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Droht uns Gefahr durch die Asiatische Tigermücke?

Sind auch Sie zufällig in den letzten Wochen von recht aggressiven Mücken belästigt worden? Mücken, deren Stiche schmerzhafter sind als üblich, und die auch durch Kleidung hindurch stechen können? Es ist eigentlich nicht sehr wahrscheinlich, kann aber nicht ganz ausgeschlossen werden, dass Sie damit möglicherweise Opfer der Asiatischen Tigermücke geworden sind, die ursprünglich in den Tropen und Subtropen Südasiens und Südostasiens beheimatet war. Aufgrund von Warentransporten und Reisetätigkeiten ist diese Stechmückenart allerdings seit den 1990er Jahren auch in Europa auf dem Vormarsch. Infolge der globalen Erwärmung gelangt sie dabei in immer nördlichere Regionen.

Das Insekt ist zwischen zwei und zehn Millimetern groß (Körpergröße) und durch eine auffällige schwarzweiße Musterung gekennzeichnet. Anzutreffen ist es vor allem in Städten, Vorstädten und ländlichen Gebieten aber auch in Wäldern in der Nähe menschlicher Siedlungen. Wie auch bei anderen Stechmücken sind es lediglich die Weibchen, die als Blutsauger in Erscheinung treten. Männchen wie Weibchen ernähren sich daneben auch von Nektar und anderen Pflanzensäften. Die Weibchen benötigen das im Blut befindliche Eiweiß für die Produktion ihrer Eier.

Die Tigermücke sticht nicht nur Menschen, sondern auch andere Säugetiere sowie Vögel. Bevorzugte Opfer sind dabei besonders wache und aktive Wirte, was zur Folge hat, dass die Mücke besonders vorsichtig sein und ihre „Blutmahlzeit“ häufig unterbrechen muss. Sie greift daher häufig kurz hintereinander verschiedene Wirte an, was sie potenziell zu einer besonders effektiven Krankheitsüberträgerin macht.

Sie sticht vor allem tagsüber mit besonderer Aktivität in den Morgen- und Abendstunden und vorzugsweise im Freien. Bei der Suche nach einem geeigneten Wirt orientieren sich die Tiere an menschlichen Ausscheidungen der Haut – Fettsäuren, Ammoniak, Milchsäure, Kohlendioxid. Dies wird zum Teil dafür genutzt, um Fallen zum Fang der Tiere zu entwickeln. Eine wirksame Falle scheint allerdings bisher noch nicht zu existieren.

In ihrer ursprünglichen Heimat gilt die Tigermücke als Überträger von Chikungunya und Dengue-Fieber. Beide Krankheiten sind zwar nur sehr selten tödlich, gehen aber in der Regel mit schweren grippeähnlichen Symptomen wie hohem Fieber und starken Gelenk- bzw. Gliederschmerzen einher. An Dengue-Fieber erkranken weltweit jährlich etwa 50 bis 100 Millionen Menschen, von denen 22.000 sterben. Beide Krankheiten können bisher nicht ursächlich behandelt werden.

Die Tigermücke ist normalerweise in tropischem und subtropischem Klima heimisch. In gemäßigten Zonen vermag sie sich allerdings gut anzupassen und überwintert dort im Eistadium. In Südeuropa, insbesondere in Italien und Südfrankreich ist die Asiatische Tigermücke bereits weit verbreitet. In Albanien wurde das Tier erstmals 1979 beobachtet, in Italien 1990, in der Schweiz 2003. Auch in Belgien und in den Niederlanden wurde sie schon gefunden. Das Insekt gelangt vor allem im Zuge von Transporten (z.B. Autoreifen oder Pflanzen) aber auch als blinder Passagier von PKW-Reisenden in immer wieder neue Regionen.

Durch ihre hohe Anpassungsfähigkeit ist diese Art schwer zu bekämpfen. Wichtig ist daher eine Überwachung möglicher Einfallsrouten wie Häfen, Lagerhäuser mit importierten Pflanzen, Reifenhalden, Tankstellen, Rastplätze an Autobahnen und Bahnhöfe. Eine effektive Bekämpfung vorhandener Populationen ist anderenfalls nur durch den Einsatz von Larviziden und Insektiziden sowie durch die Beseitigung der Eiablageorte möglich. Im Freien stehende Pflanzenuntersetzer oder Blumenvasen (z.B. auf Friedhöfen) sind beispielsweise zur Eiablage unbrauchbar, wenn sie mit Sand oder feinem Kies gefüllt werden.

