Dienstag , 23 April 2024
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Eine von Vielen…! Eindrücke von der Anti-AKW Demo in Berlin

anti_akw_demo_berlinAm Samstag war ich eine von Vielen. Man sagt, wir waren 100.000, die gegen die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke und gegen Atomkraft überhaupt protestiert haben. 100.000 – das ist viel, im Vergleich zu manchen früheren Jahren, als die Anti-Atomkraft-Bewegung schon totgesagt wurde. Ich war in den letzten Jahren auch keine eifrige Demonstrantin, aber jetzt konnte ich mich meiner inneren Stimme nicht mehr verschließen, die von mir erwartet, dass ich Flagge zeige, meine Meinung so ausdrücke, dass sie auch gehört wird. Deshalb war ich in Berlin.

Es tat gut, zu sehen, dass da viele andere sind, die so denken wie ich. Alle Altersstufen waren vertreten, vom 4 Monate alten Säugling im Tragetuch seiner Mutter bis zu geschätzten Mitt- oder Endsiebzigern habe ich gesehen. Alle vereint hinter einer Meinung: Atomkraft – Nein Danke! Aber waren wir wirklich viele? Zu einem großen Fußballspiel versammeln sich auch locker 70-80.000 Menschen, und vermutlich sind es nicht mehr, weil sie nicht in die Stadien passen. Dabei geht es dort um kein zukunftsweisendes Thema. Gemessen an der Bevölkerungszahl waren wir auch nicht so viele. Nicht genug, als dass die Politiker, die von uns (auch durch Nichtwählen) ins Amt gebracht worden sind, sich nun ihres Auftrags erinnern und u n s e r e  Interessen vertreten würden.

Es gab ja an dem Tag auch mehr als ein wichtiges Thema, gegen das demonstriert wurde. Menschen demonstrierten gegen christliche Fundamentalisten – da hätte ich auch hingehen können. Die Nazis marschierten auf, die Linken hielten dagegen. Dort hielt sich auch das Gros der Polizisten auf, die an diesem Tag arbeiten mussten. Wir Atomkraftgegner waren als so harmlos eingestuft, dass die Parteizentrale der FDP nur von gerade mal zwei Beamten bewacht wurde. Die Einstufung war richtig, es wurden nur hunderte Aufkleber angebracht und die beiden Beamten hatten offensichtlich nicht vor, etwas dagegen zu unternehmen.

Einer der Demonstranten trug ein Schild, das mir sehr gut gefallen hat:

Ich bin hier auch im Auftrag von
Meiner Schwester
Ihrem Mann
Ihren 5 Kindern
82 Nachbarn…

Ganz so viele habe ich nicht vertreten. Ich war da im Auftrag von vielleicht 10 Personen, die gern gekommen wären, aber gerade nicht konnten. Also waren wir doch viele – jedenfalls mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich. Das ist beim Fußball wohl nicht so ausgeprägt.

Hinter den Wagen mit lauter Musik und dem Anheizen zu Sprechchören war Partystimmung. Es wurde gehüpft und getanzt, gelacht und es gab viel Augenkontakt und Lächeln untereinander. Aufgefallen ist mir die Stille, die da war, wo die lauten „Einpeitscherwagen“ zu weit vorn waren, als dass man noch hätte verstehen können, was sie gerade sagten. Die Sprechchöre entstanden da vorn, hinten war es still. Jede/r war mit sich beschäftigt. Am Straßenrand standen Leute und schauten uns mit etwas verwirrten Blicken nach. Vielleicht wäre ein Schweigemarsch ja auch ganz effektiv gewesen? Eigentlich ist zu dem Thema doch schon lange alles gesagt. Doch was anfing, sich wie Hoffnungslosigkeit anzufühlen, machte dem Trotz platz. Dem Trotz, der endlich einmal am richtigen Platz war: Trotzdem demonstriere ich. Trotzdem sagen wir immer wieder Nein zur Atomkraft. Auch wenn wir die Gesetzesänderung vielleicht nicht kippen können, haben wir doch trotzdem unseren Willen kund getan.

Demnächst stellen wir uns x-tausendmal Quer – gegen den Castorzug in Gorleben. Leider haben mein Mann und ich an dem Wochenende eine Verpflichtung, die wir nicht absagen können. Deshalb suche ich jetzt jemanden, der uns dort vertritt.

Ein Gastbeitrag von Frauke Girus-Nowoczyn

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