Donnerstag , 18 April 2024
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Flugzeugabsturz erinnert die Welt an Stalins Verbrechen

stalinDer tragische Flugzeugabsturz in Smolensk, der dem polnischen Präsidenten sowie einer Reihe von Spitzenpolitikern das Leben kostete, erinnert gleichzeitig auch an die Grauen der Vergangenheit. Die hohe Delegation war am Weg nach Katyn, um den Gedenkfeierlichkeiten anlässlich der Ermordung Tausender Polen, während des zweiten Weltkriegs, beizuwohnen. Dieses Verbrechen ereignete sich vor 70 Jahren, auf Befehl Stalins. Leider weiß die Geschichte noch mehr, noch wesentlich dramatischere Gräueltaten des Sowjet-Diktators zu erzählen, einschließlich Völkermord.

Politiker aus aller Welt drücken ihre Betroffenheit und Trauer über den schrecklichen Vorfall vom Samstag in Smolensk aus. Entgegen aller Warnungen des Bodenpersonals, setzte der Pilot der Maschine erneut zum Landanflug an, der für die 97 Insassen tödlich endete. Unter ihnen befand sich der polnische Staatspräsident Lech Kaczynski, zusammen mit seiner Frau, Vize-Parlamentschef Jerzy Szmajdzinski, Vize-Außenminister Andrzej Kremer, der Chef des Generalstabs, Franciszek Gagor, und mehrere Parlamentarier. „Die Elite der Nation“, wie Ex-Präsident Lech Walesa es ausdrückte.

Was die Tragik dieses Unfalls noch über alle Maßen steigert, ist der Umstand, dass die Reise nach Russland dem Gedenken von insgesamt 22.000 Polen diente, Soldaten, Zivilisten, unter ihnen viele Intellektuelle, die im Jahr 1940 von den Sowjet-Russen ermordet wurden, was in die Geschichte als das Massaker von Katyn einging.

Auf sowjet-russische Verbrechen zu verweisen, kann und soll nicht als Verharmlosung anderer Schreckenstaten verstanden werden. Auch wäre es absurd, Grausamkeit mit Grausamkeit in Vergleich zu stellen. Trotzdem erfordert ein objektives Geschichtsbild, auch an Stalins verurteilungswürdige Taten zu erinnern, die Millionen von Menschen ihr Leben gekostet und noch wesentlich mehr unendliches Leid beschert hatten.

Nach Lenins krankheitsbedingtem Rücktritt am 16. Dezember 1922, setzte sich das sogenannte Triumvirat, bestehend aus Sinowjew, Kamenew und dem, 1878 in Georgien geborenem, Stalin, an die Spitze der Macht innerhalb des Zentralkomitees. Nach Lenins Tod, 1924, zerfiel auch diese Dreiergruppe und, nach einer Reihe interner Machtkonflikte, gelang es Stalin bis 1927 sich alleine an die Spitze zu setzen.

 

Hungersnöte und Völkermord

Ab 1928 trieb Stalin die Enteignung der russischen Bauern voran. Als Mittel zum Brechen von Widerständen, ließ er ganze Ernten beschlagnahmen und verursachte dadurch Hungersnöte in weiten Teilen des Landes. Am schlimmsten wurde davon die Ukraine betroffen. 1921 gegen die Rote Armee unterlegen, wurde das Land zwangsweise der, 1922 offiziell gegründeten, Sowjetunion einverleibt. Das, mehr als 600.000 Quadratkilometer große, Land galt als die Kornkammer Russlands. Der massive Widerstand innerhalb der Bevölkerung gegen die Sowjet-Herrschaft und im speziellen gegen die hungertod_ukraineZwangskollektivierungen, motivierte Stalin, während der Jahre 1932 und 1933 praktisch die gesamte Ernte durch die Armee beschlagnahmen zu lassen, was eine fatale Hungernot mit sich brachte. Die Webseite Urkaingenocide.org, die sich dem Andenken der Opfer widmet, berichtet von 7 bis 10 Millionen Todesopfern und die englische Wikipedia von bis zu 10 Millionen. Unter dem Suchbegriff Holodomor verweist die deutsche Ausgabe auf jüngsten Angaben der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften, die sich auf 3,5 Millionen belaufen, nicht jedoch ohne auf andere Quellen zu verweisen, die ebenfalls bis zu 10 Millionen Todesopfer nennen. Während der Begriff Völkermord in diesem Zusammenhang zwar als umstritten gilt, wurde diese überaus grausame Art des Massenmordes sowohl von der ukrainischen Regierung als auch von mehr als einem Dutzend anderer Länder offiziell als solcher anerkannt. (Der Einmarsch der Nazis, 1941, sollte die Situation für die ukranische Bevölkerung dann noch weiter verschlimmern.)

