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England und die EU: Monarchie ist mehr als Tradition

queen_elisabeth_IIEngland weigert sich gegen die jüngsten Beschlüsse der Europäischen Union. Ein Austritt ist durchaus möglich. Beiläufig wird auf geforderte, und nicht zugesagte, Sonderrechte für die „City“ verwiesen, ohne näher zu erklären, was mit „City“ eigentlich gemeint ist. Das Finanzzentrum Londons verfügt nämlich über einen rechtlichen Sonderstatus. Was selbst Engländern (und Kanadiern und Australiern und Neuseeländern etc.) keineswegs bewusst ist: Sie alle gelten ganz offiziell als Untertanen der Königin. Ländereien und auch Unternehmen, die anderswo „öffentlicher Besitz“ wären, sind in Monarchien Eigentum des Königs.

Auch wenn die Monarchie in Deutschland und in Österreich schon lange abgeschafft ist, so führt ein näherer Blick auf die gegebene Situation aber durchaus zu besserem Verständnis der Weltsituation. Im Gegensatz zur verbreiteten Annahme, dass in Ländern wie England, Norwegen oder den Niederlanden die Monarchie lediglich aus Gründen der Tradition erhalten werde, gehören die jeweiligen Herrscher dem Kreis der „großen Spieler“ an. Der Bürger mag zwar fest daran glauben, dass man die Könige halt Könige sein lässt, weil es bei Staatsbesuchen so eindrucksvoll aussieht, doch glauben Sie, dass beim jährlichen Treffen der Bilderberger, das von der Weltöffentlichkeit abgeschirmt wird, auf derartige „Showeffekte“ Wert gelegt wird? Werfen wir einen Blick auf die offizielle Teilnehmerliste des Jahres 2011. Neben Bankern und Wirtschaftsbossen, ausgewählten Vertretern der Politik und der Medien, finden sich unter den Teilnehmern auch: Ihre Majestät die Königin der Niederlande, Seine Königliche Hoheit Kronprinz Haagon von Norwegen und Ihre Majestät die Königin von Spanien. In der Liste der Teilnehmer bei vorangegangenen Bilderberger-Treffen, wie sie bei Wikipedia veröffentlicht ist, finden sich, neben den bereits erwähnten Persönlichkeiten, auch noch: Prinz Bernhard der Niederlande, Prinz Charles von Wales, König Juan Carlos von Spanien, Prinz Phillippe von Belgien, Prinz Phillip Herzog von Edinburgh und König Harald V von Norwegen. Wie schon erwähnt, um Publicity geht’s dabei nicht. Denn die Medien hüllen sich in Schweigen.

Doch, bevor wir uns näher mit den Royals auseinander setzen, kommen wir kurz auf die „City“ von London zu sprechen. Diese City ist nicht bloß das Finanzzentrum Englands, wie die Wallstreet in New York, sie genießt einen rechtlichen Sonderstatus. Nehmen wir die Erklärung bei Wikipedia zur Hand:

Die City of London hat einen besonderen politischen Status. Grund dafür sind die von der Krone über die Jahrhunderte verliehenen Privilegien. Da die ungeschriebene englische Verfassung noch nie revidiert wurde, bestehen diese Privilegien immer noch fort. Die City wird durch die City of London Corporation verwaltet. Den Vorsitz der Corporation führt der Lord Mayor of London. Dieses Amt ist nicht mit jenem des Mayor of London zu verwechseln. Das Wahlverfahren für die Corporation entspricht nicht den üblichen demokratischen Prinzipien, da die Wirtschaftsvertreter einen überproportionalen Einfluss ausüben.

Die City, mit einer Fläche von 2,6 km², 7.900 Einwohnern und eigener Polizeibehörde genießt den Sonderstatus eines unabhängigen Territoriums. Erstattet die Königin der City einen Besuch, so stellt sie vor dem Betreten ein Gesuch an den Lord Mayor. Dass staatliche Kontrollfunktionen über die dort abgewickelten Finanzgeschäfte eingeschränkt sind, ergibt sich aus dem Umstand, dass die einst „gewährten Privilegien“ noch immer in Kraft sind. Es ist also keineswegs verwunderlich, dass man sich dort, wenn schon die eigene Regierung wenig zu sagen hat, von einem Europa-Parlament mit Sicherheit nichts dreinreden lässt. Wird die Haltung Englands dadurch vielleicht etwas verständlicher?

