Die, über Jahrzehnte hinweg abgehaltenen, Feierlichkeiten am 7. November, zum Jahrestag der sogenannten Oktoberrevolution, gehören mittlerweile der Vergangenheit an. Dieser spezielle Tag wurde deswegen gewählt, weil der große Aufstand in St. Petersburg mit der darauf folgenden Einnahme des Winterpalais’ am 7. November begann. Oktoberrevolution heißt sie jedoch deswegen, weil dieser Tag in Russland als der 25. Oktober galt. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Europa zwei verschiedene Zeitrechnungen. Erst 1922 stellte die Sowjetunion auf den Gregorianischen Kalender um.
Gelegentlich werden wir mit den Begriffen „Julianischer“ und „Gregorianischer“ Kalender konfrontiert. Worin liegt der Unterschied?
Im Jahr 45 v. Chr., in der Regierungszeit von Julius Cäsar, wurde das Kalendersystem des Römischen Reiches grundlegend reformiert. Auch die heute gebräuchliche Anzahl der Tage für jeden Monat, also Januar 31, Februar 28 usw. hatte damals ihren Anfang. Die Länge eines Jahres wurde mit 365,25 Tagen festgesetzt. Um den Vierteltag auszugleichen, gab es alle vier Jahre im Februar einen Extratag.
Im Laufe der Jahrhunderte stellten sich jedoch merkwürdige Veränderungen astronomisch feststehender Ereignisse ein. Der Frühling, der seinen Anfang am 21. März nehmen sollte, stellte sich immer früher ein. Dies ist darauf zurück zu führen, dass ein Jahr um 11 Minuten länger dauert als zu Zeiten Cäsars angenommen. Dies hatte zur Folge, dass sich das verwendete Kalendersystem, im Vergleich mit dem Beginn der Jahreszeiten, alle 130 Jahre um einen Tag zurück verschob. 1582 begann der Frühling am 11. März.
Unter Papst Gregor XIII wurden neue Berechnungen durchgeführt, worauf die Länge eines Jahres mit 365,2425 Tagen festgesetzt wurde. Dementsprechend fällt seit damals alle hundert Jahre der Schalttag aus, mit Ausnahme jener Jahrhunderte, die sich durch die Zahl 400 teilen lassen. Also, in den Jahren 1700, 1800 und 1900 gab es keinen 29. Februar, allerdings im Jahr 2000 – wie wir uns erinnern. Auch wenn es uns selbst kaum betreffen wird, im Jahr 2100 fällt der Schalttag dann wieder aus.
Durch päpstlichen Erlass wurde für das Jahr 1582 angeordnet, dass auf Donnerstag, den 4. Oktober, Freitag, der 15. Oktober folgen sollte. Katholische Länder, das Heilige Römische Reich, Spanien, Portugal, Frankreich und große Teile der Niederlande akzeptierten die Umstellung an genau diesem Tag. Andere Länder ließen sich mehr Zeit. Während Böhmen schon 1584 folgte und Ungarn 1587, entschloss man sich in Preußen erst im Jahr 1700, sich dem neuen Gregorianischen Kalendersystem anzupassen. Im orthodoxen Russland orientierte man sich jedoch weiterhin nach dem Julianischen Kalender. Die Umstellung erfolgte erst 1922. Mittlerweile waren es übrigens schon 13 Tage, die zu verschwinden hatten.
Im Zusammenhang mit unserem modernen Lebensstil und internationaler Kommunikation mag es sonderbar erscheinen, dass es über Jahrhunderte hinweg verschiedene Zeitrechnungen innerhalb Europas gab. Wer mit Bewohnern der betroffenen Länder in Verbindung trat, war sich dessen aber natürlich bewusst. Außerdem gibt es auch heute Länder, in denen zwei Zeitrechnungen parallel laufen. So geben israelische Zeitungen heute, neben dem 7. November 2010, auch den 30. Tag des Monats Heshvan und die Jahreszahl 5771 als Datum an.