Mittwoch , 16 Oktober 2024
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IWF-Studie belegt: Geldschöpfung muss in die öffentliche Hand

deutsche bundesbank gartenseiteSie wissen bereits, dass fast alles Geld von privaten Geschäftsbanken geschöpft wird? Wenn ja, dann wissen Sie vermutlich auch, dass Sie einer verschwindenden Minderheit angehören. Von der Mehrheit, und ich fürchte, auch von den meisten Politikern, wird restlos ignoriert, dass Geld aus „dünner Luft“ erschaffen wird. Eine Studie der Forschungsabteilung des Internationalen Währungsfonds erklärt nun, dass eine staatliche Geldschöpfung die Lösung aller Probleme bringen würde. Es gäbe keine Überschuldung und gleichzeitig würde die Wirtschaft wieder florieren.

Sowohl Politiker als auch auf das Bankensystem eingeschworene „Experten“ bemühen sich immer wieder, einfach nachprüfbare Feststellungen bezüglich der Geldschöpfung durch private Banken zurückzuweisen. Mit Behauptungen, dass ja ohnehin alles durch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel und durch die Bestimmungen der Zentralbank geregelt sei, wird jede weitere Diskussion abgewürgt. Tatsache ist, dass Banken nur über einen geringen Prozentsatz an Eigenmitteln zu verfügen brauchen. Regelungen beziehen sich bloß auf die Höhe dieses Prozentsatzes. Jeder neue Kredit wird aus dem Nichts erschaffen.

Im Auftrag des Internationalen Währungsfonds arbeiteten die beiden Volkswirte Jaromir Benes und Michael Kumhof eine 70 Seiten umfassende Studie aus, die nahelegt, das derzeit praktizierte Geldsystem von Grund auf zu ändern. Dabei sind diese Überlegungen keineswegs neu. Schon in der Einleitung wird auf Irving Fisher verwiesen, einem US-amerikanischen Ökonomen, der mittels staatlicher Geldschöpfung die Krise der 1930er-Jahre zu einem Ende bringen wollte. Damals wie heute wehrten sich einflussreiche Kreise erfolgreich, zumindest bis jetzt, gegen eine Reform des Bankenwesens.

Mit detaillierten Analysen und Berechnungen untermauert, ist der Vorschlag der beiden Volkswirte sehr einfach: Das Kreieren von Geld muss zu 100% einer vom Staat kontrollierten Zentralbank unterstehen. Für diese Art des Geldsystems findet der Begriff „Vollgeld“ Verwendung. Damit würde vermieden werden, dass jede für Wirtschaft und Konsum benötigte Geldmenge gleichzeitig zwingend Schulden mit sich bringt. Es wäre also Geld für den Wirtschaftskreislauf verfügbar, ohne dass sich Staaten und auch Privatpersonen in Schulden stürzen müssen. Denn, und dies kann nicht oft genug wiederholt werden, jeder Euro den Sie oder ich am Bankkonto liegen haben, wird von irgendjemand anderem geschuldet. Durch die Verzinsung dieses Kreditgeldes sind die Schulden in Summe jedoch immer höher als die verfügbare Geldmenge. Dies bringt langfristig absolut unlösbare Probleme mit sich. Und bis heute scheinen unsere Politiker dies nicht begriffen zu haben. Obwohl nicht nur Europa, sondern auch alle anderen Industriestaaten in einer ausweglosen Krise stecken.

Bei der Einführung eines Vollgeld-Systems handelt es sich keineswegs um eine vergessene Idee. Es gibt eine Reihe von Wirtschaftswissenschaftlern, die seit Jahren derartige Vorschläge unterbreiten. Das Begrüßenswerte an der jüngsten Entwicklung ist aber, dass dieses Mal der Vorschlag von keiner geringeren Organisation als dem Internationalen Währungsfond erbracht wird.

Nachdem Europa zurzeit in einer katastrophalen Schuldenkrise steckt, sollte eigentlich zu erwarten sein, dass eine zweifellos kompetente Studie dieser Art, die den einzig vernünftigen Rettungsvorschlag unterbreitet, mit offenen Armen willkommen geheißen wird. Immerhin haben unsere Politiker bereits Schritte in die Wege geleitet, unser Land und die Früchte unserer zukünftigen Arbeit auf immer und ewig dem privaten Finanzsektor zu übertragen. Nur ein entsprechendes Urteil des Verfassungsgerichtshofs könnte das Schlimmste noch verhindern. Es sollte zu erwarten sein, dass die „freien Medien“ die Öffentlichkeit in Kenntnis setzen. Denn wenn sich schon den Politikern nicht mehr vertrauen lässt, dann doch zumindest der sogenannten „vierten Gewalt“ im Staate. Ja, das sollte man annehmen.

Die Studie lässt sich als PDF-Dokument direkt von der Webseite des IWF herunterladen. Die Familiennamen der Verfasser dieser Arbeit (Benes, Kumhof) bei Google-News eingegeben zeigt, wie viele Zeitungen in ihren Online-Ausgaben bis jetzt darauf verwiesen haben. Sie werden überrascht sein.

Am 20. August berichtete Die Zeit darüber. Sonderbarerweise von Google-News nicht erfasst, folgte am 29. August die österreichische Tageszeitung Der Standard. Dazu kommt dann noch eine englischsprachige Seite namens Central Banking und eine spanische, El Imparcial. Das wär’s. Auch wenn sie es mit Google.com, Google.es, Google.it und Google.fr probieren.

Allerdings, mit anderen Suchbegriffen wie etwa „Vollgeld“ experimentierend, findet sich dann noch der eine oder andere Artikel. So gab es bei der Frankfurter Allgemeinen am 23. August einen Beitrag mit dem Titel: „Alle Macht der Zentralbank: IWF-Ökonomen entdecken das Vollgeld“.

Kurz gesagt, die Studie wird zwar nicht restlos ignoriert, aber weitgehend.

Ist das noch zu fassen? Sorgen sich die Betreiber der Massenmedien, dass sie einer vom IWF verbreiteten (!!!) „Verschwörungstheorie“ zum Opfer fallen könnten, denn als solche wird jede grundlegende Kritik am derzeitigen Währungssystem ja schließlich ausgelegt? Oder ist der Einfluss der Nutznießer des bestehenden Systems wirklich so groß, dass jede Verbreitung eines so einfachen und zielführenden Rettungsvorschlages unterbunden wird, auch wenn der Internationale Währungsfond dahinter steckt?

Immerhin, vom vorliegenden Artikel abgesehen, haben drei bekannte deutschsprachige Zeitungen ebenfalls darauf verwiesen. Vielleicht gelingt es endlich einmal, das Internet zu nutzen und die Nachricht entsprechend zu verbreiten. Je rascher dies der Fall ist, desto größer ist die Chance, dass uns die unwiderrufliche Schuldsklaverei erspart bleibt. Wie schon so oft erwähnt, es ist unsere Zukunft und die Zukunft unserer Kinder, die auf dem Spiel steht.

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