Dieser Beitrag setzt sich nicht mit dem derzeitigen Irak-Krieg auseinander, nicht mit den Opfern unter der Zivilbevölkerung, nicht mit dem falschen Vorwand der erfundenen Massenvernichtungswaffen, sondern mit einem ganz bestimmten Vorfall aus dem Golfkrieg, 1991. Als Zehntausende, aus Kuwait abziehende, irakische Soldaten auf der Straße nach Basra, die in die Geschichte als der „Highway des Todes“ eingegangen ist, niedergemetzelt wurden. Obwohl dies von offizieller Seite beschönigt wird, gibt es Augenzeugenberichte und Fakten. Niemals wurde ein Verantwortlicher, nicht aus der Politik und nicht aus den Reihen der Militärs, zur Verantwortung gezogen. Geschichte wird von Siegern geschrieben!
Die Besetzung Kuwaits
Alles begann mit der Annektierung von Kuwait. Die damalige Behauptung Saddam Husseins, dass es sich bei Kuwait immer schon um einen Teil Iraks gehandelt hätte, lies sich noch wesentlich schwieriger rechtfertigen als jene, dass Tibet schon immer ein Teil Chinas war. Trotzdem, einfach so, aus einer Laune heraus, greift man kein Nachbarland an, auch nicht, um das dortige Öl zu klauen. Es gibt zwei Begründungen, von denen, unter Umständen beide zutreffen. Die Ergebnisse von Recherchen erscheinen jedoch in beiden Fällen ziemlich verwirrend. Einer davon wäre der Vorwurf des sogenannten „Cross-Boarder-Slant-Drillings“, also das Anzapfen von Ölquellen unter fremden Territorium, dessen Kuwait vom Irak offiziell bezichtigt wurde. Einen noch seltener erwähnten Grund vernahm ich selbst aus dem Mund eines bestens informierten, mittlerweile verstorbenen, internationalen Börsenspekulanten, André Kostolany. In einem Vortrag, Anfang Januar 1991, noch vor dem eigentlichen Angriff alliierter Truppen unter amerikanischer Führung, der am 17. Januar 1991 einsetzte, erwähnte er, dass Iraks enorme Kredite, zur Finanzierung des Krieges gegen den Iran, plötzlich fällig gestellt wurden. Gleichzeitig hätte Kuwait sich geweigert, kriegsbedingte Verbindlichkeiten an den Irak zu begleichen. Was mich an die Richtigkeit Kostolanys Behauptung glauben lässt, ist der Umstand, dass er schon damals erklärt hatte, dass eine Anfrage bei der amerikanischen Botschaft die Antwort eingebracht hätte, dass sich „Amerika nicht in innerarabische Angelegenheiten einmischen werde!“ Zwar weicht der Wortlaut in den verschiedenen Berichten ab, doch zumindest Ähnliches hatte die US-Botschafterin, April Glaspie, Saddam Hussein gegenüber von sich gegeben. Nachdem insbesondere damals in den Medien keinerlei diesbezügliche Informationen Erwähnung fanden, können wir davon ausgehen, dass Kostolany über direkte Informationsquellen verfügte.
Das weitere Vorgehen ist bestens bekannt. Während eine UNO-Resolution nach der anderen verabschiedet wurde, führte eine, aus 22 Staaten bestehende, internationale Allianz (inklusive 200 Soldaten aus Polen und 150 aus Honduras) Krieg gegen den Irak.
Übrigens, ein kleines Detail am Rande. In modernen Zeiten gibt es keinen Krieg, ohne entsprechender Propaganda (z. B. die unhaltbare Behauptungen bezüglich Massenvernichtungswaffen). Im Rahmen der Stimmungsmache gegen den Irak wurde in den Medien, auf einer Meldung von Amnesty International basierend, wiederholt berichtet, dass irakische Soldaten im besetzten Kuwait Babys aus Brutkästen entnommen und brutal auf den Boden geschleudert hätten. Wie in der englischen Wikipedia nachzulesen, oder auch in einem Interview mit einem damaligen Vorstandmitglied von AI, Dr. Francis Boyle, handelte es dabei um eine eindeutige Falschmeldung, was Präsident George Bush (sen) jedoch nicht daran hinderte, diese falsche Behauptung weiterhin in seine Reden einzubauen.
Iraks Rückzug
Vermutlich, die Aussichtlosigkeit der Situation einsehend, gab Präsident Saddam Hussein in einer Radioansprache am Morgen des 26. Februar 1991 bekannt, dass die Truppen aus Kuwait abgezogen werden. Dabei berief er sich sowohl auf die UNO-Resolution 660 als auch auf Gespräche, einen Waffenstillstand behandelnd, zwischen dem (christlichen) Außenminister Tariq Aziz und Vertretern der Sowjet Union. Der Rückzug begann am Nachmittag des gleichen Tages.
