Mittwoch , 24 April 2024
Startseite » Politik » Politische Kommentare » Gespannte Weltlage: Was steht auf dem Programm?

Gespannte Weltlage: Was steht auf dem Programm?

world symbolsDer oberflächliche Eindruck ist bestechend klar und deutlich. Wir sind die Guten. Wir leben in Freiheit. Die Anderen sind entweder von Grund auf „böse“ oder von „bösen Diktatoren“ unterdrückt. Und alle Welt würde gerne so leben wie wir – mit einem nicht wirklich gutbezahlten Job, seichter Unterhaltung und Wegwerfprodukten. Jedem, der sich mit dem Weltgeschehen analytisch befasst, ist natürlich völlig klar, dass die Situation eine andere ist. Worauf das Ganze letztendlich hinauslaufen könnte und wird, bleibt jedoch ein Rätselraten.

Der luxemburgische Langzeitpolitiker und Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker sprach vor kurzem eine deutliche Warnung aus: Das Jahr 2013 könnte ein Vorkriegsjahr werden! Dürfen wir hoffen, dass ein erfahrener Politiker vor versammelter Presse seine persönliche unfundierte Meinung der Öffentlichkeit preisgibt? Oder könnten ihm vielleicht Informationen zur Verfügung stehen, die weit über das hinausreichen, was uns die Medien bieten; was sich selbst bei intensiver Suche nach Hintergründen ausgraben lässt?

Ich muss die Antwort schuldig bleiben. Doch das 21. Jahrhundert hat, sowohl wirtschaftlich als auch weltpolitisch, bis jetzt nur böse Überraschungen mit sich gebracht. Ein undurchsichtiger Terroranschlag im Jahr 2001, gefolgt von einem Angriffskrieg gegen Afghanistan, der damit gerechtfertigt wurde, dass die dortige Regierung Beweise forderte, um Osama Bin Laden an die Amerikaner auszuliefern.

Ja, natürlich, der Öffentlichkeit wurde ein ebenso überzeugendes wie einseitiges Bild präsentiert. Die Taliban sind „die Bösen“, zwingen Frauen zum Schleiertragen, schütten kleinen Mädchen Säure ins Gesicht, wenn sie zur Schule gehen wollen. Ich unterlasse es, auf diesen Unsinn näher einzugehen, denn die Spiegelbildgeschädigten lassen sich ohnehin nicht vom Gegenteil dessen überzeugen, was ihre „unfehlbaren Informationsquellen“ (u. a. Spiegel und Bild) verbreiten. Und die wahren Gründe für die anhaltende Besetzung Afghanistans liegen im Dunkeln. Der Opiumhandel alleine, der von der Taliban unterbunden und von den Besatzern wieder ermöglicht wurde, kann es wohl nicht sein.

Für den Angriffskrieg gegen den Irak gab es überhaupt nur Lügen als Rechtfertigung. Bushs Erklärung, die Welt sei ohne Saddam ein sicherer Ort, hat dem Volke zu genügen. Dass es im Irak keine Massenvernichtungswaffen gab, dass mehr als eine Million Zivilisten bei diesem Krieg ums Leben kam, dass insbesondere die Gegend um Falludschah mittels zweifelhafter Waffen verseucht wurde und mehr Strahlenbelastung dort gemessen wurde als in Hiroshima nach Abwurf der Atombombe, um all dies scheint sich die Weltöffentlichkeit nicht zu kümmern.

Der Iran wird seit Jahren mit Krieg bedroht. Auch diesbezüglich dominieren die Behauptungen, dass es um die Entwicklung nuklearer Sprengköpfe ginge, jene Art von Waffen, die zu Tausenden in den Arsenalen der Angriffsstaaten lagern. Auch in Israel, jenem Kleinstaat am Mittelmeer, der den Atomwaffensperrvertrag erst gar nicht unterzeichnet hat.

Initiiert wurde dieses Abkommen von jenen fünf Staaten, die bereits ganz offiziell über Atomwaffen verfügen: USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien. Nach dem Motto: Ich bin stark – und wehe dem, der da versucht, es mir gleichzutun.

