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Auch ein JP-Morgan-Mitarbeiter deckt die Karten auf

cftc headMittels versteckter Derivate sind die griechischen Schulden wesentlich höher als bekannt. Die Preise von Edelmetallen unterliegen ständiger Manipulation. Banker und Politiker arbeiten im Geheimen zusammen. All dies steht in einem Schreiben, dessen Autor sich als JP-Morgan-Chase-Mitarbeiter ausgibt. Ähnlich wie Greg Smith, bis vor kurzem ein Mitarbeiter von Goldman Sachs, scheint auch der Verfasser dieses Bekenntnisses aus moralischen Gründen zu handeln. Auch wenn sich die Echtheit dieses, auf der Webseite der US-Behörde CFTC (Commodity Futures Trading Commission) veröffentlichten, Schreibens nicht zweifelsfrei bestätigen lässt, publizierte es der Business Insider in vollem Wortlaut. Es beginnt mit einem Hinweis auf die imminente Gefahr eines völligen Zusammenbruchs der Finanzmärkte.

Der Verfasser des Textes unterlässt es, seinen Namen zu nennen. Wie er schreibt, aus Angst, weitere Enthüllungen könnten unterbunden werden. Seine Wort- und Themenwahl lässt auf Insider-Wissen schließen. Obwohl der Business Insider die Echtheit bezweifelt, wird auch dort das Schreiben unverändert wiedergegeben.

Veröffentlicht wurde der Text am 14. März auf einer allgemein zugänglichen Kommentarseite der Commidity Futures Trading Commission, jener US-Behörde, deren Verantwortung es ist, den Handel mit Optionen und Terminkontrakten zu überwachen. Wie der Name – Comments for Public Information Collection 77 FR 8817 – schon besagt, dient diese Funktion genau dem Zweck, wichtige Informationen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die Commodity Futures Trading Commission bemühte sich in den späten 1990er-Jahren dem unkontrollierten Derivathandel Einhalt zu gebieten, konnte sich aber leider gegen die Finanzlobby, die damals vom Vorsitzenden der Federal Reserve Bank Allen Greenspan angeführt wurde, nicht durchsetzen. Wie in einem bereits vor längerem erschienen Artikel ausführlich erklärt wird, hatte die damalige Vorsitzende der Kommission Brooksley Born erkannt, welche Gefahren der völlig unkontrollierte Handel mit Derivaten in sich birgt. Grundsätzlich dienen Derivate der Absicherung von Geschäften, etwa gegen Währungsschwankungen oder andere unvorhersehbare Ereignisse. Eines der Probleme, die Brooksley Born ins Auge stachen, war das enorme Volumen dieser Finanzwetten. Das derzeitige Volumen existierender Derivate wird auf rund 800 Billionen Dollar geschätzt, etwa das 15-Fache der weltweiten Börsenkapitalisierung. Hätte sich der US-Kongress damals von einer Frau mehr überzeugen lassen als vom wortgewandten Alan Greenspan, wäre es vermutlich niemals zum Platzen der Immobilien-Blase gekommen.

Doch dies erwähne ich nur, um einen besseren Überblick über diese – vom US-Kongress recht stiefmütterlich behandelte – Behörde zu vermitteln, die vom Autor des hier zu behandelnden Schreibens, der sich selbst als JP-Morgen-Mitarbeiter ausgibt, als Plattform gewählt wurde.

Wie der Verfasser des Schreibens erklärt, folgt er der Aktion von Greg Smith, dem ehemaligen Mitarbeiter von Goldman Sachs, der durch einen in der New York Times veröffentlichten Brief, die Machenschaften dieser Investmentbank enthüllte. Die Veröffentlichung erfolgte noch am selben Tag, dem 14. März, was bedeutet, dass dem Verfasser wenig Zeit zur Verfügung stand, die enthaltenen Informationen auszuarbeiten. Dies lässt auf eine entsprechende Vertrautheit mit der Materie schließen.

Er schreibt von „Hintertür-Freundschaften“ zwischen Bankern und einflussreichen Politikern, wodurch die Märkte, beginnend mit der Festsetzung des Leitzinssatzes, kontrolliert und beeinflusst werden. Durch derartige Manipulationen werden nicht nur die Bürger um ihren bescheidenen Besitz gebracht, wenn diesem Spiel nicht bald ein Ende gesetzt wird, könnte ein totaler Crash der Märkte die Folge sein.

