{"id":5065,"date":"2012-12-11T18:15:12","date_gmt":"2012-12-11T18:15:12","guid":{"rendered":"http:\/\/test.theintelligence.de\/wordpress\/?p=7155"},"modified":"2015-02-04T12:06:50","modified_gmt":"2015-02-04T12:06:50","slug":"umweltschutz-oder-big-business","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.theintelligence.de\/index.php\/wissen\/umwelt\/5065-umweltschutz-oder-big-business.html","title":{"rendered":"Umweltschutz oder Big Business?"},"content":{"rendered":"

Wenig bis gar nichts wurde beim letzten Klimagipfel in Doha beschlossen. Wie sinnlos jeder Versuch bez\u00fcglich internationaler Abkommen zum Umweltschutz ist, zeigte schon das Kyoto-Protokoll. Die gr\u00f6\u00dften Umweltsch\u00e4dlinge USA und China schlossen sich von Anfang an aus und Kanada distanzierte sich im Dezember des Vorjahres, um eine Zahlung von mehr als zehn Milliarden Euro zu umgehen. Kanada, reich an sogenanntem \u00d6lsand, z\u00e4hlt mittlerweile zu den weltgr\u00f6\u00dften \u00d6lexporteuren. Daf\u00fcr werden W\u00e4lder r\u00fccksichtlos zerst\u00f6rt. Was bleibt ist toxischer Schlamm und nicht minder giftige Grundwasserseen.<\/p>\n

\"alberta<\/p>\n

Die Nutzung von \u00d6lsand ist nicht nur kostenintensiv, sondern vor allem enorm umweltbelastend. Greenpeace erkl\u00e4rt diesbez\u00fcglich:<\/p>\n

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\u201eDenn f\u00fcr den Abbau des Teersandes m\u00fcssen nicht nur riesige Urwaldgebiete gerodet werden: Es fallen bei der Trennung von \u00d6l und Sand t\u00e4glich knapp zwei Millionen Barrel giftigen Schlamms an. Dieses Nebenprodukt der Teersandf\u00f6rderung enth\u00e4lt u.a. Arsen, Cadmium und Quecksilber. Vermischt mit Wasser wird es einfach in nat\u00fcrliche Senken gepumpt. Diese toxische Br\u00fche sickert ins Grundwasser …\u201c<\/i><\/p>\n

Greenpeace<\/i> bem\u00fcht sich mit der j\u00fcngsten Initiative nicht nur, der Menschen Spendenfreudigkeit zu aktivieren, sondern auch die Europ\u00e4ische Union dazu zu bewegen, \u00d6limporte aus Kanada, aus Gr\u00fcnden des Umweltschutzes, zu stoppen.<\/p>\n

Nicht nur die tropischen Regenw\u00e4lder Brasiliens dienen der Regenerierung unserer Luft, sondern auch die W\u00e4lder Kanadas. Die Staaten Europas folgten dem Druck der USA und stellten \u00d6limporte aus dem Iran ein, weil dort angeblich an der Herstellung von Atomwaffen gearbeitet wird. Doch nicht nur, dass von der iranischen Regierung diese Beschuldigung bestritten wird, gerade jene Staaten, die am intensivsten gegen den Iran auftreten, verf\u00fcgen selbst \u00fcber ein gigantisches Arsenal an nuklearen Sprengk\u00f6pfen, Israel eingeschlossen. In Kanada hingegen wird die Natur, das Gemeingut der Menschheit, auf Generationen hin vergiftet. Und von offizieller Seite gibt es dagegen keinerlei Einspruch. Gerade bei den Vereinigten Staaten handelt es sich um den Hauptabnehmer kanadischen Erd\u00f6ls.<\/p>\n

