicht mit dem Photoshop bearbeitet wurde. Auch der Kosmetikhersteller Dove setzt seit vielen Jahren auf die Initiative Frauen zu ermutigen, sich so zu zeigen, wie die Natur sie schuf. Das Frauenbild, welches der Kosmetikhersteller in seinen Werbeclips vermittelt sagt aus: „Schaut her, ich gefalle mir und es geht mir gut damit, nicht in eine Schablone zu passen.“

Wer legt denn fest, ob nur dünne Körper optisch besonders attraktiv sind?

Viele Frauen erkennen sich in den Fotos der normalgewichtigen Models wieder und begreifen, dass Attraktivität nicht nur durch ein ansprechendes Äußeres getragen wird, sondern auch von innen kommt. Frauen, die sich und ihren Körper mit allen kleinen Mängeln und Unebenheiten akzeptieren können und nicht einem völlig überzogenem Idealbild hinterherrennen, sind die wahren Gewinner im Leben.

Ein Schritt wäre es auch, Frauen durch Konfektionsgrößen nicht mehr zu stigmatisieren und Bezeichnungen, wie „Übergröße“ oder „Plus-Size“ aus der Modebranche vollends zu entfernen.

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