Es ist mir zweifellos klar, was Sie nach dem Lesen dieser Geschichte denken werden. Fast ist es mir auch egal. Trotzdem lege ich darauf Wert, dieses einzige Mal zu betonen, es handelt sich ausschließlich und nur um eine Satire. Natürlich nimmt diese Geschichte unter keinen Umständen Bezug auf Menschen, weder auf jene, welche einst auf dieser Erde lebten, weder auf Menschen, welche aktuell auf diesem Planeten daheim sind, noch nimmt sie Bezug auf jene Menschen, welche dereinst auf der Kugel zu Hause sein werden. Habe ich mich klar genug ausgedrückt? Ich sehe es förmlich vor mir, wie das Schmunzeln in ein breites Grinsen übergeht – und ich höre das Gelächter, ich hör es.
Ferner muss ich aus rechtlichen Gründen auf folgende Punkte hinweisen:
- Ich bin kein Sexist.
- Ich habe nichts gegen Frauen und Männer.
- Es geht in dieser Geschichte ausdrücklich nicht um die Handlungen, es ist eine Satire.
- Ich bin kein Sexist.
Kann ich endlich anfangen? Harmlos, ganz harmlos ging sie los – jene oder diese Geschichte. Sie werden feststellen, ähnliche Situationen haben wir alle schon zur Genüge erlebt – so ist halt das Leben.
Man sitzt beim Arzt im Wartezimmer und wartet. Das Warten verkürzt man sich durch die Lektüre des Lesezirkels, welcher mindestens zwei Monate alt ist. Eigentlich ist dieser Moment in meiner Lebensplanung der einzige, wo es ein „Genug“ an Zeit für das Studium von Illustrierten gibt. Spiegel und Stern, Focus und Manager-Magazin sind relativ schnell abgearbeitet, jetzt kommen die Frauenmagazine an die Reihe. Emma liegt nicht aus, Jasmin gibt es nicht mehr. Eltern lese ich nicht mehr, ich bin ein nicht mehr sozialisierungsfähiger und sehr stolzer Großvater. Bleibt nur die Brigitte übrig. Kultur und Reise sind wirklich interessant, aber auch nicht sehr umfangreich. Also – da wäre ja noch das Dossier. Wunderbar, es geht um Sex.
In diesem legendären Dossier geht es um die Frage, wie man einen gewissen Teil des gemeinschaftlichen Lebens aktivieren, ihn wieder auf Vorderfrau oder auf Vordermann bringen kann. Ich lese zuerst das Interview mit einer Expertin zu diesem Thema. Man lernt ja schließlich in diesem Leben niemals aus. Diese kluge Dame erklärt, dass die Sache mit der Wäsche wirklich nicht der letzte Schrei sei, ginge es darum, erhöhte Temperatur zu erzeugen. Eine Reihe von stichhaltigen Argumenten untermauerte die Aussage. Die Fragenstellerin erkundigte sich dann sehr höflich, welche Methode in diesem sensiblen Umfeld wohl die richtige sei, welche habe Aussicht auf Erfolg. Achtung: Jetzt geht es richtig los:
Frau Wunderbar dozierte zunächst über Essgewohnheiten, dann kam sie auf des Pudels Kern.
„Kochen Sie ihm doch sein Lieblingsgericht und servieren sie dieses nackt“. Die Damen im Wartezimmer erschraken mächtig ob des Lärms und des Bebens nach dem Aufschlag, ich war vom Stuhl gerutscht. Mit einer Entschuldigung setzte ich mich wieder und begann, die einzelnen Damen intensiv zu studieren. Ich stellte mir vor, ja was stellte ich mir eigentlich vor?
Ich stellte mir nach meinem ausgedehnten Studium vor, welches Gericht die Damen wohl servieren würden. Eine der Damen fand mein Verhalten wohl als unangemessen und sie fragte mich nach dem Grund meiner Glotzerei. Als ich gestand, über ihre Kocherei nachzudenken, da hat sie mir eine geknallt, sie murmelte etwas ohne Zusammenhang, was nach Schweinebäckchen klang.
Daheim musste ich mir eingestehen, das Thema, es ließ mich einfach nicht los. Aber meine Gedanken wanderten weiter. Wieso sollte ich nicht als Mann den ersten Schritt gehen? Ich – ich würde kochen. Ich entschied mich für Rührei mit Krabben, ein Gericht, welches ich gut beherrsche – und welches ich stets schmackhaft auf den Tisch bringe.
Das nackte Kochen stellte ich schlagartig ein, als heißes Fett auf der unteren Hälfte meines athletischen Körpers aufschlug. Die Eier waren gebacken, die Krabben warm und das Brot aufgeschnitten. Der Wein war entkorkt, die Teller gerichtet. Zur Warnung rief ich Richtung Wohnzimmer, ich würde jetzt servieren. Über die Antwort ist hier nicht zu berichten. Wieder ausgezogen, den Brandherd mit Salbe getarnt, so machte ich mich auf den Weg.
Kurz nach Betreten des Wohnzimmers traf mich der Schlag, samt dem Tablett und dem Serviergut. In einem atemberaubenden Tigerdress räkelte sich die Einzige auf der Couch, sah mich nackt und fallend – und begann mit einem Lachanfall, welcher mit dem Zusatz „hysterisch“ sehr freundschaftlich beschrieben ist. Eier und Krabben garnierten den Brandherd, das Brot hatte seinen Platz au meinem Brustkorb gefunden, die Teller waren noch heil, Gott sei Dank.
Es wurde noch ein wunderschöner Abend, meine Wunden an Körper und Seele bestens versorgt. Ferner lernte ich sehr viel über eine bestimmt Art von Tigerdress.
Ebenfalls gelernt habe ich daraus, nie mehr im Wartezimmer das Dossier der Brigitte zu lesen, niemals nackt zu kochen und beim Anblick einer Frau im Tigerdress keine Tabletts um mich zu werfen. Rührei mit Krabben wurden seit diesem Vorfall von mir nicht mehr angefertigt. Zwischenzeitlich habe ich mich auf die kalte Küche spezialisiert.
Und Sie vergessen unter keinen Umständen, bei dieser Geschichte handelt es sich definitiv und lediglich nur um eine Satire. Aber, Sie glauben mir ja eh nicht.
© Peter Reuter