Donnerstag , 25 April 2024
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Wirtschaftsprognosen: Immer mehr Pessimismus

empty_walletDie Weltwirtschaft sei in Gefahr, lauten die neuesten Schlagzeilen. Europa müsse der Schuldenkrise Herr werden. Amerika müsse eine Lösung für das bestehende Budget-Defizit finden. Es drohe eine neue Rezension. Weltweite Wachstumsraten werden zwar noch genannt, doch stünden diese unter Druck durch die schwachen Ergebnisse der Industrienationen! Nicht zur Sprache kommt, dass es für die Schuldenkrise, unter den gegebenen Voraussetzungen, keine Lösung geben kann. Vergleichen wir mit dem „Schönreden“ der Situation während der vergangenen zwei Jahre, könnte der plötzlich von den Medien offen dargelegte Pessimismus als akutes Warnsignal verstanden werden.

Die internationalen Börsen reagierten zu Wochenbeginn ziemlich gelassen auf die erschreckende Wirtschaftslage. Allerdings, nicht nur, dass der deutsche Aktienindex (DAX), der sich von Jahresbeginn bis Ende Juli zwischen 7.000 und 7.500 Punkten bewegte, seinen Boden heute um 2.000 Zähler niedriger findet, was wären alternative Anlagemöglichkeiten? Bei einer Aktie handelt es sich um einen Unternehmensanteil, dessen Wert bis zu einem gewissen Grad gegen Inflation abgesichert ist. Von den schwachen Wirtschaftserwartungen für die nahe Zukunft abgesehen, das größte Problem, mit dem die westlichen Staaten zur Zeit konfrontiert sind, ist die unbezahlbare Überschuldung. Bargeld oder festverzinsliche Papiere, die auf einen Geldwert lauten, sind unter den gegebenen Voraussetzungen vermutlich einer noch größeren Gefahr ausgesetzt als Unternehmensbeteiligungen. Nachdem unser Geldsystem auf Kredit basiert, also jeder Euro, der auf einem Bankkonto liegt, von jemand anderem geschuldet wird, ist es durchaus denkbar, dass sich der nächste Crash durch einen Zusammenbruch der Währungen manifestiert.

Global Finance veröffentlichte vor einiger Zeit einen Überblick über die Gesamtverschuldung ausgewählter Staaten in Relation zum Bruttoinlandsprodukt. Dieses wird, aus Vergleichsgründen, meist in US-Dollar angegeben und beläuft sich in Deutschland auf rund 3,3 Billionen. Die deutschen Staatsschulden beliefen sich im Jahr 2009 noch auf 73% des BIP (lt. CIA-World-Factbook stiegen diese im Jahr 2010 bereits auf 83,2%). Dazu kommen Unternehmensschulden (ohne Finanzsektor) von 69% und eine private Verschuldung von 64% des BIP. Die Verbindlichkeiten des Finanzsektors belaufen sich darüber hinaus auf weitere 80% des BIP.

Ohne den Finanzsektor dabei zu berücksichtigen, betragen die Schulden Deutschlands, also Staats- Unternehmens- und Privatschulden zusammengerechnet, rund 5 Billionen Euro. Jahr für Jahr muss dafür ein unglaubliches Vermögen von mehreren hundert Milliarden an Zinsen aufgebracht werden. Wie mittlerweile allgemein bekannt ist, gibt es einige Staaten, allen voran Griechenland, deren Finanzprobleme genau dadurch ausgelöst wurden, dass die Einnahmen nicht mehr ausreichen, um die Zinsen für die Staatschulden zu begleichen. Und jetzt folgt die große Frage bezüglich einer möglichen Lösung der Schuldenkrise:

Wie soll sich diese jemals bewältigen lassen, wenn jedes neu in Umlauf gebrachte Geld eine Erhöhung des Kreditvolumens und gleichzeitig noch höhere Zinsen mit sich bringt?

