In der modernen Konzernwelt wird es immer unüberschaubarer, welches Unternehmen wem gehört. Der BP-Konzern, vormals British Petrol genannt, ist dabei keine Ausnahme. Werfen wir jedoch einen Blick auf die Entwicklung des, im Jahr 1909 gegründeten, Unternehmens, so erscheint die Entwicklung der folgenden Jahrzehnte nicht nur sonderbar, sie beleuchtet gleichzeitig auch den gravierenden Einfluss der Konzerne auf die Politik – und zwar weltweit. Im Fall von BP steht ein Staatsstreich im Iran in direktem Zusammenhang mit dem Ölkonzern, ein zweiter lässt auf einen solchen schließen.
Im Mai 1901 wurde dem Engländer William Knox D’Arcy vom damaligen Schah die Konzession erteilt, in Persien nach Erdöl zu suchen. Als Kompensation wurden dem Staatsoberhaupt 40.000 Pfund zugesagt, die Hälfte davon in Geschäftsanteilen, sowie 16 Prozent Gewinnbeteiligung. Im Jahr 1908, kurz bevor das Unternehmen restlos pleite war, wurde er fündig und es folgte am 14. April 1909 die offizielle Gründung der Anglo-Persian Oil Company (APOC).
Zwischen 1925 und 1932 wurden langwierige Verhandlungen zwischen Vertretern der iranischen und der britischen Regierung, die mittlerweile die Kontrolle über das Unternehmen übernommen hatte, geführt. Iran bestand auf einer Erneuerung der Verträge von 1901, da die Ausmaße der Vorkommen damals noch nicht bekannt waren, und man nicht mehr zulassen könne, dass die Rohstoffe des Landes auf diese Weise geplündert würden. Die Verhandlungen endeten jedenfalls mit der Gründung der Anglo-Iranien Oil Company (AIOC), die sowohl dem Iran als auch England gehörte, allerdings mit deutlichen Nachteilen für den Iran, in Bezug auf Einfluss und Gewinnbeteiligung. Details über die komplizierten Vereinbarungen finden sich in der englischen Ausgabe von Wikipedia.
Der, 1951 demokratisch gewählte, Premierminister Mohammed Mossadeq, legte dem Parlament einen Beschluss vor, die bestehenden Verträge zu brechen und den Ölkonzern AIOC zu nationalisieren, der einstimmig angenommen wurde. Die britische Beschwerde beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag wurde abgewiesen.
Vom amerikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower autorisiert, organisierte die CIA einen Staatsstreich im Iran (Operation Ajax). Vermutlich in Absprache mit dem Schah, der sich vorübergehend in Italien in Sicherheit gebracht hatte, und in Kollaboration mit der iranischen Armee, wurde Mossadeq aus dem Amt gewiesen und durch den prowestlichen General Fazlollah Zahedi ersetzt.
Die Besitzverhältnisse des Ölkonzerns wurden wiederum neu aufgeteilt. 40 Prozent verblieben dem Iran, jedoch ohne aktive Beteiligung und ohne Recht auf Einsicht in die Bücher. Weitere 40 Prozent wurden unter den fünf großen amerikanischen Konzernen, Exxon, Gulf Oil, Standard Oil, Mobil und Texaco aufgeteilt. Die verbleibenden 20 Prozent gingen an Royal Dutch Shell und die Compagnie Française des Pétroles, die mittlerweile den Namen Total. S. A. führt. Der Name des Unternehmens wurde auf British Petrol Company geändert. Von nun an wurde der Einflussbereich international weiter ausgebaut.
Die islamische Revolution im Iran, 1978/79, die zum Sturz des Schah-Regimes und zur Rückkehr von Ayatollah Khomeini führte, brachte wiederum überraschende Veränderungen in den Besitzverhältnissen mit sich. Khomeini gab sich mit einem bescheidenen Anteil von 10 Prozent, im Gegensatz zu den ursprünglichen 40 Prozent, zufrieden. Gleichzeitig wurden die Raffinerieanlagen zerstört und Iran beschränkt sich seit damals vorwiegend auf die Förderung und den Verkauf von Rohöl.
Vor allem seit den Veränderungen im Zusammenhang mit der Neugründung des Unternehmens unter dem Namen British Petrol, begannen sich die Geschäftsverbindungen und überkreuzenden Besitzverhältnisse auszuweiten. Die Börsenkapitalisierung soll sich z. Z., also nach den jüngsten Kurseinbußen wegen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko, auf knapp 100 Mrd. Euro belaufen, mit 72,52 Prozent im Streubesitz (Quelle: Finanzen.net). Behauptungen von Insidern zufolge, soll es der Rockefeller-Clan sein, der über den größten Einfluss auf das Unternehmen verfügt.