Der offizielle Besuch des chinesischen Präsidenten Hu Jintao in den Vereinigten Staaten verläuft vielversprechend. So berichten die Medien. Dabei ist China auf dem besten Weg, Amerika als Wirtschaftsmacht Nummer 1 zu überholen, eine Entwicklung, die Milliardär und Insider George Soros schon im Oktober 2009 angekündigt hatte. Selbst Chinas Haltung bezüglich der Menschenrechte, sollte sich verbessern. So wird zumindest angedeutet. Wie könnte eine dritte „Großmacht“ auf dieser Welt zu dieser Situation stehen? Welche Großmacht? Die finanzielle Elite, die letztendlich auf jede bedeutende wirtschaftliche Entscheidung zumindest wesentlichen Einfluss ausübt.
Demokratie und freie Marktwirtschaft gelten als Ideale der modernen Welt. Zynisch betrachtet bedeutet dies, dass Bürger jene Repräsentanten wählen, die letztendlich Entscheidungen durchsetzen, die von mächtigen Banken und Großkonzernen gewünscht werden. Denn freie Marktwirtschaft bedeutet letztendlich nichts anderes als dass Giganten der Weg zum Absorbieren der schwächeren Konkurrenz geebnet wird.
Die Idee, unsere Welt zu einem „globalen Dorf“ umzuformen, in dem alle Menschen friedlich miteinander leben, sich gegenseitig unterstützen und Kriege eines Tages, nach der endgültigen Vereinigung aller Staaten, zum Relikt einer barbarischen Vergangenheit geworden sein werden, klingt vielversprechend, märchenhaft, utopisch. Und die Zahl jener Menschen, die selbst im Idealfall wirklich bereit wären, ihre Kultur, Tradition, ja selbst die eigene individuelle Identität aufzugeben, ist mit Sicherheit auch nicht sonderlich groß.
Die politische Situation unserer Welt hat sich während des 20. Jahrhunderts von Grund auf geändert. Eine Szene aus der, 1976 gedrehten, Filmsatire „Network“ von Sidney Lurnet trifft den Nagel auf den Kopf. Ein Nachrichtensprecher ruft leidenschaftlich die Zuseher dazu auf, gegen den Ausverkauf des Senders an eine arabische Investorengruppe zu protestieren. Am Konferenztisch erklärt ihm sein oberster Chef, dass es keine Länder mehr gebe, sondern nur … und er nennt einige übernationale Großkonzerne beim Namen. Seit damals sind 35 Jahre vergangen.
Beim Überschwemmen der Welt mit Produkten aus Asien handelt es sich keinesfalls um eine natürliche Entwicklung. Dabei sei zu betonen, dass Deutschland über eine ausgeglichene Handelsbilanz mit China verfügt. Nicht so die USA, die während der vergangenen Jahre eine negative Bilanz mit China von ziemlich exakt zwei Billionen Dollar verzeichnet. Immer mehr Industriezweige verlagern sich in Richtung Osten. Das Preisniveau ist dort derart niedrig, dass selbst gut bezahlte Arbeiter nicht mehr als zweihundert Euro monatlich kosten. Selbst ein Aufwerten des Yuan von 40 Prozent, wie von den USA gefordert, würde an dieser Unausgeglichenheit relativ wenig ändern. Dieser Konkurrenzvorteil chinesischer Produkte ließe sich nur durch Importbeschränkungen oder Schutzzölle regeln, was durch internationale Abkommen jedoch immer mehr verhindert wird.
Teil des sagenhaften Aufschwungs Chinas während der vergangenen beiden Jahrzehnte ist aber auch das Fußfassen internationaler Konzerne in China. Gigantische Gewinne durch diesen „freien Wettbewerb“ lassen Menschenrechtsverletzungen locker in den Hintergrund gleiten. Kapital kennt weder Patriotismus noch menschliche Gefühle.
Im Oktober 2009 gab George Soros der Financial Times ein Interview. Soros, der laut Forbes über ein Vermögen von 14, 3 Milliarden Dollar verfügt, gehört vermutlich nicht zur höchsten Elite der Entscheidungsträger. Mit Sicherheit verfügt er jedoch über einen besseren Einblick als der Rest von uns. Er schreibt Bücher, hält Vorträge, gibt Interviews und verrät dabei das eine oder andere, was auf unsere Welt zukommen könnte. In diesem Gespräch kündigte er an, dass China zur führenden Wirtschaftsmacht avancieren werde, dass das Wachstum international dadurch entsprechend abnehmen müsste und gleichzeitig, dass der Dollar abwerten wird. Ein hoch verschuldetes Amerika mit nicht minder verschuldeten Bürgern wird also Abstriche machen müssen, denn schon bald wird das Tempo von China vorgegeben werden. Für internationale Investoren mag dieses Spiel durchaus positiv erscheinen, doch wie sieht es mit jenen Menschen aus, die von Einkommen, die sie durch ihrer Hände oder Köpfe Arbeit erzielen, abhängig sind? Und wenn die amerikanische zusammen mit der chinesischen politischen Führung Pläne schmiedet, die der Finanzwelt weitere Expansionsmöglichkeiten bieten, wie könnte sich Europa und der Rest der Welt vor dieser Entwicklung noch schützen? Zu sehr sind auch wir in die internationalen Affären verstrickt, um auch nur halbwegs ein System aufrecht zu erhalten, das dem Menschen dient – und nicht umgekehrt.
Thomas Barnett, ein anerkannter amerikanischer Geostratege, veröffentlichte im Jahr 2004 ein Buch mit Titel: „The Pentagon’s New Map“ (frei übersetzt: Der neue Aufmarschplan des amerikanischen Kriegsministeriums). Darin lobt er die Ziele der Globalisierung, erklärt, dass sich wirtschaftlich bedingt verschiedene Regionen bilden werden, in denen die Menschen zu Massen umhersiedeln müssten. Nationale Kulturen würden versiegen und die Jugend der Welt werde sich eines Tages einheitlich an amerikanischer Populärmusik ergötzen. Waffengewalt und Menschenopfer seien notwendige Instrumente, um dieses höchste aller Ziele voranzutreiben. Seiner Meinung nach, werde es bis 2040 oder 2050 so weit sein.
Sollte sich unsere Welt wirklich in diese Richtung entwickeln, so wird es uns wohl kaum möglich sein, dies aufzuhalten. Wir können lediglich hoffen, dass die Veränderungen nicht all zu rasch auf uns zukommen werden.