Wie oft werden wir in anderen Zusammenh\u00e4ngen daran erinnert, dass wir uns an internationale Abkommen zu halten haben? Als Kanada 1997 das Kyoto-Protokoll unterzeichnete, lag der Preis f\u00fcr Roh\u00f6l bei deutlich unter $ 30 pro Fass. Die Kosten f\u00fcr die Erd\u00f6lgewinnung aus \u00d6lsand betragen rund $ 40 pro Fass. Der extreme Preisanstieg w\u00e4hrend der folgenden Jahre machte diese Art der \u00d6lf\u00f6rderung dann pl\u00f6tzlich profitabel. Als Kompensation f\u00fcr die Nichteinhaltung der Vereinbarungen w\u00e4ren $ 14 Milliarden (\u20ac 10,8 Mrd.) f\u00e4llig gewesen. Am Tag nach dem Ende des Klimagipfels im s\u00fcdafrikanischen Durban, im Dezember 2011, verk\u00fcndete Kanada den R\u00fcckzug aus dem einst unterzeichneten Kyoto-Protokoll. Ohne Konsequenzen und ohne gro\u00dfe Diskussion. Zwar wurde die Meldung von den Massenmedien weitergegeben, doch von einem Skandal kann keine Rede sein.<\/p>\n

An dieser Stelle sei \u00fcbrigens auch erw\u00e4hnt, dass nicht \u201edie Kanadier\u201c f\u00fcr dieses unerh\u00f6rte Vorgehen verantwortlich gemacht werden k\u00f6nnen, sondern ausschlie\u00dflich die Regierung, die in bezeichnender Harmonie mit der \u00d6lindustrie handelt. Der Bev\u00f6lkerung geht es um nichts besser als der in anderen Industrienationen. Die Staatsschulden belaufen sich auf knapp 90% des BIP, rund 10% der Menschen leben unter der offiziellen Armutsgrenze und an der Tankstelle kostet der Treibstoff in Kanada mehr als im \u00d6l importierenden Nachbarland USA.<\/p>\n

Dieser Punkt verdient \u00fcbrigens besondere Aufmerksamkeit. In den meisten \u00d6l-exportierenden Staaten wird Treibstoff extrem billig verkauft. In Euro gerechnet kostet der Liter bleifreies Benzin im Iran 10 Cents, in Saudi Arabien 16 Cents und in Venezuela gar nur 2 Cents. In den USA wird Treibstoff um 73 Cents pro Liter verkauft. In Kanada jedoch um 95 Cents (Quelle: MyTravelCosts.com<\/a>)<\/p>\n

Was bei diesem Vergleich noch ins Auge f\u00e4llt, ist der Umstand, dass der weltweit teuerste Treibstoff in Norwegen zu finden ist. \u00dcber zwei Euro kostet dort der Liter Benzin, obwohl in diesem Land t\u00e4glich mehr als 1,7 Millionen Fass Roh\u00f6l gef\u00f6rdert werden. Ist es nicht sonderbar, dass, w\u00e4hrend sogenannten \u201eSchurkenstaaten\u201c der eigenen Bev\u00f6lkerung entgegenkommen, die Menschen, die in westlichen Industrienationen leben, auf allen Ebenen abgezockt werden?<\/p>\n

Wenn uns internationale Abkommen vor die Nase gehalten werden, an die wir uns zwingend zu halten haben, dann liegt dies daran, dass einige Konzerne an der Einhaltung verdienen. Anders hingegen ist die Situation beim kanadischen Vertragsbruch im Rahmen des Kyoto-Protokolls (wof\u00fcr es aber sicher das passende rechtliche Schlupfloch gab). Denn hier profitieren einige wenige Konzerne durch die Nichteinhaltung der Vereinbarung. Suncor Energy<\/i> etwa setzte im Jahr 2010 mehr als $ 35 Mrd. (\u20ac 27 Mrd.) um, gefolgt von Imperial Oil<\/i> mit $ 25 Mrd. (\u20ac 19 Mrd.). Der Bev\u00f6lkerung gegen\u00fcber wird die r\u00fccksichtslose Zerst\u00f6rung der Natur damit gerechtfertigt, dass Arbeitspl\u00e4tze geschaffen werden. Humankapital will ja schlie\u00dflich genutzt werden. Und wer fragt schon nach Lebensqualit\u00e4t? Wer fragt, welche Welt wir unseren Kindern hinterlassen?<\/p>\n

Beim folgenden Video (englisch) handelt es sich um eine von Al Jazeera<\/i> ausgestrahlte Dokumentation \u00fcber die katastrophalen Umweltsch\u00e4den im kanadischen Alberta, die durch die F\u00f6rderung von \u00d6lsand entstehen (\u201eWittness: To the Last Drop\u201c):\"\"<\/p>\n