Donnerstag , 28 März 2024
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Die Gefahr der Biogas Anlagen

biogasanlageNiemand, außer den Betreibern von Konkurrenztechnologien vielleicht, würde so einer innovativen Methoden der Energiegewinnung widersprechen. Solange die Strompreise gleich bleiben. Solange kein Risiko in unmittelbarer Nachbarschaft besteht. In der Vergangenheit kam es jedoch zu schweren Havarien an Biogas-Anlagen. Aber sollte die Technologie deswegen als unverbesserlich und abschaffungswürdig gebrandmarkt werden?

Im natürlichen Kreislauf

In den Fermentern der Biogas-Anlagen läuft einer der ältesten Zersetzungsprozesse der Natur ab. Die Betriebsweise einer Biogas-Anlage lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Eingesetzte Substrat werden unter Sauerstoffabschluss mikrobiell abgebaut. Es ist ein Gärungsprozess, bei dem aus Biomasse, also aus Gülle und Energiepflanzen wie zum Beispiel Mais, das wertvolle Biogas entsteht. Dies kann ganz wie fossile Brennstoffe zur Erzeugung von elektrischem Strom genutzt werden. Einspeisung ins Gasnetz (Heizwärme) oder Betrieb von Fahrzeugen ist ebenfalls denkbar. Damit speist sich die Bioenergie potentiell aus vielen Quellen – oft die Abfälle der Menschen. Auch die eklatante Wegwerfpolitik von Lebensmitteln könnte so zu etwas Sinnvollem genutzt werden. Zum Schluss kehrt die grüne Energie in den natürlichen Kreislauf zurück, „eigentlich ein nachhaltiges“ Konzept. Experten sprechen bei Bioenergie auch von einer Ressource, die mit allen anderen Energie-Alternativen kombiniert werden kann: mit Solarkollektoren für Warmwasser oder Wind für elektrische Energie. Und das ist nicht alles, denn im Gegensatz zu diesen „Trend-Energien“ punkten die Biogasanlagen. Sie dienen der Netzstabilisation. Was bedeutet das? Die Anlagen können als Zwischenspeicher für Wind- und Sonnenenergie eingesetzt werden. Biogas ist ein speicherbarer Energieträger. Die Anlagen könnten die populäre Angst vor instabiler Stromversorgung durch alternative Energien besiegen. Das Verteilernetz für Bioenergie ist schon heute gut ausgebaut. Ohne es wird die Energiewende nicht zu stemmen sein.

Havarien der Vergangenheit

Immer mehr Fermenter stehen auf den Höfen von Bauern und Privatleuten. Mittlerweile kann es allerdings die spontane Bildung einer Bürgerinitiative provozieren, wenn ein Betreiber ankündigt, dass die neue Biogasanlage in Betrieb genommen werden soll. Die Havarien und Unfälle der Vergangenheit haben Besorgnis in die Bevölkerung getragen. Bioenergie, bei diesem Worte sehen sie tote Fische, ausströmendes Gas und Explosionen. Kritische Medien, wie „Panorama 3“ berichteten über die „Zeitbombe Biogasanlagen“. Demnach havariere jede vierte Anlage mindestens einmal im Jahr. So gut wie keine Anlage entspräche den Sicherheitsstandards. Frei austretendes Methan stelle eine große Gefahr da. Von 40 bis 60 Störfällen pro Jahr ist die Rede. Verpuffungen, Explosionen, Brände und auslaufende Gärflüssigkeit sind die Folge. Jüngst traten aus einer Anlage in Wesel 400 Kubikmeter Gärflüssigkeit aus und führten zu einem verheerendes Fischsterben in der Region. Viele Anlagen seien schon jetzt einfach zu alt und müssten dringend nachgerüstet werden. Damit erscheint die Technologie in der öffentlichen Wahrnehmung als Bedrohung für die Umwelt, anstatt als Schonung.

 

 

 

Betreiber müssen dazulernen

Groteskerweise scheiterte in diesen Fällen nicht die Technologie, sondern der Mensch. Natürlich könnte jemand einwenden, dass die Technologie nicht beherrschbar sei. Dies ist jedoch falsch. Sie ist im Prinzip so einfach, dass unzählige Fachunkundige ihre eigenen Anlagen errichten und in Betrieb nehmen. Rechtlich festgeschriebene Sicherheitsstandards fallen dabei oft unter den Tisch. Die Effizienz lockt und die Recherche der Anwender fällt kurz aus. Irgendwann rächen sich die ignorierten Gefahren und führen zu Gasaustritt und anderen der genannten Störfälle. Im Fall eines Fischsterbens war dem Betreiber nicht bekannt, dass er ein ganz bestimmtes Ventil schließen musste. Sonst wäre die Gärflüssigkeit niemals ausgetreten. Experten fordern deshalb eine verpflichtende Weiterbildung der Besitzer – eine Art Führerschein für die Biogas-Anlage.

Ruf nach gesetzlicher Regelung

Aus Angst den schlechten Beispielen zu folgen besuchen schon jetzt viele Betreiber Lehrgänge und Vorträge zu der neuen Technologie, die sich natürlich ständig weiterentwickelt. Das sind unverbindliche Lehrgänge, die freiwillig besucht werden können. Eine gesetzliche Regelung könnte Fortbildungen einfordern, ohne das Wachstum der Branche zu behindern. Nein, die Technik würde nur sicherer und auch effizienter. Aber für die Bundesregierung ist Bioenergie dem Status nach noch zu oft eine Pioniertechnik. Deshalb wurde über Maßstäbe noch nicht abgestimmt, deshalb sind einheitliche Normen nicht in Sicht. Es bleibt für die Technologie an dieser Stelle nur zu hoffen, dass viele Fortbildungsangebote, im eigenen Interesse, genutzt werden. Biogasanlagen stellen dann keineswegs eine riskante Energie-Quelle dar oder sogar eine tickende Zeitbombe.

Die Zukunft lässt sich nicht ausbremsen

Während die Solarbranche in einer Krise steckt und Windenergie nur schlecht gespeichert werden kann, wächst die Bioenergie-Branche. Dieses Wachstum und breites Interesse bringen neue Technologien mit sich. Die vielleicht interessanteste Variante bezieht sich auf die bereits genannte Energie-Speicherung anderer Stromlieferanten. Nach diesem Prinzip würde überschüssiger Strom aus Sonnen- und Windkraft durch die chemische Reaktion der Elektrolyse Wasserstoff gewinnen. Dieser Wasserstoff wird mit Kohlenstoffdioxid angereichert, so dass Methan entsteht, welches sich ins Gasnetz einspeisen lässt.

Fazit

Biogas ist ein unglaublich potenter Träger für verschiedene Energiearten. Aus Mist und Biomüll werde elektrischer Strom, Wärme und Treibstoff. Es ist die grüne Energie mit den besten Eigenschaften für Transport und Speicherung. Darin ist sie anderen alternativen Energien überlegen. Ja, die Störfälle der Vergangenheit haben dem Image unnötig geschadet und vor allem der Umwelt. Doch die Technik darf nicht für Wissenslücken bei den Betreibern dämonisiert werden. Jetzt und nicht irgendwann steht die Regierung in der Pflicht.

 

Foto: Philipp Pohlmann  / pixelio.de

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