Er schreibt wörtlich: „Ja, wir von JP Morgan, die wir bescheid wissen, haben Angst vor einem Erdrutsch-Kreditausfall, ausgelöst von Griechenland, nachdem man dort für versteckte Derivate haftet, deren Wert jenseits von einer Billion Dollar liegt.“

In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass die Bonität zur Aufnahme Griechenlands in die Euro-Zone durch Finanzmanipulationen getrickst wurde, an denen der derzeitige Premierminister Lukas Papademos ebenso beteiligt war wie Mario Draghi, damals Direktor bei Goldman Sachs und mittlerweile Präsident der Europäischen Zentralbank.

Was der vermutliche JP-Morgan-Mitarbeiter außerdem ausführlich erläutert, ist die gezielte Manipulation der Edelmetallpreise. Nachdem Bürger weder dem Aktienmarkt und mit Sicherheit nicht der Wertbeständigkeit von Währungen vertrauen können, bleiben eigentlich nur Edelmetalle als sichere Anlage. Und genau hier setzt JP Morgan Chase den Hebel an. Den Angaben des Whistleblowers (Eigenbezeichnung) zufolge, hält JP Morgan Chase mehr als 25% aller Silber-Futures (Terminkontrakte) mit kurzer Laufzeit. Diese Behauptung fand durch eine üblicherweise verlässliche Quelle Bestätigung. Dabei handelt es sich um eine Position, die weit über die Zwecke der Spekulation oder Absicherung hinausreicht. Zwar ist der mögliche Einfluss auf den Goldhandel nicht ganz so ausgeprägt und offensichtlich, doch auch hier dürfte die Veranlagung ausreichen, um die Kursentwicklung in jede beliebige Richtung zu manipulieren. Den kürzlich erfolgten Einbruch des Goldpreises um 100 Dollar erklärt er als von seinem und vier anderen Instituten absichtlich herbeigeführt.

In Deutschland wenig bekannt ist ein Finanzskandal, der sich Ende des Vorjahres in den USA ereignet hatte. MF Global, ein Finanzunternehmen, hatte sich mit Derivaten verspekuliert und dabei zumindest eine Milliarde Euro an Kundengeldern veruntreut. Der bekannte Trendforscher Gerald Celente verfügte über eine Einlage von $ 600.000, die er vermutlich restlos abzuschreiben hat. Ausführliche Ermittlungen sind im Gange. Zwar sei der Schreiber des Briefes nicht selbst in die Verwaltung von MF-Global-Konten involviert, doch wurde er von Kollegen in Kenntnis gesetzt, dass Einlagengelder von JP Morgan Chase versteckt werden. „Dabei handelt es sich um weitere betrügerische Bestrebungen von unserer Seite, die einen Diebstahl darstellen“, steht in dem Schreiben wörtlich. Und am Ende:

Ich richte einen Aufruf an alle ehrlichen und mutigen Mitarbeiter von JP Morgan, nach vorne zu treten, um diese Vetternwirtschaft und weitreichende Manipulation durch Bekanntgabe der Wahrheit zu bekämpfen. Wir helfen lediglich mit, die Realität ans Tageslicht zu bringen, und erlauben dadurch, die Bankenwirtschaft einmal richtig zu beurteilen, was Anlegern eine Chance gibt, ihre Einlagen entsprechend anzupassen, ohne restlos hinweggefegt zu werden … Unser tiefstes Geheimnis liegt in den Händen ehrlicher Mitarbeiter und kann durch ehrliche Behörden aufgedeckt werden, die willens sind, einen Blick in Amerikas bestgehütetes Geheimnis zu werfen.“

Zweifellos handelt es sich bei der New Yorker Wallstreet und der Londoner City um die Zentren der Finanzmanipulation. Ob ähnliche Unregelmäßigkeiten auch in Deutschland passieren, darüber erlaube ich mir kein Urteil. Informierte Mitarbeiter von Geldinstituten sind selbstverständlich eingeladen, ihr Wissen mit uns und der Öffentlichkeit zu teilen und, falls gewünscht, auch unter Wahrung der Anonymität (Privacy Box).

cftc jpmorgan letter

Unter diesem Link der offiziellen Webseite der Commidity Futures Trading Commission war das besagte Schreiben bis in die Nachmittagsstunden des 16. März einsehbar, ist danach jedoch ohne weitere Erklärung entfernt worden. Hier der volle Wortlaut:

 

From: Z A N

Organization(s):

JPMorgan Chase

 

