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Neue Medienhetze gegen Gaddafi

gaddafi_2009Die jüngsten Schlagzeilen lauten: „Gaddafi droht Europa mit Anschlägen“. Der Großteil der Berichte erklärt, dass die Audio-Botschaft vor „Tausenden von Anhängern“ gesendet wurde. Wie die vom libyschen Fernsehen aufgezeichneten Bilder belegen, sind es – ebenso wie vor zwei Wochen – wieder Hunderttausende, die sich in Tripolis versammelten und durch das Schwenken grüner Flaggen ihre Unterstützung für die Regierung bekundeten. Dass Gaddafi Drohungen gegen Europa und die NATO aussprach, ist eine Tatsache. Wie würde ein anderer Staatschef nach einem 100 Tage andauernden Bombenregen reagieren?

Um Missverständnissen vorzubeugen, lassen Sie mich daran erinnern, dass bei The Intelligence vor über einem Jahr mehrere Artikel erschienen sind, die dem libyschen Regierungschef und seinem Clan keineswegs freundlich gesinnt waren. Wir stellten die Frage, wer diesen Oberst Gaddafi beschützte, auf dass er, ohne nennenswerte Kritik, der Schweiz den „Heiligen Krieg“ erklären konnte und gleichzeitig Schweizer Bürger in Geiselhaft hielt. Auch ist Gaddafi zweifellos gegen politische Gegner im eigenen Land mit übertriebener Härte, bis hin zu Folter und Exekutionen, vorgegangen. Somit ist es auch den libyschen Rebellen kaum zu verdenken, dass sie ihre Waffen gegen diese Regierung erhoben.

Das Bild, das der Weltöffentlichkeit während der vergangenen drei Monate vermittelt wurde, entspricht jedoch nicht den Tatsachen. Dass während eines Bürgerkrieges auch Zivilisten zu Schaden kommen, ist leider unvermeidbar. Tausende Bombenangriffe auf einen unanhängigen Staat zu fliegen, diesen mit Raketen zu beschießen, dabei handelt es sich mit Sicherheit aber nicht um den Versuch, Zivilisten zu schützen. Außerdem, in anderen arabischen Ländern, vor allem in Syrien und Bahrein, wird von den Militärs unentwegt auf unbewaffnete Demonstranten gefeuert und bis dato hat die „internationale Gemeinschaft“ herzlich wenig dagegen unternommen.

Vor zwei Wochen hatten sich einige hunderttausend Libyer in Tripolis versammelt, um ihrer Unterstützung für Gaddafi Ausdruck zu verleihen. Abgesehen von einem Beitrag bei The Intelligence, hat keine einzige deutsche Zeitung darüber berichtet. Es hätte wohl das Bild, das sich so einheitlich gegen Gaddafi richtet, etwas verzerrt.

Ähnliche Menschenmassen versammelten sich gestern wiederum am Green Square in der libyschen Hauptstadt.

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Zwar ist es keine Lüge, zu behaupten, dass es sich bei dieser Menge um „Tausende“ handelt, doch – ohne diese Bilder gesehen zu haben – würde man doch eher an 5.000, 10.000 oder vielleicht 15.000 Denken. Nicht jedoch an solche Massen. Und nicht nur bei Deutsche Welle wurde die Zahl der Gaddafi-Unterstützer durch diese Formulierung heruntergespielt, auch beim arabischen Sender Al-Jazeera und in der chinesischen Staatszeitung Xinua, um nur einige zu nennen.

Sicher wird die linientreue Mediengefolgschaft auch dieses Mal wieder davon ausgehen, dass die Demonstranten entweder gezwungen oder gekauft wurden. Es sieht jedenfalls nicht danach aus, dass diese Massen von bewaffneten Kräften umringt waren. Und wer tatsächlich gegen seine Regierung eingestellt ist, lässt sich wohl auch nicht bestechen, um seine Unterstützung zu bezeugen.

Und wie lassen sich die ausgesprochenen Drohungen verstehen? Dass der Kampf nach Europa gebracht werden könnte? Dass sich Gaddafi gegenüber den Teilen des Volkes, die hinter ihm stehen, stark zu zeigen hat, dabei handelt es sich um eine logische Konsequenz der Ereignisse. Dürfen ihm die Europäer diese Äußerungen übel nehmen? Jene Menschen, deren demokratisch gewählte Regierungen Milliarden verschwenden, um jeden Tag Bomben auf Libyen abzuwerfen? Was würde ein amerikanischer Präsident in solch einem Fall von sich geben? Würde er nicht laut hinausschreien: „Wir werden Terror mit Terror vergelten!“?

Als Gaddafi vor über einem Jahr, aus heiterem Himmel, vom „Heiligen Krieg“ gegen die Schweiz gefaselt hatte, weil man dort keine Minarette sehen wollte, dagegen wären Proteste angebracht gewesen. Doch jetzt hat die NATO einen Krieg gegen Libyen begonnen. Gegen ein zwar reiches, aber militärisch schwaches Land. Der Regierungschef erklärt die Sache wie sie ist, bezeichnete die NATO-Soldaten als die „Söldner der libyschen Rebellen“. Bezahlt wird dem Öl, das eigentlich dem libyschen Volk gehören sollte – und nicht der internationalen Öllobby.

Weder ich noch sonst ein Mitarbeiter von The Intelligence bringt für diesen Gaddafi sonderliche Sympathien auf. Doch treten wir für eine objektive Berichterstattung ein. Und diesbezüglich haben die etablierten Medien wieder einmal versagt.

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