Dienstag , 16 April 2024
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Fondsrisikoklassen – Die Wahl der richtigen Produktgruppe

Aufgrund des derzeitig anhaltenden Niedrigzinsniveaus zieht es immer mehr Privatanleger weg von den herkömmlichen Sparprodukten der Kreditinstitute und Versicherungsgesellschaften hin zum Aktien- und Fondsmarkt. Besonders die Produkte des letzteren Marktes erfreuen sich dank zahlreichen Vorzügen wie der Risikostreuung, dem Durchschnittskosteneffekt oder den geringen Mindestsummen für eine Investition großer Beliebtheit. Und obwohl Investmentfonds immer zugänglicher und verbraucherfreundlicher werden, fällt es einem Finanzlaien sicherlich nicht leicht den Durchblick im Dschungel der Investmentfonds zu wahren. Neue Richtlinien der Europäischen Union und Gesetze des Kapitalanlagegesetzbuches jedoch schaffen seit wenigen Jahren mithilfe der Fondsrisikoklassen die notwendige Transparenz, damit sich Neuanleger bei der Wahl ihres Fondsproduktes nicht verspekulieren.

Anlagekategorien: Welcher Risikotyp sind Sie?

Wer sich heute als potenzieller Anleger zu Anlageprodukten beraten lassen will, muss gemeinsam mit seinem Finanz- oder Vermögensberater emeist erst einen umfassenden Fragebogen ausfüllen, bevor eine Beratung zu den jeweiligen Finanzprodukten stattfinden kann. Für viele Berater mag er als bürokratische Hürde empfunden werden, für den Anleger ist er jedoch vor allem eines – eine Absicherung. Mithilfe des Wertpapierhandelsgesetz-Bogens (kurz: WpHG-Bogen) wird nämlich anhand der je nach Gesellschaft formulierten Fragen die Risikobereitschaft des Anlagekunden in Form eines Risikoprofils ermittelt.

Mögliche Fragen eines solchen Dokuments zur Ermittlung des Risikoprofils sind zum Beispiel:
  • Sind Ihnen gesicherte Erträge und der Substanzerhalt der Anlage oder höhere Renditen mit Kursschwankungen und etwas höheren Verlustrisiken wichtig?
  • Wie schätzen Sie Ihre eigenen Kenntnisse bezüglich der Finanzmärkte ein?
  • Welche Erwartungen haben Sie an die Erträge Ihres Anlageprodukts?

Sobald Sie alle Fragen wahrheitsgemäß beantwortet haben, legt der Berater anhand Ihrer Antworten und den Anlagekategorien ihr Risikoprofil fest. Je nach Gesellschaft kann es zu Abweichungen bezüglich der Definition und der Anzahl der Kategorien kommen.

In der Praxis haben sich jedoch die vier Anlagekategorien

1. Konservativ – ausschließlich sichere Anlagen“,

2. Ausgewogen – Vorhandensein minimaler Verlustmöglichkeiten“,

3. Chancenreich – Bereitschaft zu risikoreichen Produkten“ und “

4. Spekulativ – ausgeprägte Bereitschaft hohe Verluste einzugehen“ etabliert.

Der Finanz- oder Anlageberater ist nach der Feststellung Ihres Anlageprofils dazu verpflichtet, Sie gemäß Ihrer Risikotragfähigkeit zu beraten und ausschließlich nur die Produkte in Erwägung zu ziehen, welche mit Ihrem Risikoprofil übereinstimmen. Für den Berater stellt dies eine Absicherung seiner Beratung dar, während der Kunde lediglich risikogerechte Produkte empfohlen bekommt und das Risiko des Verspekulierens reduziert wird.

Bild Kursrisiko

Die Risikoklassen der Fonds – von sicherheitsorientiert bis hin zu risikobewusst

Um den Anlegern einen besseren Überblick über die Risikofähigkeit eines Anlageprodukts zu ermöglichen, müssen alle in Deutschland notierten Fonds über eine Risikoklasse verfügen. Anhand der Risikoklasse kann der Anleger anschließend Rückschlüsse über die Sicherheit und die Risikofähigkeit des Produkts ziehen. Ähnlich wie bei den Anlagekategorien haben die meisten Fondsanbieter für Ihre Produkte eigene Risikoklassen. Die Zahl der Risikoklassen variiert hier meist zwischen fünf bis zwölf.

Eine Gemeinsamkeit haben die Anbieter jedoch: Mit zunehmender Risikoklasse nimmt die Sicherheit ab und die Risikowahrscheinlichkeit zu.

Das hat zur Folge, dass Produkte mit einer niedrigen Risikoklasse meist sehr konservativ ausgerichtet sind. Sie bestehen in der Regel aus festverzinslichen Produkten ohne ein hohes Verlustrisiko, während die Produkte der höheren Klassen eher zu höheren Renditen und Verlusten tendieren. Und auch wenn sich die Zahl der Risikoklassen je nach Gesellschaft unterscheidet, lassen sich die jeweiligen Risikoklassen in fünf übergeordnete Klassen kategorisieren.

