Donnerstag , 25 April 2024
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Schau, schau, mit der Wirtschaft geht’s wieder bergauf

euro_notes_pocketAm besten leisten Sie sofort eine Anzahlung für ein neues Auto. Buchen Sie den teureren Urlaub. Kaufen Sie ein paar neue Kleider. Zwar verschulden Sie sich vermutlich noch etwas tiefer, doch der Wirtschaft tut so etwas gut. Und das Wachstum ist gesichert. Die Arbeitslosenzahlen sind im Sinken begriffen. Sogar von nahender Vollbeschäftigung wird berichtet. Die mageren Jahre sind vorbei. Jetzt geht es wieder nach oben. Endlich können wir den Schwarzmalern beweisen, dass dieses System nicht unterzukriegen ist. Oder will man uns wieder einmal für dumm verkaufen?

„Mehrere Experten korrigierten am Donnerstag ihre Prognosen nach oben“, berichtet die Süddeutsche. Das Bruttoinlandsprodukt wird in diesem Jahr um 3,5% höher ausfallen als im Vorjahr. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft erwartet ein Wirtschaftswachstum von 1,6% und das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut sogar von 2,2%. „Deutschland bleibt auf dem Weg zur Vollbeschäftigung“, werden Joachim Scheide und Stefan Kooths vom Kieler IfW zitiert. Die Arbeitslosenzahlen werden in diesem Jahr auf unter 3 Millionen sinken. Und dann steht wörtlich zu lesen: „…im nächsten Jahr sollen nur noch 2,7 Millionen Menschen in Deutschland ohne Job sein.“

Unter Verweis auf die Bundesagentur für Arbeit finden sich bei Statista exakte Angaben zu den Empfängern von Arbeitslosengeld. Die, vorläufig nur geschätzten, Zahlen für das Jahr 2011 liegen etwas niedriger als für 2010:

Zahl der Bezieher von Arbeitslosengeld I: 934.000

Zahl der Bezieher von Arbeitslosengeld II: 4.737.286

Das wären aufaddiert: 5.671.286. Und dazu kommt noch die Zahl der Sozialgeld-Empfänger. Auch wenn einem Teil bloß das erzielte, kümmerliche Einkommen etwas aufgebessert wird, Statista informiert, dass es landesweit nicht weniger als 7,9% der Bürger sind, die auf diese Hilfe angewiesen sind.

Doch lesen wir bei der Süddeutschen weiter: Es wird erwähnt, dass die Löhne nur moderat gestiegen seien. Das könnte sich aber ändern. Doch hier läge wiederum die Gefahr der Lohn-Preis-Spirale. Wird für dieses Jahr schließlich mit einer Inflationsrate von 2,4% gerechnet.

Steigerungsrate des Bruttoinlandsprodukts von 3,5%. Wirtschaftswachstum zwischen 1,6 und 2,2%. Inflation: 2,4%. Was heißt hier Wachstum? Wenn jemand im Jahr 100 Glas Bier um jeweils 4 Euro trinkt, dann gibt er 400 Euro dafür aus. Steigt der Preis auf 5 Euro, dann kostet ihm sein Bier zwar 500 Euro, eine Umsatzsteigerung von 25%, aber er trinkt kein einziges Glas mehr.

Und wie errechnet sich diese ominöse offizielle Inflationsrate? Zahlen wir nicht regelmäßig deutlich mehr für einen vollen Tank? Nachdem sich erhöhte Treibstoffpreise, und damit höhere Produktions- und Transportkosten, auch auf andere Produkte auswirken, brauchen wir uns nicht zu wundern, dass eine ganze Menge von Waren im Preis kräftig zulegen. Von wegen, 2,4%. Wo kommt diese Zahl denn her? Ach ja, in diesem Warenkorb befindet sich ja auch ein Flachbildfernseher. Und der hat sich schließlich deutlich verbilligt. Also, in Summe, nicht mehr als 2,4% Teuerung. So funktionieren Statistiken eben.

Die Finanz- und Wirtschaftslage der westlichen Welt steht vor einem nie da gewesenen Chaos. Einige Länder Europas sind ebenso restlos Pleite wie die Vereinigten Staaten von Amerika. Selbst die Zinsen für die Schulden sind praktisch nicht mehr bezahlbar. Wie sollte sich unter den gegebenen Voraussetzungen die Wirtschaft erholen?

Eine Möglichkeit fällt mir, so beiläufig, aber trotzdem ein. Doch, um diese zu erklären, muss ich etwas weiter ausholen.

Der Preis von Aktien richtet sich nach den Kauf- und Verkaufsgeboten. Je größer das Interesse desto höher der Kurs. Nehmen wir nun an, ein bekannter Börsenguru, mit einer finanziell potenten Gruppe von Anhängern, kündigt in seinem News-Letter an, dass ein bestimmtes Papier innerhalb weniger Tage kräftig im Kurs steigen wird. Ungeachtet der Erklärungen, die er als Grund dafür anführt, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden die Aktien dieses Unternehmens tatsächlich im Preis ansteigen. Warum? Weil gerade wegen dieser Behauptung des respektierten Beraters Interesse aufkommt. Und dafür bedarf es weder hellseherischer Fähigkeiten noch muss es sich wirklich um ein solides Unternehmen handeln, dessen Papiere auf diesem Wege promoviert werden. Es genügt, positive Stimmung zu erzeugen.

Insbesondere Deutsche neigen zur Vorsicht und zur Sparsamkeit (was sich von anderen EU-Bürgern ja nicht gerade behaupten lässt). Für den Einzelnen ergibt diese Zurückhaltung – wenn man nicht wirklich weiß, wie’s morgen weiter geht – absolut Sinn. Der Volkswirtschaft schadet sie aber. Der Rubel muss rollen. Geld muss ausgegeben werden. Weder die Wirtschaft noch das Finanzamt wünschen sich ein sparsames Volk. Was würde also näher liegen als gute Stimmung zu erzeugen, wenn die Angst vor einer Ausweitung der Krise die Menschen davon abhält, für Unnötiges Geld auszugeben?

Ich glaube, ich brauche nicht zu erwähnen, dass eine derartige Strategie, sofern die unsinnigen Meldungen vom Konjunkturaufschwung auf böser Absicht beruhen, nur zu einer äußerst kurzfristigen Verbesserung führt. Wenn ein paar Millionen Menschen den Notgroschen unters Volk werfen oder den Kreditrahmen voll ausschöpfen, dann hält die Umsatzsteigerung nur solange an, solange die Reserven nicht restlos aufgebraucht sind. Das könnte natürlich für das Jahr 2011 gut gehen. Und dann? Vielleicht rechnet der eine oder andere ohnehin damit, dass mit dem Maya-Kalender im Jahr 2012 auch unsere Zivilisation zu Ende gehen wird. Dass sich die Wirtschaft unter den gegebenen Voraussetzungen tatsächlich erholen könnte, ist absolut ausgeschlossen. Wie nicht nur Prof. Hörmann erklärt, handelt es sich dabei um eine mathematische Gewissheit.

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