 

Stalins Säuberungen

Die Ermordung des Leningrader Parteisekretärs Sergei Kirow, der Stalin innerhalb der Partei an Beliebtheit zu übertreffen begann, leitete die berüchtigten Säuberungen ein. In einem Schauprozess wurden jene Parteimitglieder, die sich für Kirow ausgesprochen hatten, eines Komplotts gegen gerade diesen beschuldigt, verurteilt und hingerichtet. In weiterer Folge erstreckte sich eine Verhaftungswelle über die ganze Sowjetunion, die sich gegen all jene richtete, die unter dem Verdacht standen, entweder gegen das kommunistische Regime oder gegen Stalins Führung eingestellt zu sein. Mangels fehlender Dokumente, lässt sich die Zahl der Opfer, die entweder durch Hinrichtung oder langes Leiden in einer Unzahl von Lagern ihr Leben verloren, nur äußerst grob schätzen. Die niedrigsten Angaben belaufen sich dabei auf zumindest über 3 Millionen, andere Schätzungen reichen jedoch bis auf weit über 20 Millionen hinaus.

 

Überfälle auf Polen und Finnland

Am 24. August des Jahres 1939 unterzeichneten die beiden Außenminister Molotow und Ribbentrop den Deutsch-Sowjetischen-Nichtangriffspakt, der oft auch als Hitler-Stalin-Pakt bezeichnet wird. Wenige Tage später, am 1. September, fielen Wehrmachtstruppen in Polen ein, was zur Folge hatte, dass sowjetische_panzer_1942sowohl England als auch Frankreich Nazi-Deutschland den Krieg erklärten. Am 17. September marschierten stalinistische Truppen von Osten her in Polen ein, was allerdings keine Reaktionen von englischer bzw. französischer Seite nach sich zog. Bei dem, bereits erwähnten, Massaker von Katyn handelt es sich um einen Teil der Verbrechen gegen das polnische Volk.

Trotz eines, seit 1920 bestehenden, Friedensabkommens mit Finnland, überfiel die Rote Armee am 30. November 1939 auch dieses Land. Der sogenannte Winterkrieg wurde schließlich unter Abtretung großer Gebietsansprüche beendet, zu denen u. a. die Stadt Wyborg zählt, die heute noch offiziell zu Russland gehörig gelten.

Am 5. März 1953 erlag Stalin, 74jährig, den Folgen eines Schlaganfalls. Wenige Jahre später, unter seinem Nachfolger Nikita Chruschtschow, begann sich die Sowjetunion von den Taten Stalins zu distanzieren. Ursprünglich im Lenin-Mausoleum beigesetzt, wurde seine Grabstätte an die Kremlmauer verlegt.

Die hier angeführten Gräueltaten sind bei weitem nicht vollständig. So wurden auch die baltischen Staaten unter Stalin der Sowjetunion einverleibt. Auch das Verhalten der Roten Armee gegenüber der Zivilbevölkerung bis hin zum Tod Hundertausender Kriegsgefangener in sibirischen Arbeitslagern sind ohnehin legendär. Unumstritten forderte das stalinistisch-sowjetische Regime, aller Wahrscheinlichkeit nach, sogar Mao Tse-tung übertreffend, mit Abstand die meisten Todesopfer, die jemals von einer Diktatur herbeigeführt wurden. Es wäre wünschenswert, sowohl im Schulunterricht als auch durch eine Reihe von Dokumentationen und Berichterstattungen auf diese schrecklichen Auswüchse des Kommunismus zu verweisen, auf dass sie niemals in Vergessenheit geraten und die Menschheit für alle Zukunft vor einer Wiederholung bewahrt bleibt.

 

katyn

 

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