Donnerstag , 28 März 2024
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Wetterbeeinflussung als Kriegsstrategie

wolkenStehen den Militärs Möglichkeiten zur Beeinflussung des Wetters zur Verfügung? Die wenigen Fakten scheinen in Unmengen von Spekulationen unterzugehen. Doch es gibt sie! Und im Bereich der Spekulationen finden sich unzählige Ungereimtheiten, unbeantwortete Fragen und Verharmlosungen. Zu den möglichen mysteriösen Instrumenten zählt die weltweit größte Ansammlung von Antennen, bekannt unter dem Namen HAARP, stationiert in Alaska. Wenn es möglich ist, das Wetter für militärische Zwecke zu beeinflussen, dann lässt sich Gift darauf nehmen, dass diese „Geheimwaffe“ auch eingesetzt wird.

Zuerst zwei Fakten aus der Geschichte. Zwischen 1949 und 1952 (andere Quellen nennen das Jahr 1955) experimentierte die britische Armee im Rahmen der „Operation Cumulus“ mit der künstlichen Erzeugung von Regenwolken durch das Versprühen von Silberjodid. Als militärisches Ziel wurde das Verlangsamen von gegnerischen Truppenbewegungen, das Anschwellen von Flüssen und die dadurch verbundene Erschwerung der Überquerung und auch das Auflösen von Nebel genannt. Wie sich bei Wikipedia nachlesen lässt, wird Silberjodid aber auch von sogenannten Hagelfliegern versprüht, um durch vorzeitiges Auslösen von Regenfällen die Bildung großer Hagelkörner zu vermeiden. Zu Beginn der Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking wurden vorzeitige Regenfälle künstlich provoziert, um die Eröffnungszeremonien regenfrei durchführen zu können.

Bei den Experimenten in England kam es im Jahr 1952 jedoch zu einer Katastrophe, die zumindest 34 Menschenleben forderte. Um es gleich vorweg zu nehmen, von offizieller Seite wurde bis heute kein Zusammenhang bestätigt. Von BBC durchgeführte Recherchen im Jahr 2001 (Bericht bei Guardian) belegen jedoch, dass Experimente im Rahmen der „Operation Cumulus“ durchaus zur fraglichen Zeit in der Gegend von Lynmouth durchgeführt wurden. Und was ist passiert?

Innerhalb von 24 Stunden fielen am 15. und 16. August des Jahres 1952 über Lynmouth 229 mm Regen, 250 Mal mehr als ansonsten während eines ganzen Monats. Über Nacht wurden mehr als 100 Häuser von den Fluten zerstört, 28 von insgesamt 31 Brücken wurden weggerissen.

Während des Vietnam-Krieges wurde von den US-Streifkräften die „Operation Popeye“ durchgeführt. Auch in diesem Fall wurde künstlich Regen erzeugt, um Transporte über den legendären Ho-Chi-Minh-Pfad zu erschweren. Auch von den Amerikanern wurde Silberjodid eingesetzt.

Über beide Vorfälle berichtet eine vom amerikanischen History-Channel ausgestrahlte kurze Dokumentation, die sich beiläufig auch mit der Frage auseinandersetzt, wie weit die bewusste Beeinflussung des Wetters reichen könnte. Spekulationen über Hurrikan Kathrina werden ebenso genannt wie die Möglichkeit, ganze Kontinente auf das Niveau von Eiszeiten abzukühlen. Um gezielt künstliche Regenfälle zu erzeugen, wird folgender Ablauf genannt: Durch Militärmaschinen werden Metalloxyde in die Atmosphäre gesprüht. Mittels ausgesandter ELF-Wellen (Extremely Low Frequency) werden die Partikel auf bis zu 35 Grad Celsius aufgeheizt, was Wolkenbrüche zur Folge haben soll.

