Ferienzeit ist für viele Deutsche Urlaubszeit, doch geht die Arbeit wieder los, muss auch das Kind während der Arbeitszeit sicher untergebracht werden. Eigentlich kein Problem: Deutschlandweit bieten Kindertagesstätten die Betreuung an – wenn sie denn geöffnet haben. Bereits vor einigen Wochen stellten geschlossene Türen die Eltern vor ein großes Problem.
Nach den Sommerferien könnte dies Eltern deren Kinder in kommunale Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Brandenburg und Niedersachsen gehen erneut bevorstehen wie die „Zeit“ am 11. August bekannt gab.
Warum Streiks den Unmut der Bevölkerung wecken
Für viele Eltern bedeutet der Kita-Streik ein hohes Maß an zusätzlicher Organisation. Während in einigen Fällen noch Großeltern oder Bekannte einspringen können, heißt es für Andere wiederum Urlaub nehmen, damit das Kind nicht auf sich allein gestellt ist und eine pflichtbewusste Betreuung gewährleistet werden kann. In manchen Orten haben sich bereits Eltern zusammengeschlossen und Betreuungskreise für die Kleinsten gegründet. So nehmen sich die Mütter abwechselnd einen Tag Urlaub und betreuen während dieser Zeit gleich mehrere Kinder. Im Gegenzug können sie ihr eigenes Kind während der Arbeitszeit bei anderen Elternteilen in guten Händen wissen.
Ein Modell, dass aus der Not heraus entstanden ist und doch für viele Eltern während des Streiks die einzige Möglichkeit bildet ihre Jüngsten sicher unterzubringen, ohne das der eigene Job zu großen Schaden aufgrund des Kita-Streiks kommt.
Doch der Kita-Streik ist längst nicht die erste Streikbewegung, die für Unmut in der Bevölkerung sorgt. Erst wenige Wochen zuvor lösten streikende Eisenbahner eine Empörungswelle in der Republik aus. Alltägliche Wege konnten mit der Bahn nicht mehr zurückgelegt werden, da Züge gestrichen wurden oder die Zuverlässigkeit der Bahn musste infrage gestellt werden. Routinen, die es Tag für Tag zu erledigen gilt, wurden auf diese Weise unterbrochen und Alternativen waren für einige Nutzer zunächst nicht in Sicht.
Ähnlich gestaltete es sich während der Streikwelle bei der Deutschen Post. Briefe, deren Zustellung von besonderer Wichtigkeit waren und Päckchen mit zum Teil verderblicher Ware konnten nicht zugestellt werden. Die Abhängigkeit der Bevölkerung von öffentlichen Diensten wurde deutlich und die Empörung eine nachvollziehbare Reaktion – solange wie man die andere Seite der Medaille außer Acht lässt. Die Streikkultur wurde auf dieser Weise das Böse, welches den Alltag der Gesellschaft aus der Bahn wirft. Doch hinter jedem Streik verbergen sich Interessen von Teilen eben dieser Gesellschaft. So auch in dem andauernden Konflikt mit den unterschiedlichen Beschäftigten in der Betreuung. Zusammengefasst als Kita-Streik, sorgen sie für Unmut in der Bevölkerung und versuchen verzweifelt ihre eigenen Interessen zu vertreten.
Anerkennung für Erzieherinnen erstreiken
Doch warum wird gestreikt? Die Aufgaben der ErzieherInnen haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen und haben sich ausdifferenziert. Bereiche, in denen sich die Diversität der Anforderungen an ErzieherInnen zeigt, die heutzutage an sie gestellt werden, sind z.B: die…
kulturelle Vielfalt:
Ein Grund dafür sind die stetig zunehmenden Migrationsbewegungen nach Deutschland und die dadurch entstehende Sprachenvielfalt, die sich auch im kulturellen Umgang mit Kleinkindern zeigt.
Frühförderung:
Auch der Anspruch vieler Eltern und der Politik an ein ausdifferenziertes Frühförderungsprogramm für die Jüngsten, stellt die Kindertagesstätten vor eine Herausforderung. Der Englisch- oder Chinesischunterricht für Kinder ab 3 Jahren ist in vielen Einrichtungen bereits Teil des Alltags geworden.
Gleichzeitig müssen die Entwicklungsschritte der Kleinen detailliert dokumentiert werden. Eine einfache Übersicht ist heute nicht mehr gefragt. Viele Eltern fordern das Wissen an, wollen über das Werden ihrer kleinen Schützlinge informiert werden und das so gut es eben möglich ist.Es sind Anforderungen wie diese, die ErzieherInnen heutzutage erfüllen müssen. Doch das Gehalt hat sich den neuen Strukturen nicht angepasst. Zwar werden ErzieherInnen entsprechend des Tarifs mit zunehmender Berufserfahrung und je nach genauem Tätigkeitsfeld höher vergütet, doch hat sich das Niveau der Bezahlung in den vergangenen Jahren kaum verändert. Das wollen die Erzieherinnen ändern. Zusammengeschlossen in Gewerkschaften, versuchen sie ihre Interessen zu vertreten.
Erneuter Streik trotz Schlichtungsversuch
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