Jetzt ist es also so weit. Die Rating-Agentur Standard & Poor’s droht nun auch Deutschland, Österreich und einigen andere europäische Staaten mit einer Abstufung. Nur wenige Stunden vor dem Bekanntwerden der jüngsten Hiobsbotschaft fanden sich begeisterte Meldungen darüber, dass Anleger „heiß auf deutsche Staatspapiere“ seien. Nur wenige Wochen ist es her, dass einige Finanzexperten lobend darauf verwiesen, dass man Deutschland Kredite für weniger als 2 % aufdrängte. Und ganz plötzlich, von einem Tag zum anderen, droht sich die Zinsspirale nun doch auch um Deutschland zu schlingen.
Strahlender Optimismus klang zwischen den Zeilen mit. Ganz locker konnte Deutschland 2,675 Milliarden Euro am Geldmarkt auftreiben. So gut wie ohne Zinsen. Und, hätte man gewollt, wären sogar 10,25 Milliarden zur Verfügung gestanden.
Doch plötzlich scheint der Traum vorbei zu sein. Nur wenige Stunden später fand sich in den Schlagzeilen die Meldung, dass eine der drei großen Rating-Agenturen eine Neubewertung Deutschlands, Österreichs und einiger anderer europäischer Staaten angekündigt hatte. Mit „negativem Ausblick“. Was bedeutet dies?
Die Ankündigung alleine reicht aus, um „internationale Investoren“ zu verunsichern. Staaten, zumindest die westlichen Industrienationen, galten bis vor kurzem als die mit Abstand verlässlichsten Kreditnehmer. Schließlich ist, dank der Arbeitskraft und Steuerleistung der Bewohner, die zeitgerechte Begleichung der Zinsen garantiert. Und so schwellte das Kreditvolumen, für das Bürger wie Sie und ich grade zu stehen haben, im Laufe der Jahrzehnte auch regelmäßig an. Bis über zwei Billionen Euro, im Falle Deutschlands.
Doch, nach der Bankenrettungsaktion und dem europäischen Rettungsschirm, scheinen auch die finanziell noch nicht ganz so schlecht gestellten europäischen Staaten an der Grenze ihrer Kreditwürdigkeit angelangt zu sein. Nachdem die Staaten nun entweder die Ausgaben, die dem Volke zugute kommen, kürzen oder die Steuern, die sie vom Volk einheben, erhöhen müssen, leidet, aufgrund der reduzierten Kaufkraft, natürlich auch die sogenannte Realwirtschaft. Das Spiel nähert sich seinem Ende. Und um dieses vielleicht auch noch etwas zu beschleunigen, treten die Rating-Agenturen auf die Bühne und stufen die Bewertung ab. Dadurch werden neue Kredite teurer. Die Zinslast steigt. Das Staatsbudget wird noch knapper. Weitere Einsparungen oder Steuererhöhungen sind von Nöten. Die Kaufkraft sinkt weiter ab. Mit einer Erhöhung der Zinsbelastung wird der Todesstoß eingeleitet.
Aber Merkel und Sarkozy werden weiter ihr Bestes geben, um Europa aus der Krise zu führen. Sie werden neue Ideen entwickeln, oder jene Ideen, die von anderen schon lange entwickelt worden sind, aufgreifen. Ob es nicht besser gewesen wäre, mit dieser Ankündigung noch drei Wochen zu warten, um den Leuten nicht die Kauflust der Vorweihnachtszeit zu verderben? Oder wurde dieser Zeitpunkt etwa absichtlich gewählt?