Freitag , 19 April 2024
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Kapital – Voraussetzung für ein angenehmes Leben

haus_modelDas Medium Geld erfüllt in unserer Gesellschaft zwei Funktionen. Es dient sowohl als Tauschmittel als auch als Instrument der Wertaufbewahrung. Für den Gelderwerb stehen ebenfalls zwei Möglichkeiten zu Verfügung. Der Verkauf der Arbeitsleistung und der Kapitalertrag. Dem Einzelnen steht beides jederzeit offen. Zumindest theoretisch. Zwar verfügt jeder Bürger über die gleichen Rechte, Besitz anzusammeln, doch, was die Kapitalbildung betrifft, muss erst einmal eine Grundschwelle überwunden werden. Dass es damit nicht so einfach aussieht, ist den meisten von uns nur zu gut bekannt. Das so gerne gelobte Ideal der Chancengleichheit verschwindet, sobald Kapital ins Spiel kommt.

Das Geldvolumen lässt sich, im Falle von Fiat-Währungen, jederzeit beliebig ausdehnen. Nehmen wir als einfachstes Beispiel an, Sie besitzen eine schuldenfreie Immobilie. Es steht Ihnen jederzeit frei, diese als Sicherstellung für einen Kredit zu verwenden. In diesem Fall „erschafft“ Ihre Bank das Geld für den Kredit, haftet gleichzeitig mit ihren Eigenmitteln im Falle der Nichteinbringlichkeit, doch steht auf der anderen Seite der Bilanz Ihr Grundstück.

Hypothekarisch abgesicherte Kredite sind, aufgrund des minimalen Ausfallsrisikos, grundsätzlich sehr zinsgünstig. Geschickte Investitionen erlauben durchaus, mittels des verfügbaren Kapitals mehr Gewinn zu erzielen als die Bereitstellung des Kapitals an Kosten verursacht.

Und so sieht das Leben eines Menschen der modernen Zeit, den man in den sogenannten Mittelstand einreihen könnte, auch aus. Eine solide Berufsausbildung bringt ein akzeptables Einkommen mit sich. Darüber hinaus steht eine gewisse Kapitalmenge zur Verfügung, die zumindest ausreichen sollte, ein Haus oder eine Eigentumswohnung zu erwerben. Bleiben dann noch Mittel für gewinnbringende Investitionen, dienen diese entweder als Ergänzung des, durch den Verkauf der Arbeitsleistung erzielten, Einkommens oder sie führen im günstigeren Fall zu Kapitalzuwachs. Tritt ein unerwarteter Verlust des Einkommens durch die Arbeitsleistung ein, reichen die Mittel entweder zum Überbrücken oder für Veränderungen im Berufsleben aus. Außerdem, der Besitz bleibt in der Familie und sichert die Zukunft der Nachkommen.

Das wäre der günstige Fall. Gehen wir jedoch davon aus, dass Sie, nach Abschluss Ihrer Ausbildung, zwar ein Einkommen in Ihrem Beruf erzielen, über Kapital verfügen Sie aber noch nicht. Sie leben also ausschließlich vom Verkauf Ihrer Arbeitsleistung. Auch besitzen Sie kein Haus. Von ihrem versteuerten Geld zahlen Sie Monat für Monat Miete, was den verbleibenden Rest entsprechend reduziert. Der Gesetzeslage entsprechend, leisten Sie auch vom ersten Arbeitstag an Beträge für Ihre Altersversorgung. Und dabei handelt es sich um einen ansehnlich Anteil Ihres Einkommens. Auch wenn auf Ihrer Abrechnung nur 9,95% vom Bruttoeinkommen als Beitrag für die Rentenversicherung ausgewiesen werden, noch einmal soviel bezahlt der Arbeitgeber. Der zahlt dies natürlich nicht aus seiner eigenen Tasche. Der kalkuliert die Gesamtkosten für die Arbeitsleistung. Also, gäbe es diesen Arbeitgeberanteil nicht, wäre Ihr Einkommen entsprechend höher. Kurz gesagt, Ihre Rentenversicherung kostet Sie ziemlich genau 20% Ihres Verdienstes.

Jetzt wäre es natürlich nett, als Individuum zuerst einmal die Möglichkeit zur Existenzgründung eingeräumt zu bekommen. Würden Sie, anstatt in die Rentenversicherung einzubezahlen, das Geld für die Finanzierung eines Hauses verwenden, wäre der Wert langfristig gesichert, auch gegen Inflation. Eines Tages bräuchten Sie keine Miete mehr zu bezahlen und könnten die dadurch eingesparten Gelder weiteren Investitionen zuführen.

Natürlich ist eine derartige Begünstigung zu Existenzgründung nicht möglich, denn der Staat braucht schließlich das Geld aller arbeitenden Bürger, um die Renten jener Menschen zu bezahlen, die das entsprechende Alter bereits erreicht haben und zweifellos über einen Anspruch verfügen. Auch diese Menschen haben ihr Leben lang bezahlt. Dass dieses Rentensystem der Möglichkeit von Kapitalbildung entgegenwirkt, kann als willkommene Begleiterscheinung zur Systemerhaltung betrachtet werden.

Ein weiterer Hemmschuh ist natürlich auch das Steuersystem.