An Einsparungen im öffentlichen Bereich wird gebastelt. Mehr Steuern und gleichzeitig weniger Subventionen im privaten Bereich. Und all dies geschieht, um es in einfache Worte zu kleiden, um das unersättliche Zinsmonster weiter zu füttern. Immer mehr Menschen werden in Not gedrängt. Nach offiziellen Angaben gelten 15,5% der Deutschen als arm und für die USA wurden erst kürzlich vergleichbare Zahlen veröffentlicht. Wie soll sich diese Krise jemals bewältigen lassen, wenn immer mehr Menschen ihr Konsum auf das absolute Minimum reduziert wird und gleichzeitig jeder in Umlauf befindliche Euro Zinsen und Zinseszinsen kostet?

Eine Privatperson könnte durch intensive Sparmaßnahmen über einen entsprechend langen Zeitraum den Weg aus einer Schuldenkrise finden. Doch wie sollte dies in einer Volkswirtschaft funktionieren? Jeder Euro, der eingespart wird, fehlt als Kaufkraft. Wie soll sich eine angeschlagene Wirtschaft erholen können, wenn gleichzeitig, auf Grund von Überschuldung, eine Reduktion der Kaufkraft gefordert wird?

Einer nennenswerten Zahl von Menschen sind die Ausmaße der derzeitigen Krise noch lange nicht bewusst. Während ein Sechstel der Deutschen offiziell als arm gilt, ein sicher nicht geringerer Anteil gerade so über die Runden kommt, lässt sich vielleicht vorsichtig schätzen, dass sich etwa die Hälfte der Bürger des Landes finanziell abgesichert glaubt. Teils durch Vermögen oder Besitz, teils durch annehmbare Einkünfte aus ihrem Beruf. Jetzt stellen wir diesbezüglich die nächsten Überlegungen an.

Die Situation beschränkt sich natürlich keineswegs auf Deutschland, sondern auf alle Staaten der westlichen Welt. Während sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte unbezahlbare Schuldenberge angehäuft haben, befinden sich in jedem Land entsprechender Größe gleichzeitig aber noch einige Billionen an Werten in Privatbesitz, wobei mittelständische Betriebe mit einzubeziehen sind. Wie soeben erklärt, gibt es für die bestehende Schuldenkrise praktisch keine Lösung. Zu hoch ist die Zinslast. Warum bemüht man sich also, das bestehende System weiter zu führen, obwohl es offensichtlich ist, dass es in einem Zusammenbruch enden muss? Könnte es sein, dass auf die privaten Vermögenswerte jener Bürger gezielt wird, denen es noch nicht Monat für Monat Kopfschmerzen verursacht, pünktlich ihre Rechnungen zu begleichen? Könnte es sein, dass die zur Zeit diskutierte Besteuerung der „Reichen“ gar nicht auf die wirklich Reichen abzielt, sondern auf die Reste eines Mittelstandes?

Ich glaube, jeder von uns hat irgendwann in seinem Leben schon Monopoly gespielt. Als erstes scheiden jene Spieler aus, denen es durch mangelndes Würfelglück versagt blieb,  einnahmeträchtige Grundstücke zu erwerben. Wer über gewisse Besitzungen verfügt, darf etwas länger weiter spielen. Trotzdem ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis diese veräußert werden müssen, bis sich am Ende alle Werte in einer Hand befinden. Natürlich, bei Monopoly handelt es sich nur um ein Spiel. Die Grundprinzipien sind unvergleichlich einfacher als im großen Spiel des Big Business. Und die Verlierer in der realen Welt dürfen ja trotzdem weiter leben. Wie wohl sie sich dabei fühlen, danach fragen keine Wirtschaftsexperten. Vor deren Augen befindet sich ein Zahlspiel. Und nachdem es kein anderes Spiel als dieses in der realen Welt gibt, steht auch niemandem die Möglichkeit offen, einfach trotzig aufzustehen und zu verlauten: „Spielt ohne mich weiter!“ Auch wenn viele es bereits gerne tun würden.

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