  1. Kein Risiko: In der ersten Risikoklasse ist keinerlei Risiko vorhanden. Anlageprodukte, die in diese Risikoklasse fallen, sind vor allem für sicherheitsbewusste Anleger, die keinerlei Risiko eingehen möchten und somit auf hohe Renditen verzichten, um vollste Sicherheit zu erlangen. Typische Anlageprodukte, die in diese Kategorie fallen, sind vor allem Tages-, Festgeld sowie Sparbriefe, dessen Ziel der Kapitalerhalt ist.
  2. Nur Zinsrisiko: In Produkten dieser Klasse ist der Kapitalerhalt in jedem Fall gewährleistet. Lediglich der Zins unterliegt dem Risiko der Wertentwicklung. Ein Paradebeispiel sind die kapitalbildenden Lebensversicherungen, die zwar zwingend eine zuvor festgelegte Mindestsumme ausschütten, aber je nach Entwicklung des Leitzinses die Mindestsumme aufstocken.
  3. Zins- oder Kursrisiko: Eine höhere Risikobereitschaft wird von den Fonds der dritten Klasse vorausgesetzt. Hier besteht nämlich entweder das Zins- oder das Kursrisiko. Anleger, die sich auf Produkte dieser Klasse einlassen, erwartet im Gegenzug Renditen, die sich über dem Kapitalmarktniveau befinden.
  4. Zins- und Kursrisiko: Der herkömmliche Investmentfonds ist am meisten in dieser Kategorie anzutreffen. Bei einem Investmentfonds besteht nämlich neben der Möglichkeit des Kursverlustes auch eine Senkung der Zinsen. Da die Wertentwicklung dieser Produkte nicht vorhergesagt werden kann, können die Dividenden- und Zinszahlungen nicht garantiert werden.
  5. Möglichkeit des Totalverlusts: Wer über ein aggressives Risikoprofil verfügt, wird sich vor allem bei Produkten dieser Klasse wiederfinden. Als Anleger der fünften Risikoklasse sind Sie ausschließlich an Produkten mit einer hohen Renditemöglichkeit interessiert. Sie wählen ausschließlich Fonds, bei denen ein Totalverlust Ihrer Einlagen möglich ist. Neben den Aktien, Optionsscheinen, Futures sind es vor allem Derivate-Fonds.

Fondsgruppen in der Risikoklassen-Systematik

Erst vor wenigen Wochen veröffentlichte die Deutsche Bank ein Risikoklassen-Informationsblatt mit einer schematischen Darstellung über die Zuordnung der Produktgruppen in die Risikoklassen-Systematik. Aus dieser lässt sich in einem Spektrum von Risikoklasse eins bis sieben die Risikofähigkeit der beliebtesten Fondsprodukte entnehmen. Anhand des eigenen Risikoprofils sowie der Risikoklassen, in welchen sich die Fondsgruppen befinden, kann abgeschätzt werden, welche Fondsgruppen für einen selbst infrage kommen. Gemäß diesem Schema befänden sich Rentenfonds inklusive physischer Renten-ETF und Geldmarktfonds in der Risikoklasse eins bis fünf – was einem durchschnittlichen Verlustrisiko von null bis 50 Prozent innerhalb eines 12-Monats-Zeitraums entspräche.

Wie eingangs erwähnt, erfragt der WpHG-Katalog zur Ermittlung des Risikoprofils unter anderem das Fachwissen über die Finanzmärkte. Falls auch Sie an dem Fondsmarkt partizipieren möchten, jedoch über geringes Finanzwissen verfügen, bietet sich eine Beratung bei einer leistungsstarken Vermögensberatung mit einer langjährigen Erfahrung wie der Swiss Life Select an. Herr Günther Blaich, Geschäftsführer von Swiss Life Select, blickt selbst auf eine lange Praxiserfahrung und erzählt im FONDS professionell-Interview, wie sich der Fonds-Markt entwickeln wird.

Ähnlich risikoreich seien Mischfonds, offene Immobilienfonds und strukturierte Finanzinstrumente mit den Risikoklassen zwei bis vier. Risikoreicher seien mit einer Klasse vier bis fünf hingegen die Aktien-, Rohstoff- und strukturierten Fonds. Diese haben ein Verlustpotenzial von 25 bis 50 Prozent innerhalb eines 12-Monats-Zeitraums. Als besonders risikoreich stufte die Deutsche Bank die Derivate ein. Mit einer Risikoklasse von sechs bis sieben bestehe hier erhöhtes Kapitalverlustrisiko. Das Schema bildet lediglich das Risikospektrum der jeweiligen Fondsgruppen ab. Bei der Wahl eines potenziellen Fonds ist dieser selbstverständlich einzeln zu betrachten.

 

Statistik: Größte Staatsfonds weltweit nach der Höhe des verwalteten Vermögens (in Milliarden US-Dollar; Stand: Januar 2018) | Statista
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