Neben Israel haben auch Indien und Pakistan eine Unterzeichnung unterlassen und ihr Arsenal mit nuklearen Sprengköpfen bestückt. Die Kollaboration zwischen Indien und den westlichen Wirtschaftsmächten scheint ziemlich problemlos zu funktionieren. Und in Pakistan sind die Amerikaner nicht nur in beschränktem Rahmen präsent, sie halten den Nachbarstaat Afghanistan unter Besetzung.

Doch kommen wir nochmals auf den Iran zu sprechen: Wie insbesondere die Kriege der jüngsten Vergangenheit zeigen, Libyen eingeschlossen, sind eigentlich nur mehr jene Staaten vor einem Angriff sicher, die sich entweder den wirtschaftlichen Vorgaben des Westens unterwerfen oder über Atomwaffen für einen Gegenschlag verfügen. Wäre es in diesem Sinne dem Iran wirklich übelzunehmen, wenn er Maßnahmen ergreift, um sich gegen einen Angriff zu sichern?

Warum es bis heute zu keiner Eroberung des Irans kam, auch darüber lässt sich nur spekulieren. Vielleicht liegt es daran, dass iranisches Öl nicht gegen Euro verkauft wird, so wie Saddam Hussein es getan hatte, sondern gegen einen Währungskorb, in dem sich auch Rubel und Yuan befinden – die Währungen von zwei schlagkräftigen Schutzmächten. Ein Artikel, der sich mit der Bedeutung des Petrodollars befasst, bietet diesbezüglich mehr Einblick.

Von den militärischen Spannungen in der Welt abgesehen, leben wir aber auch mit einer Wirtschaftskrise. Alles begann mit dem Platzen der Immobilienblase in den USA, mit Spekulationsverlusten durch „systemrelevante“ Banken, deren Rettung mittels Steuergeldern, gefolgt von einem Offensichtlichwerden der Überschuldung praktisch aller westlicher Industriestaaten; Sparpakete, Reduktion der Kaufkraft, Stagnation des Wirtschaftswachstums; Ausverkauf der Souveränität europäischer Staaten.

Die Wurzel allen Übels im Finanzbereich liegt natürlich in unserem Schuldgeldsystem. Erst kürzlich hat Otmar Pregetter dies wieder einmal anhand eines hervorragenden Artikels in aller Ausführlichkeit erläutert. Das diesbezüglich größte Problem scheint jedoch darin zu liegen, dass wir in einer Demokratie leben, in der die Meinung der Massen zählt, und nicht die Meinung derer, die dieses Spiel verstehen. Die wiederholte Erwähnung einer Wirtschaftskrise, ohne gleichzeitiger Aufklärung durch die Massenmedien, wie dieses System überhaupt funktioniert, bringt einen Ermüdungseffekt mit sich. Die Masse interessiert sich nicht mehr für die Krise; denn sie hat ja von Anfang an nicht verstanden, wie es zu einer solchen überhaupt kommen konnte – oder, um es exakter zu sagen: zu der es unweigerlich kommen musste. Denn wenn alles Geld, das sich in Umlauf befindet, als Kredit entstanden ist, dann werden immer mehr Zinsen fällig – und die lassen sich irgendwann einmal nicht mehr bezahlen.

Wir leben also mit einer unlösbaren Geldkrise und mit ständig drohendem Krieg, auch wenn dieser, zumindest vorläufig, noch in recht sicherer Entfernung ausgetragen wird. Die meisten Menschen, die plötzlich von Mali lasen, mussten wohl erst bei Googe-Maps nachschauen, wo sich dieses Land überhaupt befindet. Und was ist dort wirklich los? Die Tuareg, seit Menschengedenken in Unabhängigkeit lebende Wüstenbewohner, rebellieren seit langem gegen die Regierung, fordern Unabhängigkeit, die ihnen jedoch nicht zugesagt wird; ebenso wenig wie den Kurden in der Türkei und in anderen Staaten – und es folgte Blutvergießen. Und plötzlich tauchen die Franzosen auf der Bühne auf, werden wieder zur Kolonialmacht, behaupten nun aber, es ginge um „Freiheit und Demokratie“. Und auch Deutschland schickt, vorläufig einmal, Militärflugzeuge.