Während der deutsche Wikipedia-Artikel und dem Suchbegriff „Highway of Death“ nur sehr wenige Informationen bietet, zeigt sich der englische Beitrag wesentlich ausführlicher, jedoch nicht, ohne auf Beschönigungen von offizieller Seite zu verzichten, nicht, ohne die Zahl der Opfer auf einen Bruchteil zu reduzieren.
Das folgende Video zeigt Luftaufnahmen von Tausenden verlassener Fahrzeuge, Autos, Lastwägen, Busse und wenigen Panzern. Es existieren keine Berichte von Gefangenen, keine von Überlebenden. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit können wird davon ausgehen, die Insassen sind tot. Und dieses Massaker erstreckte sich über die 100 km lange Straße von Kuwait nach Basra, den Highway of Death.
Das betreffende Video lässt sich weder integrieren noch ist ein direkter Link möglich. Sie können aber den folgenden URL kopieren und im Adressfeld einsetzen: Link zum Video:
Der Oberkommandierende, General Norman Schwartzkopf, gab vier Jahre später, 1995, zu Protokoll:
„Der erste Grund, warum wir die Straße, die nördlich aus Kuwait hinausführte, bombardierten, war eine Menge von Kriegsgerät auf dieser Straße, und ich hatte allen meinen Kommandanten den Befehl erteilt, dass ich jedes einzelne Stück irakischen Geräts, so weit wie möglich, zerstört haben wollte.
Zweitens, es handelte sich dabei nicht um einen Haufen unschuldiger Leute, die zurück wollten, über die Grenze nach Irak. Das war ein Haufen von Vergewaltigern, Mördern und Strolchen, die das Zentrum von Kuwait-City geschändet und geplündert hatten, und nun versuchten, aus dem Land raus zu kommen, bevor wir sie erwischten.“
Dazu Punkt 1.) aus dem Artikel III der Genfer Konvention, 1949:
Personen, die nicht direkt an den Feindseligkeiten teilnehmen, einschließlich der Mitglieder der bewaffneten Streitkräfte, welche die Waffen gestreckt haben, und der Personen, die infolge Krankheit, Verwundung, Gefangennahme oder irgendeiner andern Ursache außer Kampf gesetzt wurden, sollten unter allen Umständen mit Menschlichkeit behandelt werden, ohne jede Benachteiligung aus Gründen der Rasse, der Farbe, der Religion oder des Glaubens, des Geschlechts, der Geburt oder des Vermögens oder aus irgendeinem ähnlichen Grund.
In einem erstklassig recherchierten Artikel (englisch) beschreibt die libanesische Journalistin, Choice Chediac, das Vorgehen der Amerikaner:
„US-Flugzeuge griffen die Fahrzeuge am Anfang und am Ende der endlos langen Kolonnen an. Der dazwischen entstandene Stau wurde dann stundenlang mit Beschuss eingedeckt.“
Ein beteiligter US-Pilot:
„Es war als hätten wir auf Fische in einem Fass geschossen.“
Weiter zitiert Chediac den US-Geheimdienst-Offizier, Major Bob Nugent:
„Nicht einmal in Vietnam habe ich so etwas wie das gesehen. Es ist krank.“
Einem Artikel, im Times Magazine vom 18. März 1991, zufolge, befanden sich unter den abziehenden Soldaten sowohl irakische als auch palästinensische Zivilisten. Die, in den Aufnahmen zu sehenden Privatfahrzeuge und Autobusse sprechen mehr als deutlich für diese Annahme.
Dem Bericht kuwaitischer Augenzeugen zufolge, berichtete die Washington Post am 11. März 1991:
„Der Abzug begann auf den beiden Straßen und war in den Abendstunden in vollem Gange. Gegen Mitternacht begann die ersten US-Bombenangriffe. Hunderte von Irakern sprangen aus ihren Autos und Lastwägen und suchten nach Schutz. US-Piloten verwendeten einfach alles was verfügbar war, von Streubomben bis zu 500-Pfund-Bomben. Können Sie sich das vorstellen, in einem Auto oder auf einem LKW? US-Streitkräfte führten die Bombardierung der Konvois fort, bis alle Menschen getötet waren. So viele Jets schwärmten über der Inland-Straße, dass es zu einem Verkehrschaos in der Luft führte und Kontroll-Kräfte Zusammenstöße fürchteten.“
Niemals wurden diese Ereignisse vor ein internationales Gericht gebracht. Und die Medien, wie wäre es anders zu erwarten, schweigen. Genauso wie über Hunderttausende von Opfern, die während der totalen Wirtschaftsblockade gegen den Irak, in den darauffolgenden Jahren bis zum neuen Krieg, mangels Arzneimittel und mangels ausreichender Versorgung mit Lebensmittel, ihr Leben verloren. Einem, in der englischen Wikipedia veröffentlichten UNICEF-Berichtes aus dem Jahr 1999 zufolge, wird die Zahl der irakischen Kinder, die durch Folgen des Krieges und der Wirtschaftssanktionen ihr Leben einbüßten, auf 500.000 geschätzt.