Einen weiteren Sonderstatus genießen die britischen Kronbesitzungen, zu denen insbesondere die Inseln Jersey und Man zählen. Diese Steueroasen waren von Anfang an der Europäischen Union nicht eingegliedert. Wie in unserem Artikel über die Zweckgesellschaften näher erläutert, werden die wirklich großen Vermögen nicht nur aus steuerlichen Gründen in diesen und anderen Finanzparadiesen versteckt, sondern insbesondere um sie jeglicher Kontrolle zu entziehen.

Die englische Königin ist aber nicht nur das Staatsoberhaupt von Großbritannien, sondern auch der Commonwealth-Staaten. Die bedeutendsten davon sind Kanada, Australien und Neuseeland. Auch wenn es den dort lebenden Menschen überhaupt nicht bewusst ist, wer in diesen Staaten Grundstücke oder Land besitzt, ist nicht der tatsächliche Eigentümer, sondern er mietet es von der Königin auf unbeschränkte Zeit. Am Beispiel Kanadas wird dies bei Wikipedia verständlich erklärt. Miete an die Königin wird dabei nicht entrichtet. Dafür aber empfindlich hohe Grundsteuern, die oft bei über zwei Prozent des realen Wertes liegen und an die Gemeinden abgeliefert werden. Wer zwei Jahre hintereinander nicht bezahlt, dessen Grundbesitz wird konfisziert.

Recherchieren wir weiter zum Begriff „Kronland“, finden wir wiederum bei Wikipedia die Erklärung: „In Commonwealth-Staaten gilt Kronland als dem Monarchen gehörend … und kann diesem nicht aberkannt werden.“ Der Wert der weltweiten Ländereien, die sich somit zweifelsfrei im Eigentum der englischen Königin befinden, wird auf rund 20 Billionen Euro geschätzt.

Ein Teil davon entfällt auf die Besitzungen innerhalb des Vereinigten Königreichs, deren Wert offiziell mit 7 Billionen Pfund (8,2 Billionen Euro) und einem Jahresertrag von 230,9 Millionen Pfund (270 Millionen Euro) angegeben wird. Die Besitzungen befinden sich in einer Art Holding mit Namen „Crown Estate“.

Diesen Tatsachen werden Behauptungen entgegen gehalten, dass es sich lediglich um „symbolische“ Eigentumsrechte handle, praktisch hätte der Monarch keinerlei Verfügungsgewalt und ähnliches. Natürlich wird die Queen nicht kanadische Waldbesitzungen veräußern, um sich mit dem Erlös ein neues Schloss zu kaufen. Erstens hätte sie dies nicht notwendig, zweitens wäre es nur nach Absprache mit den zuständigen Ministern des Landes möglich, und drittens würde sie mit Sicherheit nicht die öffentliche Aufmerksamkeit darauf lenken wollen, dass dies rechtlich, unter gewissen Voraussetzungen, durchaus möglich wäre.

 

Wovon ist die gesamte Wirtschaft, vom Geldfluss abgesehen, noch abhängig? Von Erdöl. Wieder mögen Konformisten davon ausgehen, dass es sich beim Namen „Royal Dutch Shell“, also „königlich niederländisch“, bloß um Tradition handelt. Und, nachdem die tatsächlichen Besitzverhältnisse aller großen internationalen Konzerne perfekt verschleiert sind, scheint es völlig unmöglich herauszufinden, wie hoch der Anteil von Shell ist, der sich in Händen der niederländischen Königsfamilie befindet. Doch können wir sicher sein, dass die niederländische Königin nicht ohne Grund regelmäßig zum Treffen der Bilderberger eingeladen wird.

Ein Däne namens Søren Dreier schrieb in einem Artikel bei Active Post, dass er nicht verstehe, wie es gelungen ist, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass die Monarchen der heutigen Zeit besitzlos seien. Gleichzeitig verweist er darauf, dass es in Dänemark unmöglich ist, Informationen über das Vermögen der dortigen Königsfamilie in Erfahrung zu bringen.

Im speziellen setzt er sich in diesem Artikel jedoch mit den enormen Ölvorkommen in Norwegen auseinander. Nicht dass es den Norwegern wirtschaftlich schlechter geht als dem Rest Europas. Im Gegenteil. Allerdings, niedrige Staatsschulden und hohe Durchschnittseinkommen wirken sich nicht unbedingt in besserer Lebensqualität aus, nachdem die Preise für Güter des täglichen Bedarfs wiederum höher sind als anderswo. Norwegen fördert täglich mehr als zwei Millionen Fass Rohöl. Ein Teil der dadurch erzielten Profite wandert in eine Ölstiftung, die über ein Vermögen von 3,1 Billionen Norwegischer Kronen (400 Milliarden Euro) verfügen soll, was mit fast 100.000 Euro pro Einwohner korrespondiert. Offiziell dient diese Stiftung der Absicherung von Pensionen und anderen sozialen Aufgaben. Ob diese Gelder dem Volk aber wirklich zugute kommen, ist fragwürdig. Und auch Søren Dreier wundert sich darüber, was Kronprinz Haagon mit den anderen Teilnehmern des Bilderberger-Treffens zu besprechen hat.

In Ländern wie Deutschland und auch Österreich tendieren die Menschen zu dem Glauben, dass der einst einflussreiche Hochadel an der eigenen Dekadenz zugrunde gegangen sei. Ungeachtet, ob Hohenzollern, Wittelsbacher oder Habsburger, jene Dynastien, die über die Geschicke unserer Vorfahren herrschten, von der Bühne des Welttheaters nun tatsächlich verschwunden sind. In Dutzenden von Geschichtsbüchern finden sich endlose Erklärungen zu den Fehlern der ehemaligen Monarchen. Lässt sich jedoch ausschließen, dass es sich beim eigentlichen Fehler vielleicht um den Mangel an Zusammenarbeit mit einer, schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts überaus mächtigen, Finanzelite gehandelt haben könnte? Der letzte österreichische Kaiser, Karl I, schieb in privaten Aufzeichnungen, die Erich Feigl in seinem Buch „Gott erhalte Kaiser Karl“ veröffentlichte (Seite 224): „…aber jene Kreise, die die Drähte zogen, waren ihnen (Anm.: Er nennt namentlich einige Kaisertreue) nicht gut gesinnt. Das sagt wohl alles.“ Wer mit „jenen Kreisen“ gemeint ist, dazu unterließ allerdings auch Karl jegliche Äußerung.

Mit entsprechendem Aufwand ließen sich natürlich noch wesentlich mehr Details über den wirtschaftlichen Einfluss einiger königlicher Familien zusammen tragen. Auch wenn wir einen Blick in den arabischen Raum werfen, so stechen dort insbesondere der König von Saudi-Arabien und der Emir von Katar hervor, dem unter anderem 17 Prozent der Volkswagen-Anteile gehören. Was ich mit diesem Artikel jedoch beleuchten möchte, ist das Zusammenspiel von Regierenden und Finanzkreisen. In Staaten wie England, Norwegen, den Niederlanden und anderen wurde die Monarchie nicht aus sentimentalen Gründen erhalten, sondern auf Grund der Finanzmacht der Monarchen. Ja, trotz Aufrechterhaltung der Monarchie, dürfen die Bürger auch dort ihr eigenes Parlament wählen. Doch, dass demokratisch gewählte Politiker in erster Linie Bemühungen anstellen, den Finanzsektor zu befriedigen, wird seit einigen Monaten immer deutlicher. Verweisen die Medien nicht regelmäßig darauf, wie die Märkte auf jede politische Neuentwicklung in Europa reagieren? Die Märkte, nicht die Bürger. Auch wenn es noch sehr wenige Menschen sind, die es wahrhaben wollen: Nicht wir stehen im Mittelpunkt des Weltgeschehens, sondern die Finanzelite. Es geht nicht um unser Wohlergehen, sondern um weitere Vermögensanhäufung in den Händen sehr weniger Menschen. Und während sich die mächtigsten Banker geschickt im Hintergrund halten, macht man uns glauben, dass heute noch regierenden Könige ihre Position lediglich aus Gründen der Tradition erhalten haben. Ihr sagenhafter Reichtum, der durch Kollaboration mit den internationalen Finanzjongleuren und durch die Arbeit und den Konsum der Menschen entstanden ist, der wird weiter verheimlicht. Schließlich geht das Spiel noch auf einige Zeit weiter. Alles hat man uns ja noch nicht weggenommen. Noch nicht!

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