Worauf soll das am Ende hinauslaufen?

Alle Spannungen beschränken sich auf islamische Länder. Die prowestlichen Regierungen von Tunesien und Ägypten wurden, vom Westen begeistert angefeuert, gestürzt. Was folgte war islamischer Fundamentalismus. Und wie sieht es in Syrien aus?

Wenn Juncker vor einem Krieg warnt, welche Art von Krieg kann er damit meinen? Wer sollte gegen wen kämpfen? Die Supermächte gegeneinander?

Zur Zeit des Kalten Krieges gab es einen Begriff, der mit M.A.D. abgekürzt wurde. Mutually Assured Destruction. Zwar nicht wörtlich, doch sinngemäß, mit „Gleichgewicht des Schreckens“ übersetzt. Sowohl für die NATO als auch für den Warschauer Pakt war ein Angriff deswegen ausgeschlossen, weil ein vernichtender Gegenschlag nicht zu verhindern gewesen wäre.

Die Waffentechnologie ist heutzutage deutlich weiter vorangeschritten. Als kurz vor den Wahlen in den USA Israel wieder einmal lautschallende Drohgebärden gegen den Iran losließ, kam die verheerendste Waffentechnologie zur Sprache: Electromagnetic Puls (EMP).

Eine Atomwaffe, die in einigen hundert Kilometern Höhe gezündet wird, führt zu einer Welle von Gammastrahlen, die – je nach Zündungshöhe – einen ganzen Staat oder sogar einen Kontinent mit einem Schlag lahmlegt. Alle vorhandene Elektronik wird vernichtet. Was mit der Infrastruktur insbesondere im Bereich von Großstädten geschieht, wenn plötzlich alle Elektronik versagt, wenn es weder Strom noch Computer gibt, ja nicht einmal Autos ließen sich starten, kann sich zweifellos jeder selbst ausmalen.

Das Potential für einen Gegenschlag bleibt natürlich trotzdem bestehen, denn militärische Einrichtungen lassen sich gegen die Auswirkungen eines EMP selbstverständlich abschirmen. Das bedeutet, jedes Land, das über Atomwaffen und entsprechende Raketen verfügt, ist, des drohenden Gegenschlags wegen, vor einem Angriff weitgehendst gesichert.

Gegen wen ließe sich also noch Krieg führen?

Gegen all jene Staaten, die nicht nuklear gerüstet sind. Und Anlass für einen Angriff wäre natürlich, wie in den Fällen der jüngeren Vergangenheit, wenn sich die jeweilige Regierung weigert, sich dem internationalen (westlichen) Finanzsektor unterzuordnen.

Hier lassen sich eine Menge weiterer Überlegungen anstellen. Erschreckende Überlegungen. Und wir wissen nicht, was in den Köpfen jener Menschen vorgeht, die über das Schicksal der Welt entscheiden. Die tatsächlichen Pläne werden zweifellos auch nicht auf Bilderberger-Konferenzen oder bei Versammlungen des Concil on Foreign Relations behandelt.

Ohne den entsprechenden Hintergrundinformationen, die weder für mich noch für die Journalisten der Massenmedien zugänglich sind, bleibt leider alles Spekulation. Doch eines zeigt sich immer deutlicher: Darauf zu hoffen, dass die Welt wieder einmal so wird, wie wir sie vor einigen Jahrzehnten noch kannten, dabei handelt es sich um einen Traum, der sicher nicht in Erfüllung gehen wird.

Check Also

Ist Notwehr die einzige Möglichkeit gegen die NSA vorzugehen?

Die Enttäuschung von Otto Normalbürger ist groß. Da die Bundesregierung nicht gegen die Angriffe der …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert