Zeitung lesend auf dem Rücken treibend, ist ein Charakteristikum für Badegäste am Toten Meer. Ebenso wie das Wissen darüber, dass das Gewässer mit seinem hohen Salzgehalt von durchschnittlich 28-33% für die Gesundheit des Menschen ein wertvolles Geschenk der Natur ist. Ob mit Neurodermitis, Schuppenflechte oder einer anderen Hauterkrankung sowie rheumatischen Beschwerden behaftet – ein Urlaub am Toten Meer kann durchaus eine natürliche und sanfte Linderung der Beschwerden ermöglichen. Nun jedoch erweist sich das Salzmeer selbst als erkrankt und Umweltorganisationen warnen davor, dass das Tote Meer stirbt. Allerdings nicht nur dieses, sondern vermehrt auch Badegäste, die im Salzmeer ertrinken.
Bereits seit Beginn dieses Jahres sind auf der israelischen Seite des Toten Meeres 21 Menschen ertrunken. Eine Anzahl, die deutlich höher ist als je zuvor und doppelt so viele Menschen betroffen hat als es sie in der nationalen „Badewanne“, dem See Genezareth, gegeben hat. Wie kann man bei dem hohen, den Auftrieb fördernden, Salzgehalt untergehen oder ertrinken, so fragt man sich vielerorts. Eine Frage, die relativ einfach zu beantworten ist, denn der Tod kommt dann, wenn man auf dem Bauch im Wasser liegt. Viele der Schwimmer im Toten Meer lassen sich anfangs auf dem Rücken treiben, um sich im späteren Verlauf der Badefreuden auf den Bauch zu drehen. Oft wird man dabei an Stellen befördert, die einen geringeren Salzgehalt aufweisen und die meisten Personen beginnen folglich durch Schwimmen das entfernte Ufer zu erreichen.
Die tödliche Gefahr beim gesunden Schwimmen
Alles noch keine Gründe, um im Wasser zu sterben, gewiss, doch leider öffnen viele Menschen in der Bauchlage den Mund und bekommen einen Schwall des Meerwassers in den Mund. Ein tödlicher Schluck Wasser, denn hierbei dringen zumeist kleinste Mengen des Salzwassers in die Atemwege und direkt in die Lunge. Zusätzlich erleiden einige Badeurlauber aufgrund der Hitze beziehungsweise Anstrengung einen Hitzschlag oder Herzinfarkt, was vielfach dazu führt, dass ein Drehen von der recht sicheren Rückenlage in die Bauchlage erfolgt und das Gesicht unter Wasser zum Liegen kommt. Ein umsichtiges Vorgehen beim Schwimmen im Toten Meer, ist genau betrachtet die einzige Vorsorgemöglichkeit, um nicht zu Schaden zu kommen.
Zu Schaden kommen, ist zudem ein gutes Stichwort, wenn man sich die Lage des Toten Meeres einmal näher betrachtet. Wie eingangs erwähnt stirbt dieses Gewässer und das nicht nur wegen einer einzigen Ursache, sondern gleich aus mehreren, mal wieder durch den Menschen ausgelöste Handlungsweisen. Hauptverursacher für die Tatsache, dass das Tote Meer sich jährlich einen Meter weiter von den Ufern zurückzieht, ist, dass die Anliegerstaaten – Jordanien, Israel und Syrien – das Seewasser und dessen Zuflüsse ableiten. Verwendung findet das abgezweigte Wasser als Nutz- und Trinkwasser. Während noch vor etwa 100 Jahren jedes Jahr 1300 Millionen Kubikmeter Wasser, neu aus dem Jordan kommend, in den Salzsee flossen, zeigt sich die Menge heute als verschwindend gering, denn anstatt im Bezug auf den Jordan von einem Fluss zu sprechen, liegt es näher hier den Begriff Bach oder spärliches Rinnsal zu verwenden.
Droht dem Toten Meer das gleiche Schicksal wie dem Aral See?
Die Folge: Von der einstigen neuzufließenden Wassermenge, wird heutzutage lediglich ein Viertel in den abflusslosen Salzsee geleitet. Muss das Tote Meer in Zukunft das gleiche Schicksal wie der Aral-See erleiden und gänzlich austrocknen? Unwahrscheinlich ist es nicht, zumal mittlerweile schlaue Köpfe überlegen einen Kanal vom Mittelmeer zum Toten Meer zu legen. Umweltexperten befürchten das Schlimmste, wenn diese Pläne vorangetrieben werden, denn während das Tote Meer einen Salzgehalt von bis zu 33% aufweist, zeigt sich der Gehalt des Salzes des Mittelmeeres gerade mal mit lächerlich geringen 3%. Eine biologische Katastrophe liegt hierbei im Auge der Experten, denn durch die Mixtur zweier unterschiedlicher Gewässer, kann es dazu kommen, dass sich am Ende der flüssigen Entwicklung Gips bildet. Und damit wäre das Tote Meer reif für einen weiteren Eintrag im Geschichtsbuch des menschlichen Versagens.