In ihrem gesamten Leben legt ein Tigermückenweibchen durchschnittlich 300 Eier. Zur Eiablage genügen bereits kleine Wasseransammlungen z.B. in Astlöchern, Regenrinnen, Gullis, Regentonnen, Blumenvasen oder Pflanzenuntersetzern. Besonders attraktiv sollen auch im Freien gelagerte alte Autoreifen sein. Zwischen Eiablage und Schlupf der Larven vergehen wenige Tage bis zwei Wochen. Die Eier können allerdings auch mehrere Monate Trockenheit überstehen. Regen löst dann das Schlüpfen der Larven aus. Unter optimalen Bedingungen dauert das Larvenstadium weitere fünf bis zehn Tage, das Puppenstadium zwei Tage.

Im Sommer 2007 kam es in der Nähe von Ravenna in Norditalien zu einem regional begrenzten Ausbruch des Chikungunya-Fiebers mit knapp 200 gemeldeten Fällen. Es gilt als erwiesen, dass der Virus zunächst von Reisenden eingeschleppt, dann aber durch örtliche Bestände der Tigermücke weiterverbreitet wurde.

Im Herbst 2007 wurden erstmals Eier der Mücke auf einer Autobahnraststätte in Baden-Württemberg nachgewiesen. Seitdem war es im Hinblick auf Nachrichtenmeldungen relativ ruhig um dieses Insekt. Jetzt hat es allerdings in Südfrankreich einen Fall gegeben, bei dem ein 64-jähriger Mann aus Nizza an Dengue-Fieber erkrankt ist, wobei wiederum eine Ansteckung durch die Tigermücke vermutet wird.

Wissenschaftler des Robert-Koch-Instituts halten eine solche Übertragung in Deutschland allerdings bisher für unwahrscheinlich. Dafür müssten zunächst einmal sehr viele Menschen mit dem Virus infiziert sein, um als Quelle für die Erreger zu dienen. Des weiteren wird davon ausgegangen, dass die aktuellen klimatischen Bedingungen für eine dauerhafte Ansiedlung der Tigermücke in weiten Teilen Deutschlands noch nicht ausreichen.

Kurzum: Aufgrund des zunehmenden Güterverkehrs und der persönlichen Mobilität ist davon auszugehen, dass sich die Asiatische Tigermücke weiter verbreiten wird. Ihre dauerhafte Ansiedlung ist allerdings an eine weitere Erhöhung der durchschnittlichen Temperaturen gebunden.

Die ansonsten bei uns heimische Gemeine Stechmücke (Culex pipiens) erreicht mit 3 bis 7 Millimetern eine ähnliche Körpergröße, weist allerdings eine überwiegend dunkelbraune Färbung auf. Sie sticht vor allem in der Dämmerung und nachts und dringt dabei auch gern in Wohnungen ein. Im Gegensatz zur Tigermücke findet man sie nicht nur in der Nähe von menschlichen Siedlungen, sondern auch in eher dünn besiedelten Regionen, vor allem in der Nähe von Gewässern. Es wird davon ausgegangen, dass in Mitteleuropa heimische Arten normalerweise keine Krankheiten übertragen.

Wichtigste Maßnahmen zum Schutz vor heimischen Mücken sind das regelmäßige Leeren von Wasseransammlungen z.B. in Regentonnen sowie Fenster mit normalem Fliegengitter und Moskitonetze. UV-Lampen sowie Hochfrequenz-Piepser gelten dagegen zur Abwehr von Stechmücken als unwirksam. Auf der Haut aufzutragende mückenabwehrende Substanzen, sogenannte Repellents, schützen nur dann umfassend, wenn sie flächendeckend angewandt werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Mücken auch kleinste unbehandelte Stellen anfliegen. Insbesondere die Tigermücke kann allerdings durch Kleidung hindurchstechen.

Der Titel und auch die Einleitung zu diesem Beitrag mögen etwas reißerisch klingen. Auslöser dafür waren allerdings eigene Erfahrungen in den letzten Wochen mit recht aggressiven Mücken, die mich vorzugsweise in den Abendstunden angriffen und für die auch dünne Kleidungsstücke kein Hindernis waren. Die von mir recherchierten Artikel deuten daraufhin, dass sich die Asiatische Tigermücke in Deutschland bisher nicht weiter verbreitet hat. Allerdings sind seit den Meldungen zu Funden in Südwestdeutschland immerhin schon drei Jahre vergangen.

Beitrag von Falk Richter

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