Neusten Meldungen zufolge, wird das Sparpaket die Konjunktur bremsen. Was für eine Überraschung! Ohne Einsparungen schlittert das Land in eine Krise. Wird das Staatsbudget saniert, wirkt dies zwangsweise konsumhemmend. Was auch immer passiert, das Problem lässt sich auf diesem Wege nicht lösen. Vielleicht sollte man darüber nachdenken, wie die Historiker der Zukunft unsere derzeitige Situation beurteilen werden. Wo werden sie, im nachhinein, die Fehler erkennen? Wem oder was werden sie die Schuld geben? Werden wir nicht gelegentlich mit Behauptungen aus unserer eigenen Vergangenheit konfrontiert, in denen Mächtigen vorgeworfen wird, ihren Reichtum vergrößert zu haben, während das Volk unter Not litt?
Politikern ihre überdurchschnittlichen Gehälter vorzuhalten, ist nichts anderes als ein lächerliches Ablenkungsmanöver. Selbst wenn alle Politiker zusammen beschließen würden, ehrenamtlich tätig zu sein, würde dies das Staatsbudget kaum beeinflussen. Allerdings, während den Bürgern der westlichen Welt immer deutlicher erklärt wird, dass es darum ginge, den Gürtel enger zu schnallen, werden immer mehr neue Superstars der Finanzwelt gefeiert. Es klingt, als wäre dies der Beweis dafür, dass es ja doch nicht so schlimm um uns stehen kann, wenn sich locker ein paar Milliarden verdienen lassen. Sie klagen, dass nach Abzug von Steuern, Bezahlen der Miete und sonstiger monatlich anfallender Gebühren, gerade noch genug zum Essen bleibt? Dann machen Sie wohl einen Fehler. John Paulson hat während der vergangenen paar Jahre zwölf Milliarden verdient. Klug und fleißig muss man halt sein!
Globalisierung, Aufheben der Grenzen für wirtschaftliche Zwecke, multinationale Verträge und Abkommen – wie ließe sich all dies mit einem Begriff zusammenfassen? Als internationales Finanzimperium. Und was ist im Laufe der Geschichte mit Imperien passiert, die zu unüberschaubarer Größe angewachsen sind?
Was folgte dem Römischen Reich? Ein neues Reich? Im Prinzip natürlich ja. Die alte Struktur wurde schließlich durch die Römisch Katholische Kirche aufrecht erhalten, dessen Oberhaupt sich bis heute Pontifex Maximus nennt. Ein Titel, der einst auf den Kaiser verwies. Allerdings, es sind Jahrhunderte vergangen, bis sich Westeuropa zu einem neuen Römischen Reich, das sich heilig nannte, zusammenschloss. Und darüber hinaus handelte es sich nicht wirklich um eine zentral gesteuerte Einheit, sondern um die lose Verbindung unzähliger souveräner Länder, Königreiche und Fürstentümer. Und dieses Gefüge hat immerhin, von Karl dem Großen bis zu Kaiser Franz II, ein Jahrtausend bestanden. Seit wie vielen oder wie wenigen Jahren existiert das Konzept der Globalisierung? Historisch gesehen, handelt es sich dabei wohl um nichts anderes als ein missglücktes Experiment.
Was immer die Gründe für den Zusammenbruch des Römischen Reiches waren, auch ohne hier auf deutliche Parallelen verweisen zu wollen, das politische Monstergebilde wurde durch, in der Größe überschaubare, kleine Landeseinheiten abgelöst. Wirft sich nicht, in der gegebenen Situation, die Frage auf, ob die Lösung der Wirtschaftskrise nicht doch eher im Loslösen aus der Globalisierung zu finden sein könnte als in der Fortsetzung des Systems, das in die Krise geführt hat? Davon auszugehen, dass ein wirtschaftlicher Zusammenschluss militärische Konflikte verhindert, könnte zwar als Argument vorgebracht werden, doch wie viele Kriege wurden seit Beginn der Globalisierungsepoche geführt? Muss ich mit meinen Nachbarn eine Wohngemeinschaft bilden, um in Frieden leben zu können?
Warum wird diese Möglichkeit, dass sich einzelne Länder wieder aus dem Globalisierungsmonster lösen, landeseigene Produktion auf den jeweiligen Bedarf abstimmen, innerhalb des eigenen Staates das teilen, was zu Verfügung steht, nicht einmal im Ansatz diskutiert? Wie einfach wäre es, den Außenhandel darauf zu beschränken, dass Länder sich gegenseitig, nachbarschaftlich, unterstützen – ohne sich aber gleichzeitig einem internationalen Finanzimperium zu unterwerfen?
Es würde dem Fortschritt schaden? Welchem Fortschritt? Dem, der eine unlösbare Krise mit sich brachte?
Wer profitiert wirklich von der Globalisierung? Die Bürger der einzelnen Länder, denen erklärt wird, dass die guten Jahre nun endgültig vorüber seien, oder jene Menschen, die Forbes’ Liste der Superreichen anführen? Eine Liste, in der bemerkenswerter Weise einige Namen, die im Zusammenhang mit multinationalen Banken und Konzernen immer wieder Erwähnung finden, nicht genannt, oder bestenfalls unter ferner liefen zu finden sind.
Jedes Imperium verfügt über eine Führung. Wenn Sie wollen, dürfen Sie natürlich weiterhin glauben, dass es abgesandte der Regierungen sind, deren Ziel es ist, die Interessen der Bürger der jeweiligen Länder zu vertreten, die über internationale Entwicklungen entscheiden. Wenn sie wollen, dürfen Sie weiterhin glauben, dass jede Behauptung, dass der Einfluss der Wirtschaftsmächte größer sei als jener der politischen Führer, einer Weltverschwörungsspinnerei entstammt. Sie dürfen auch glauben, dass jedes Loslösen aus dem internationalen Finanzimperium auf faschistischen Ideologien basiert. Niemand kann es ihnen verwehren und auch nicht verübeln, denn Sie folgen bloß dem allgemein anerkannten Zeitgeist. Sie haben aber auch das Recht, mitzudenken. Sie dürfen sich die Frage stellen, warum wir uns mit Problemen herumschlagen müssen, die ausschließlich auf komplexe Finanz- und Wirtschaftskonzepte zurück zu führen sind. Auf Schuldenpolitik. Auf die Konzentration enormer finanzieller Werte in den Händen Weniger, die meist nicht einmal im eigenen Land leben. Es könnte sein, dass die Länder, in denen wir leben, noch demokratisch genug sind, um auf Eigenständigkeit zu beharren. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass es auch eine Mehrheit ist, die sich für vernünftige Lösungen ausspricht.