Mittwoch , 16 Oktober 2024
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Aufstand in Ägypten wird zur Revolution

aegypten_demonstrationenKriegsrecht in Ägypten. Sturm auf das Hauptquartier der Regierungspartei. Jüngsten Meldungen zufolge, wurde das Gebäude des staatlichen Fernsehsenders in Kairo ebenfalls gestürmt. Ein Al-Jazeera-Reporter berichtet, dass bis zu zehntausend Demonstranten das Ägyptische Museum vor Plünderern schützen. Trotz der massiven Ausschreitungen und lodernden Bränden im ganzen Land, sollen bisher nicht mehr als fünf Menschen ums Leben gekommen sein. Präsident Hosni Mubaraks Sohn und vermutlich geplanter Nachfolger Gamal, ein wohlhabender Banker, soll sich bereits nach England in Sicherheit gebracht haben.

Philip Risk, Journalist und Aktivist, gab gestern Abend in den österreichischen Nachrichten ein Interview, das keinesfalls darauf schließen ließ, welche Ausmaße die Revolten am heutigen Tag annehmen könnten. Zwar erläuterte er die Ursachen für den Unmut in der Bevölkerung, der insbesondere durch weit verbreitete finanzielle Not, hohe Preise, niedrige Löhne und Arbeitslosigkeit hervorgerufen wurde, verwies gleichzeitig aber auch auf die Angst, unter der die Menschen Ägyptens litten. Angst vor Repressalien, Jobverlust und sogar Folter. Es sei die jüngere Generation, die sich an den Demonstrationen zu beteiligen plante, was durch die heutigen Bilder auch Bestätigung findet.

Die ägyptische Einparteienregierung reagierte durch sofortiges Abschalten aller Kommunikationsmittel, Telefon und Internet, in weiten Teilen des Landes. Al-Jazeera-Reporter übermitteln ihre Informationen per Satellitentelefon, sind jedoch darauf angewiesen, dass ihnen die neuesten Meldungen persönlich zugetragen werden. Und die Nachrichten überschlagen sich.

Gerüchten zufolge, hätte die amerikanische Regierung die ägyptische Armee aufgefordert, nicht einzugreifen. Der Umstand, dass zum gegebenen Zeitpunkt nicht mehr als fünf Menschen getötet worden sein sollen, könnte diese Vermutung bestätigen. Gezielte Schüsse von Scharfschützen, wie das folgende Video zeigt, fallen zum Glück selten:

{youtube}bEmt9R7PwsU{/youtube}

Erstes Ziel der marschierenden Demonstranten war das Parteigebäude in Kairo, wobei es sich um die zentrale Schaltstelle des Landes handeln soll. Wie von Al-Jazeera live berichtet, soll auch das Gebäude des staatlichen Fernsehsenders in die Hände der Aufständischen gefallen sein. Das Einsetzen von Plünderungen könnte, so wird vermutet, durch regierungsnahe Kreise Förderung finden. Die Absicht, die dahinter stecken soll, könnte eine Ablenkung von den  eigentlichen Zielen der Demonstranten sein. Diese bemühen sich jedoch, dem vorzubeugen. Während die Polizeikräfte sich anderen Aufgaben widmen, formten die Demonstranten einen Ring um das Ägyptische Museum in Kairo, an dem sich bis zu 10.000 Personen beteiligen sollen, um die Kunstschätze vor Diebstahl und Vandalismus zu schützen.

Während manche Analysten damit spekulieren, dass sich junge Ägypter gegen die strikten islamischen Regeln im Alltag aufzulehnen versuchen, verweisen andere Meinungen darauf, dass eine mögliche geplante Machtübernahme durch Hosni Mubaraks Sohn, Gamal Mubarak, der Zündfunke für den Ausbruch der Revolten gewesen sein könnte. Die Aufstände in Tunesien, die zur Flucht des Präsidenten Ben Ali geführt hatten, können mit Sicherheit als entsprechende Ermutigung betrachtet werden. Unbestätigten Berichten zufolge, könnte Gamal schon vorgestern das Land in Richtung Großbritannien verlassen haben.

Um noch einmal auf die gestern abend geäußerten Worte Philip Risks zurück zu kommen, ihm zufolge sei die Zeit vorbei, in der das Volk nach höheren Löhnen und niedrigeren Preisen verlangt. Ziel sei der endgültige Sturz der Regierung. So wie sich die Situation heute entwickelt, scheint es für die derzeitige Regierung Ägyptens nicht mehr viel Hoffnung zu geben. Den Revolten durch massive Gewalt entgegen zu wirken, würde nicht nur den Volkszorn noch weiter schüren, auch sollte ein solches Vorgehen auf massive Proteste aus dem Ausland stoßen.

Wie soeben von Al-Jazeera gemeldet wurde, brach der Oberkommandierende der Armee soeben seinen Besuch in Washington ab, um nach Ägypten zurück zu kehren.

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