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US-Oberst kritisiert Israels Attacke der Gaza-Flotte

mavi_marmara1Schockierende Ereignisse passieren immer wieder. An manche wird regelmäßig erinnert, darüber berichtet, das öffentliche Interesse aufrecht erhalten. Anderes, nicht minder verwerflich, verblasst langsam hinter einem Mantel des Vergessens. Als die israelischen Kriegsstreitkräfte am 31. Mai eine Flotte mit Hilfsgütern für den Gaza-Streifen in internationalen Gewässern angriffen, neun Zivilisten starben und fünfzig weitere teils schwere Verletzungen erlitten, wurde der Vorfall von der Weltgemeinschaft streng verurteilt. Der tragische Vorfall scheint, ohne jegliche Konsequenzen, in die Geschichte einzugehen. Ein ehemaliger US-Offizier, Ann Wright, war an Bord. Sie hält Vorträge, spricht von Piraterie, Mord und Diebstahl.

Ann Wright gehörte 29 Jahre der amerikanischen Armee an, 16 davon als Reservist, und erreichte den Rang eines Oberst. Seit 1987 arbeitete sie aktiv für das Auswärtige Amt. Am 19. März des Jahres 2003, am Tag vor dem Beginn des Irak-Feldzugs, reichte sie ihren Abschied ein. Ann Wright, hochrangiger Militäroffizier, wurde zur Friedensaktivistin.

Im vorigen Jahr besuchte sie dreimal den Gaza-Streifen und kam dadurch in direkten Kontakt mit der Notlage der dort lebenden Menschen. In einem Interview mit ABC erklärte sie, dass sie durch ihrer Teilnahme an der Friedensmission helfen wollte, die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft auf die Misere der Palästinenser zu lenken.

Als ehemaliger Armeeoffizier wusste sie um die Schlagkraft der israelischen Streitkräfte. „Ich wusste, dass sie durchaus zu außergewöhnlicher Gewaltanwendung fähig waren, und wir sahen es geschehen“, erklärte sie wörtlich.

Sofort nach dem Kapern der Schiffe wurde jegliche Evidenz konfisziert. „Das erste, was die israelischen Soldaten von uns allen wollten, waren Fotoapparate, Handys und Computer. 750 Leuten haben sie diese Dinge aus ihrem Besitz abgenommen und niemals zurück gegeben. Sie verfügen über alle Beweismittel darüber, was passiert ist“, informierte sie weiter.

Der Artikel bei ABC erinnert daran, dass von offizielle israelischer Seite angegeben wurde, dass sie von den Demonstranten mittels „scharfer Munition, Messern und Schlagstöcken“ angegriffen wurden. Ann Wright weiß anderes zu berichten:

„Der israelische Überfall auf die Flotte war ein Verbrechen in internationalen Gewässern, es war Piraterie. Es handelte sich um die Entführung von Menschen auf offener See und um den Diebstahl von Eigentum. Es war Mord auf offener See. Die Israelis haben Verbrechen begangen und sie müssen dafür zur Verantwortung gezogen werden.“

Zwischen 16. und 18. August hält Ann Wright mehrere Vorträge auf Hawaii, unter anderem vor einer Versammlung der Demokratischen Partei.

Offizielle Ermittlungen über den Vorfall wurden bis jetzt nur von israelischer Seite durchgeführt. Ermittlungen durch die Vereinten Nationen scheiterten vorläufig unter anderem daran, dass einer Befragung der beteiligten Soldaten nicht zugestimmt wurde. Bedenkend, dass ein wesentlich schwerwiegender Vorfall im Jahr 1967, als das amerikanische Aufklärungsschiff USS-Liberty, 14 km vor der israelischen Küste, von israelischen Kampfflugzeugen angegriffen wurde, ohne jegliche Konsequenzen blieb, ist kaum zu erwarten, dass der Angriff eines zivilen Schiffes zu Sanktionen führen könnte. Beim Angriff auf die USS-Liberty kamen 34 amerikanische Marine-Angehörige ums Leben und 172 wurden verletzt.

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