Gewiss, auch dieses lässt sich leicht rechtfertigen. Der Staat muss seine Ausgaben decken. Während ein Unternehmen jedoch nur den reinen Gewinn versteuert, die Kosten für die Erhaltung des Betriebes von den Umsätzen in Abzug bringt, zahlt der unselbstständig Erwerbstätige seine Steuern vom Gesamtumsatz.

Hier bedarf es einer näheren Erläuterung. Betrachten Sie sich selbst als Leistungsbetrieb. Ihre Arbeitskraft in Verbindung mit Wissen und Erfahrung wäre Ihr Kapital. Ihr monatliches Einkommen ist Ihr Bruttoertrag. Um Ihre Leistung zu erbringen, ist es Voraussetzung, dass Sie an einem bestimmten Ort leben. Ob Sie wollen oder nicht, Sie müssen irgendwo wohnen. Dabei handelt es sich um kein privates Vergnügen, sondern um eine unumgängliche Bedingung. Ebenso müssen Sie den Kapitalträger, also sich selbst, kleiden und ernähren. Auch dabei handelt es sich weder um Vergnügen noch um Luxus. Meistens sind Sie auch von einem Transportmittel abhängig. Wäre das Steuersystem fair, müssten sich all diese Kosten vom Bruttoumsatz in Abzug bringen lassen. Erst was nach dem Bezahlen der unvermeidlichen Kosten für Wohnen, Kleidung und Ernährung verbleibt, wäre Ihr tatsächlicher Gewinn. Und nichts was darüber liegt, sollte als Bemessungsgrundlage für die Einkommenssteuer hergenommen werden.

Die derzeitige Einkommenssituation betrachtend, würde im Falle einer dieserart fairen Berechnungsbasis kaum steuerpflichtiges Einkommen verbleiben. Wie die Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg erst kürzlich bekannt gab, stehen dem Deutschen durchschnittlich 14,60 Euro täglich für Nahrung, Kleidung, Bildung und Unterhaltung zur Verfügung. Die Kosten für Sozialversicherung, Einkommenssteuer, Wohnen (ohne Möbel), Transport und Telekommunikation sind bereits in Abzug gebracht. Abgesehen davon, dass von Ihnen als Bürger erwartet wird, dass Sie zuerst den Staatsapparat miterhalten, bevor Sie noch Essen für sich selbst und Ihre Familie gekauft haben, zeigen diese 14,60 Euro als Tagesbudget sehr deutlich, wie es mit der Kapitalbildung für Durchschnittsmenschen aussieht. Sollte es tatsächlich gelingen, von diesem Betrag die Hälfte anzusparen, könnten Sie sich in rund 2.000 Jahren ein bescheidenes Eigenheim damit anschaffen.

Im Gespräch mit einem langgedienten Diplomaten, der in seiner luxuriösen Dienstvilla residierte, brachte ich einmal das Problem der niedrigen Einkommen zu Sprache. Verwundert schaute mich seine Exzellenz an und meinte: „Aber wer ist denn heutzutage noch auf sein Gehalt angewiesen? Es hat doch jeder irgend etwas geerbt!“

Nun, mit dieser Möglichkeit setzte sich ein Artikel beim Spiegel auseinander. Hierin wird berichtet, dass in Deutschland bis zum Jahr 2020 insgesamt 2,6 Billionen Euro auf dem Erbweg den Besitzer wechseln werden. 305.000 Euro beträgt die Erbschaft im Durchschnitt. Allerdings, den großen Brocken teilen sich Wenige. Nicht mehr als 0,2 Prozent können mit mehr als 250.000 Euro rechnen. Ein Betrag, der mit dem Preis für ein einfaches Einfamilienhaus korrespondiert.

Fassen wir die Situation zusammen, so zeigt sich, dass die überwiegende Mehrheit der Bürger zu den Verlierern dieser Art des Kapitalismus zählt. Die Hoffnung, jemals über genügend Geld zu verfügen, um im wirklich eigenen, also schuldenfreien, Haus zu leben, bleibt für die Meisten ein Traum. Die Aufbesserung des Einkommens durch Kapitalertrag bleibt Wenigen, vom Schicksal begünstigten, vorbehalten. Der durchschnittliche Bürger arbeitet und konsumiert, verfügt meistens nicht einmal über genügend Geld, um auch nur ein einziges Jahr ohne Einkommen über die Runden zu kommen. Aber er gehört jener Gruppe an, die das System aufrecht erhält. Der Staat produziert nichts, verfügt aber doch über ein ansehnliches Budget. Das Kapital produziert nichts, und erzielt trotzdem Gewinne. Aller Zuwachs basiert auf der Arbeit der Massen, die ihr Leben damit verbringen, vom wundersamen Geldsegen zu träumen. Vielleicht durch einen Lotto-Gewinn. Doch auch an diesem Traum verdient der Staat kräftig mit. Rund die Hälfte der Gelder, die im Lotto gewettet werden, enden nicht im Gewinntopf, sondern im Staatssäckel.

Eine Frage fällt mir zum Abschluss noch ein: Warum zweifeln so wenige Menschen dieses System an, in dem wir alle gefangen sind und in dem fast alle zu den Verlieren zählen? Vermutlich liegt es daran, dass es allen gleich schlecht geht, was den Eindruck entstehen lässt, dass es sich um den Normalfall handelt. Außerdem, wer möchte der Wahrheit wirklich ins Auge sehen, wenn es ohnehin keine Möglichkeiten gibt, an der Situation etwas zu verändern.

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