Dienstag , 23 April 2024
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Der private Ausstieg aus dem Euro – Ein Erfahrungsbericht (Achtung Satire!)

restgeld_euroIch benutze täglich die Bahn – somit auch täglich mehrere Bahnhöfe. Entweder ist der Bahnhof nicht einmal als solcher mehr erkennbar – der Wind pfeift durch Ruinen und durch für andere Zwecke benutzte, meist dazu noch ramponierte Fußgängerunterführungen. Oder der Wind pfeift nicht, stattdessen kann ich rund um die Uhr warm essen und kalt trinken – oder Dessous kaufen. Das ist in jedem Fall recht praktisch, wird es einem doch warm dabei. Selbstredend gilt dies nur für die Art Bahnhöfe, durch welche der Wind nicht mehr pfeift. Die Windpfeiferbahnhöfe werden jetzt nicht mehr erwähnt. Nur noch den nicht verpfiffenen Stationen und den Menschen dort will ich mich widmen.

Gestern, am späten Abend, da haben die Heiderose und ich beschlossen, wir steigen aus dem Euro aus, sofort und ohne Rücksicht. Da die vormalige Währung, die D-Mark, sie gilt immer noch als gesetzliches Zahlungsmittel, als die Rettung erschien, deswegen habe ich heute unsere Bargeldvorräte wieder in DM umgetauscht. Auch das nicht sehr stark belastete Sparbuch, es wurde ebenfalls korrigiert. Irritierend war der freundliche ältere Herr, der sich meiner sofort nach dem Verlassen der Raiffeisenbank annahm und mich wegen meiner staatsfeindlichen und anderen Maßnahmen ansprach. Er unterstellte mir, ich gehöre zu einer sicherlich linken Zelle, welche unzweideutig plane, die germanische Volkswirtschaft zu zersetzen. Ich würde von ihm hören, er sei nämlich vom Verfassungsschutz. Mein Einwand, eher sähe er einem Vertreter des Bankenverbandes ähnlich, er fand ihn nicht sehr lustig. Als ich ihn dann noch mit „Herr Ackermann“ ansprach, da war es mit seiner Ruhe vorbei.

Unter lautem Gejohle empfahl er sich, um mich unverzüglich anzuzeigen. Wieder daheim, ich berichtete der „Meinen“ vom heroischen Werk, da traf uns bei der erneuten Kontrolle aller Geldbestände fast der Schlag, wir fanden weitere 145,16 Euro, und das noch in verschiedenen Scheinen und Münzen. Wegen des Verfassungsschutzes kam ein erneuter Bankbesuch nicht mehr in Frage. Ein Umtauschversuch bei Nachbarn und der Familie endete mit einer Kündigung unserer Wohnung durch den Hausbesitzer, er hatte davon gehört. Familiär war die Sache deutlich klarer und sehr präzise, wir wurden enterbt.

Keine Frage, die Richtigkeit unseres Handelns bestätigte sich auf großartige Weise durch die Vielschichtigkeit der Reaktionen auf unser Tun. Eindeutig festzuhalten war, der unsere Weg war der richtige Weg. Trotzdem, die 145,16 Euro, sie waren immer noch da. Was also war zu tun? Sie, meine Frau, sie hatte die richtige Idee und schlug vor, sie freizügig vor und in dem Bahnhof an jene Menschen zu verteilen, welche dort stets und immer wieder um eine freundliche Unterstützung wegen der Fahrkarte bitten. Manchmal geht es ihnen auch um das Essen, niemals um Bier oder Zigaretten, niemals.

Gesagt getan, gegen Abend fuhr ich zum Bahnhof und begab mich auf den Vorplatz. Einige Passanten musterten mich, als ich so vor mich hin stand. Einer der Barbaren kam auf mich zu und drückte mir ein Zweieurostück in die Hand. Fast wäre ich in Ohnmacht gefallen Mittels Pressatmung gelang es mir endlich, meine Faust zu öffnen, die Münze fallenzulassen. Mit einer Zigarette beruhigte ich mich langsam. Eine ältere Dame blieb vor mir stehen, bückte sich, hob das Geldstück auf und sprach mich an. Ob ich nicht besser auf das liebe Geld aufpassen wolle, wie es sich gehöre. Sie sprach eindeutig schwäbisch mit schottischem Akzent.

Meine Flucht endete nach zwei Metern, als ich fast an einem Transportpolizisten zerschellte. Auch er lächelte mich an. Er faselte von großem Glück und seiner Freude über ehrliche Menschen an diesem Platz. Figur, Gewicht und Ausstrahlung erinnerten mich an den netten und älteren Herrn vom Verfassungsschutz. Es lag auf der Hand, auch sein Sohn war ein bezahlter Büttel. Die Münze wurde von ihm in meine Brusttasche geschoben und ich erwachte bei der Bahnhofsmission.

Als Dank wollte ich für Pflege und Betreuung 145,16 Euro dort lassen – die Mission lehnte ab. Man habe sich über das Angebot sehr gefreut, aber man denke halt auch an das Morgen, und das man dann immer noch Geld brauche – aber nur solches, welches auch akzeptiert sei. Trotz hemmungslosem Weinen setzten sie mich vor die Tür. Mehrere Menschinnen und Menschen in der Bahnhofshalle wurden von mir gefragt, ob sie mich nicht um Geld bitten wollten. Die Meisten flüchteten sofort, als ich die Geldbörse öffnete. Einige schlugen sogar nach mir. Der Mann am Zugang zur Toilette verweigerte denselben. Er habe mich gestern beobachtet, ich hätte als Trinkgeld ca. DM 7,– in Euro auf den Teller gelegt. Etwas mehr Respekt habe er von mir erwartet. Alles brauche er sich auch nicht gefallen lassen. Ich hätte platzen können.

Es galt dennoch, einen letzten Versuch zu wagen, das Schandgeld los zu werden. Die auf dem Boden lagernden Menschen mit ihren Hunden, ihren liebenswerten Zweiliterflaschen voll des süßen Weines, sie beäugten mich misstrauisch, als ich mich näherte. Als ich die Börse öffnete, da sprangen sie alle auf, auch die Hunde und sie suchten die weite Weite. Das hatte es an diesem Bahnhof schon lange nicht mehr gegeben.

Ich kürze ab, ich habe mich doch noch der 145,16 Euro entledigt. Voller Inbrunst feuerte ich sie in einen der großen Müllbehälter vor dem Bahnhof.

Entschieden hatte ich mich für den roten Bereich, den Restmüll. Man hat mich dabei beobachtet. Die Gefängnisstrafe wurde zur Bewährung ausgesetzt, warum auch immer, die Geldbuße betrug umgerechnet 300,32 Euro, welche ausschließlich in Dollar, Pfund oder Rubel zu entrichten sei. Die Anklage hatte auf illegale Müllentsorgung gelautet. Tja Leute, passt bloß auf eure Moppen auf, ehrlich.

In diesem Sinne…

© Peter Reuter

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