Seit voriger Woche berichten die Medien von BPs neuestem Versuch, das Ölleck zu schließen. Auch wenn es sich dabei noch nicht um die Endlösung handelt, so sollte es doch gelingen, den Ölfluss zumindest vorübergehend zum Stillstand zu bringen. Am Montag abend sei es gelungen, den 68 Tonnen schweren Trichter auf die Bruchstelle aufzusetzen. Jetzt hinge alles davon ab, ob die neue Vorrichtung dem Druck standhalten würde. Sonderbarerweise verhalten sich die Medien in ihrer Berichterstattung ausnehmend zurückhaltend.
Seit fast drei Monaten strömen täglich Millionen von Litern Öl und eine nicht bekannte Menge von Methan in den Golf von Mexiko. Nicht nur die amerikanische, sondern die gesamte Weltöffentlichkeit schenkt der Katastrophe, deren Folgen bei weitem noch nicht abzusehen sind, größte Aufmerksamkeit. Millionen von Menschen warten gespannt auf die neuesten Nachrichten. Die kommen allerdings spärlich und immer wieder mit dem Hinweis, das es noch Tage dauern wird, bis von einem Erfolg gesprochen werden kann. Meldungen verweisen darauf, dass ein plötzliches Verschließen der Bruchstelle zu einer Drucksteigerung und dem Aufbrechen des Meeresbodens führen könnte. Es erinnert an Spekulationen, dass dies beim ersten Versuch des Schließens der Quellöffnung, dem sogenannten „Top Kill“, unter Umständen sogar der Fall war, weswegen die Arbeiten auch spontan abgebrochen wurden.
Amerikanische Fernsehstationen kämpfen um Einschaltquoten. Detaillierte Berichterstattungen über mögliche Fortschritte beim Anhalten des Ölflusses würden mit Sicherheit mehr Zuseher auf den Kanal bringen. Selbst die Kosten für den Einsatz eines U-Bootes, um direkte Bildberichte vom Meeresboden zu senden, sollten eigentlich finanzierbar sein. James Cameron, der seit den Dreharbeiten für seinen Titanic-Film eine Leidenschaft für die Tiefseeforschung entwickelt hatte, bot seine Hilfe an. Lange haben wir nichts mehr von ihm gehört.
Den besten Einblick über den wirklichen Stand der Dinge erhalten wir vermutlich durch das Beobachten des Aktienkurses von BP. Dieser lag am Freitag noch bei 33 Dollar und kletterte am Montag auf 37. Würden die Arbeiten erfolgreich vorangehen, sollte mit einem weiteren Anstieg zu rechnen sein. Allerdings, heute, kurz vor Mittag, fiel der Kurs in kürzester Zeit um einen Dollar und zeigt weiter eine Tendenz nach unten. BP-Aktienkurs