Heute Nacht, vom 21. auf den 22. Dezember, beginnt der Winter. Vor knapp 2.000 Jahren, als von der katholischen Kirche in Rom damit begonnen wurde, die Geburt von Jesus in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember zu zelebrieren, korrespondierte dies mit der Wintersonnenwende. Diese Veränderung liegt nicht am Kalendersystem, sondern am „Schlingern“ der Erdachse. Der sich, extrem langsam aber regelmäßig, verändernde Winkel der Erdachse zur Umlaufbahn um die Sonne übt sowohl seinen Einfluss auf die relative Position der Sterne als auch auf den Beginn der Jahreszeiten aus.
In den Schriften, die von der Geburt Jesus’ berichten, findet sich nicht der geringste Hinweis auf ein Datum. Auch wird der 25. Dezember nicht von allen christlichen Kirchen als Weihnachten gefeiert. In Armenien bzw. von Teilen der Orthodoxen Kirche wird der 6. bzw. 7. Januar angenommen. Über die Gründe, warum der 25. Dezember von den Katholiken in Rom auserkoren wurde, sind sich die Theologen zwar keineswegs einig, doch birgt die Annahme, dass der Winterbeginn dafür verantwortlich sein könnte, entsprechende Logik in sich.
Auch wenn es von nun an erst richtig kalt werden sollte, die täglichen Sonnenstunden nehmen von morgen an wieder zu. Sol, der römische Sonnengott, bewies zur Wintersonnenwende seine Stärke, seine Unbesiegbarkeit. Während eines halben Jahres immer weiter verdrängt, endet nun das regelmäßige Abwenden. Die Sonne kehrt zurück. In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, dass der Sonntag als Festtag der Christen erst unter Kaiser Konstantin den, von Juden bis heute respektierten, Samstag abgelöst hatte. Ohne auf mögliche Bedeutungen näher einzugehen, auch die Johannesnacht wurde von Christen entsprechend dem Erscheinen der Sonne eingesetzt. Vor knapp 2.000 Jahren war die Nacht vom 24. auf den 25. Juni die kürzeste des Jahres.
Diskussionen und Kommentare zu christlichen Feiertagen im Zusammenhang mit vorchristlichen Festen und astrologischen Anlässen sind in katholischen Kreisen üblicherweise nicht sonderlich willkommen. Persönlich erachte ich Hinweise darauf jedoch keineswegs als Angriff gegen diese Glaubensrichtung. Auch die Annahme einer direkten Verbindung der historischen Person namens Jesus mit der Schöpfungskraft, ändert nichts an kosmischen Harmonien, auf denen letztendlich unser aller Existenz beruht. Das in christlichen Kreisen verbreitete Abbild der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind am Arm erinnert schließlich auch zweifellos an ägyptische Darstellungen der Göttin Isis mit ihrem Sohn Horus. Isis war die Schwester und Gemahlin von Osiris, der einem Kampf mit dem Gott der Dunkelheit und leblosen Materie Seth, der gleichzeitig sein Bruder war, zum Opfer fiel. Sein Sohn Horus trat sein Erbe an und herrschte gemeinsam mit Seth über das Land. Dieses Fragment der ägyptischen Mythologie erinnert daran, dass unsere irdische Existenz gleichermaßen von Geist und Materie bestimmt wird.
Doch nun zum Schlingern der Erdachse. Eine ausführliche Erklärung dazu findet sich unter dem Begriff „Zyklus der Präzession“ bei Wikipedia. Während eines Zeitraums von mehr als 25.000 Jahren, verändert die schräg stehende Erdachse regelmäßig ihren Winkel zur Ekliptik. Ursache dafür sind gravitative Störungen durch den Mond und die Planeten. Durch die sich damit verändernde Wahrnehmung der Himmelskörper, sprechen Astrologen von Zeitaltern. Dementsprechend befinden wir uns zur Zeit in der Phase des Übergangs vom Fische- ins Wassermann-Zeitalter. Gleichzeitig hat diese minimale Veränderung aber auch zur Folge, dass sich der Beginn der Jahreszeiten regelmäßig verschiebt, was alle paar Jahrhunderte einem ganzen Tag entspricht. Von regelmäßigen Verränderungen, die u. a. durch das Nichtübereinstimmen des astronomischen Jahres mit 365 Tagen bedingt sind, abgesehen, pendelt der Beginn der Jahreszeiten während dieses 25.000 Jahre dauernden Zyklus. Ein unverändertes Kalendersystem vorausgesetzt, wird sich der Winterbeginn während der kommenden Jahrtausende bis auf Anfang Dezember zurück verschieben, ändert sich danach aber nach der anderen Richtung und wird, rund 13.000 Jahre später, auf Ende Februar fallen. Weihnachten wird dann – ein Fortbestand unserer Zivilisation vorausgesetzt – zu Herbstbeginn zelebriert werden. Ostern hingegen würde mit den Jahreszeiten mithalten, nachdem der Zeitpunkt dieses christlichen Festtages mit dem ersten Vollmond im Frühling korrespondiert.