Comment No: 57019

Date: 3/14/2012

 

Comment Text:

 

Dear CFTC Staff,

Hello, I am a current JPMorgan Chase employee. This is an open letter to all commissioners and regulators. I am emailing you today b/c I know of insider information that will be damning at best for JPMorgan Chase. I have decided to play the role of whistleblower b/c I no longer have faith and belief that what we are doing for society is bringing value to people. I am now under the opinion that we are actually putting hard working Americans unaware of what lays ahead at extreme market risk. This risk is unnecessary and will lead to wide-scale market collapse if not handled properly. With the release of Mr. Smith’s open letter to Goldman, I too would like to set the record straight for JPM as well. I have seen the disruptive behavior of superiors and no longer can say that I look up to employees at the ED/MD level here at JPM. Their smug exuberance and arrogance permeates the air just as pungently as rotting vegetables. They all know too well of the backdoor crony connections they share intimately with elected officials and with other institutions. It is apparent in everything they do, from the meager attempts to manipulate LIBOR, therefore controlling how almost all derivatives are priced to the inherit and fraudulent commodities manipulation. They too may have one day stood for something in the past in the client-employee relationship. Does anyone in today’s market really care about the protection of their client? From the ruthless and scandalous treatment of MF Global client asset funds to the excessive bonuses paid by companies with burgeoning liabilities. Yes, we at JPMorgan that are in the know are fearful of a cascading credit event being triggered in Greece as they have hidden derivatives in excess of $1 Trillion USD. We at JPMorgan own enough of these through counterparty risk and outright prop trading that our entire IB EDG space could be annihilated within a few short days. The last ten years has been market by inflexion point after inflexion point with the most notable coming in 2008 after the acquisition of Bear.

I wish to remain anonymous as of now as fear of termination mounts from what I am about to reveal. Robert Gottlieb is not my real name; however he is a trader that is involved in a lawsuit for manipulative trading while working with JPMorgan Chase. He was acquired during our Bear Stearns acquisition and is known to be the notorious person shorting in the silver future market from his trading space, along with Blythe Masters, his IB Global boss. However, with that said, we are manipulating the silver futures market and playing a smaller (but still massively manipulative) role in manipulating the gold futures market. We have a little over a 25% (give or take a percentage) position in the short market for silver futures and by your definition this denotes a larger position than for speculative purposes or for hedging and is beyond the line of manipulation.

On a side note, I do not work directly with accounts that would have been directly impacted by the MF Global fiasco but I have heard through other colleagues that we have involvement in the hiding of client assets from MF Global. This is another fraudulent effort on our part and constitutes theft. I urge you to forward that part of the investigation on to the respective authorities.

There is something else that you may find strange. During month-end December, we were all told by our managers that this was going to be a dismal year in terms of earnings and that we should not expect any bonuses or pay raises. Then come mid-late January it is made known that everyone received a pay raise and/or bonus, which is interesting b/c just a few weeks ago we were told that this was not likely and expected to be paid nothing in addition to base salary. January is right around the time we started increasing our short positions quite significantly again and this most recent crash in gold and silver during Bernanke’s speech on February 29th is of notable importance, as we along with 4 other major institutions, orchestrated the violent $100 drop in Gold and subsequent drops in silver.

As regulators of the free people of this country, I ask you to uphold the most important job in the world right now. That job is judge and overseer of all that is justice in the most sensitive of commodity markets. There are many middle-income people that invest in the physical assets of silver, gold, as well as mining stocks that are being financially impacted in a negative way b/c of our unscrupulous shorts in the precious metals commodity sector. If you read the COT with intent you will find that commercials (even though we have no business being in the commercial sector, which should be reserved for companies that truly produce the metal) are net short by a long shot in not only silver, but gold.

It is rather surprising that what should be well known liabilities on our balance sheet have not erupted into wider scale scrutinization. I call all honest and courageous JPMorgan employees to step up and fight the cronyism and wide-scale manipulation by reporting the truth. We are only helping reality come to light therefore allowing a real valuation of our banking industry which will give investors a chance to properly adjust without being totally wiped out. I will be contacting a lawyer shortly about this matter, as I believe no other whistleblower at JPMorgan has come forward yet. Our deepest secrets lie within the hands of honest employees and can be revealed through honest regulators that are willing to take a look inside one of America’s best kept secrets. Please do not allow this to turn into another Enron.

 

Kind Regards,

-The 1st Whistleblower of Many

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