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Die zitierten ELF-Wellen sollen von einer riesigen Antennenanlage in Alaska, welche den Namen HAARP (High Frequency Active Auroral Research Program) trägt, produziert werden. Die Anlage befindet sich in der Nähe der Stadt Gakone und findet sich bei Google-Earth unter folgenden Koordinaten: 62°23?29.66”N, 145°06?58.47”W

Als Betreiber gelten sowohl die amerikanische Luftwaffe als auch die Marine. Der ehemalige Gouverneur von Minnesota, Jesse Ventura, der sich nach seiner Amtsperiode leidenschaftlich Themen sogenannter Verschwörungstheorien zu widmen begann, versuchte, mehr Informationen über HAARP in Erfahrung zu bringen. Seine diesbezüglichen Erfahrungen fasste er in einer Dokumentation zu zusammen, die letztendlich mehr Fragen aufwirft als sie Antworten bietet.

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Versuche, im Internet über das Thema der bewussten Beeinflussung des Wetters zu recherchieren, führen leider sehr rasch in ein wirres Labyrinth von Informationen, Spekulationen und wilden Phantasien. Fassen wir jedoch die Tatsachen zusammen:

Versuche, das Wetter zu beeinflussen, werden von Armeen seit zumindest 60 Jahren erfolgreich durchgeführt. Wobei das Auslösen von Regenfällen, etwa bevor sich gefährlich große Hagelkörner bilden können, zu den durchaus positiven Anwendungen gezählt werden kann. Dass ein Verursachen von Wolkenbrüchen oder auch anhaltender Trockenperioden in Kriegsfällen von Nutzen sein kann, ist nicht bestreitbar. Militärische Forschung war in vielen Fällen der Auslöser für zivile – und auch durchaus nützliche – Entwicklungen. Projekte, die aus militärischer Sicht Vorteile bringen, werden grundsätzlich nicht still gelegt, auch nicht, wenn sie fatale Konsequenzen mit sich bringen könnten.

Besteht nun die Möglichkeit, Wetterkatastrophen auszulösen, lässt sich gleichzeitig aber nicht ausschließen, dass derartige Angriffe, die dem Anschein nach auf natürliche Ursachen zurückzuführen sind, auch aus wirtschaftlichen oder präventiven Gründen durchgeführt werden könnten.

Mit Sicherheit sind Spekulationen, dass Hurrikans absichtlich intensiviert werden, Trockenheiten und Waldbrände absichtlich ausgelöst, die Erderwärmung absichtlich gefördert werden könnte, mehr als nur weit hergeholt. Der beunruhigende Faktor daran ist lediglich, dass sich die Möglichkeit nicht ausschließen lässt. Dass militärische Geheimnisse geschützt werden, kann dabei nicht einmal Anlass zu Vorwürfen sein. Somit bleibt in Einzelfällen, die zur Verwunderung anregen, die Frage eines möglichen Motivs. Aber auch ein solches, dient noch lange nicht als Bestätigung.

Hinter jeder Katastrophe böswillige Angriffe zu vermuten, grenzt mit Sicherheit an Paranoia. Derartige Aktionen jedoch restlos auszuschließen, fällt in den Bereich Naivität. Es ist auf dieser Welt schon mehr Unheil verursacht worden, von dem niemand erwartet hätte, dass Menschen dazu fähig sein könnten.

Der an der Universität von Ottawa unterrichtende Wirtschaftswissenschaftler Michel Chossudovsky verwies in einem von ihm verfassten Artikel, der sich auf die Klimakonferenz des Vorjahres in Kopenhagen bezog, darauf, dass die Behandlung von Umwelt- oder Wetterkrieg nicht auf dem Programm stand. Gleichzeitig zitierte er jedoch aus einem Militärbericht, der auf die strategischen Vorteile durch Beeinflussung des Wetters verweist. Auch zitiert er John von Neumann, der als der Begründer der Spieltheorie gilt, wobei es sich um wissenschaftliche Konzepte zur Entscheidungsfindung auch im Militärbereich handelt. Zur Zeit des Kalten Krieges (1955) vertrat dieser die Meinung, dass die Beeinflussung der Atmosphäre zu einer, Atomwaffen übertreffenden, Bedrohung werden kann.

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