„Der große Sport fängt da an, wo er längst aufgehört hat, gesund zu sein“, sagte dereinst Bertolt Brecht. Ob er dabei an die Gesundheit der Athleten oder das teilweise kranke Verhalten der Weltsport-Verbände gedacht hat, ist leider nicht überliefert. Ein Blick auf die FIFA würde der letztgenannten These unumwunden Recht geben, wenn man auf das IOC blickt, bleibt zumindest ein fader Beigeschmack erhalten. Um Sport geht es aber definitiv bei beiden schon lange nicht mehr, sondern um den schnöden Mammon, den sie säckeweise einsammeln und alles unter dem Deckmäntelchen von Völkerverbindung und Weltfrieden verstecken. So gesehen muss man eigentlich dankbar sein, dass der Kelch der Olympischen Spiele 2018 in München an uns allen vorübergegangen ist.
In den ersten Reaktionen nach der Bekanntgabe von Pyeongchang als Ausrichter der 2018er Spiele ist im Zusammenhang mit der Münchner Bewerbung hie und da das Wort Verlierer gefallen. Vollkommen zu Unrecht, wenn man sich vor Augen führt, dass es bei der ganzen Aktion nur einen sicheren Gewinner geben kann: das Internationale Olympische Komitee. Deren Gewinn ist sogar garantiert und wird vom jeweiligen Veranstalter bezahlt, egal wie die größte Sportshow der Welt am Ende ausgeht – ähnlich risikofrei agieren sonst nur „systemrelevante“ Banken. Ruhm und Ehre sind leider keine validen Zahlungsmittel und wenn in der großen Endabrechnung zumindest eine Null steht, darf man bereits von einem Erfolg sprechen. Pyeongchang wäre nicht die erste olympische Station, die ein ordentliches Sümmchen an Steuergeldern draufbezahlt hat.
Unter diesem Gesichtspunkt darf man mit Blick auf die Soll-starke deutsche Staatskasse ein Stoßgebet zum Himmel schicken, dass die Südkoreaner möglicherweise die dickeren Schecks an die stimmberechtigten IOC-Mitglieder verteilt haben. Immerhin hatten sie einen amtlich bestätigten – verurteilten und zu olmpischen Zwecken wieder begnadigten – Korruptionsexperten mit im Team. Doch verglichen mit den Ausgaben, die nun auf sie zurollen, war das sicherlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber Südkorea kann es sich leisten, gemessen an uns Deutschen ist deren Staatsverschuldung beinahe schon als Peanuts zu bezeichnen. Bei 50 Millionen Einwohnern nur lächerliche 370 Milliarden – wohlbemerkt US-Dollar, keine Euros! Was würde Wolfgang Schäuble wohl dafür tun, in der gleichen Situation zu sein.
Man darf Südkorea also beglückwünschen und die Daumen drücken, dass alles gut ausgeht und es kein böses Erwachen gibt. Das ist in keiner Weise hämisch gemeint, sondern kommt aus tiefstem Herzen eines Sportlers und Sport-Fans, der sich allerdings die Frage stellt, warum es nach wie vor Städte oder Länder gibt, die sich unter den geltenden Voraussetzungen um eine Ausrichtung von Olympia bewerben. Auch wenn es diesmal nur noch drei Stück waren, würde ich mir wünschen in Zukunft keinen Kandidaten mehr zu sehen, bis die Verantwortlichen beim IOC verstanden haben, dass man gemeinsam an Erfolg oder Misserfolg beteiligt ist. Wo kein Ausrichter, da keine Spiele! Dann könnten auch wieder rationale Entscheidungen getroffen werden, wo die „olympische Familie“ zusammentrifft und die Besten in der jeweiligen Disziplin gekürt werden.
Für Wüsten-Staaten mit immensen Geldbergen wäre es dann vollkommen unmöglich Winterspiele zu bekommen, auch wenn hinter vorgehaltener Hand behauptet wird, der viele Sand sei lediglich dazu da, die gewaltigen Natureisflächen zu bedecken, damit niemand ausrutscht!