Donnerstag , 28 März 2024
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Obama oder Romney? Macht es wirklichen einen Unterschied?

obama romney karrikaturJeder Wahlkampf zeigt ähnliche Strukturen. Doch eines haben sie alle gemein: Am Kern wird immer vorbeigeredet. In den USA zeigt sich aber am deutlichsten, was Demokratie bedeutet. Wer verfügt über mehr Budget? Wer engagiert die besseren PR-Manager? Wer hat die Medien auf seiner Seite? Für den Wähler lässt sich die Situation am besten damit vergleichen, dass er sich sein Geschenk zwar selbst aussuchen darf, die Entscheidung jedoch nach dem Aussehen der Verpackung trifft, nicht nach dem Inhalt.

Obama galt als hoher Favorit. Vor dem ersten TV-Duell gegen Mitt Romney am 3. Oktober lagen die Buchmacherkurse für seine Wiederwahl bei 1 zu 6. Um 100 Euro zu gewinnen, mussten 600 Euro Einsatz erbracht werden.

Präsidentschaftswahlen, vor allem in den USA, sollen bis zum Ende spannend bleiben. Allen Meinungsumfragen zufolge ging Romney als Sieger aus der verbalen Schlacht hervor. Entsprechend entwickelte sich auch der Wettmarkt. Über Nacht fielen die Kurse für Obama auf 1 zu 4. Und sie sanken weiter auf bis zu 1 zu 2.

Als die Ostküste von einem katastrophalen Unwetter heimgesucht wurde, boten sich für den amtierenden Präsidenten aber wieder Möglichkeiten, den „Vater der Nation“ zu spielen. Dementsprechend änderte sich der Wettmarkt von neuem. Die Kurse stiegen wieder auf zwischen 2 zu 7 und 1 zu 4.

Nachdem bei US-Wahlen Hunderte Millionen von Dollar auf den Ausgang gewettet werden, lässt sich aus der Entwicklung des Wettmarktes viel mehr über die Stimmung herauslesen als aus spontanen Umfragen. Hinter den wirklich hohen Einsätzen stecken aufwendige Analysen. Während die Veröffentlichung von Umfrageergebnissen keinen unwesentlichen Beitrag zur Meinungsbildung leistet, spiegelt der Wettmarkt die tatsächliche Situation zweifellos am besten wieder. (Und vielleicht unterlassen es die Medien auch aus diesem Grunde weitgehend, auf die Entwicklung aus diesem Blickwinkel zu verweisen.)

Was hat Obama vor vier Jahren nicht alles versprochen? „Yes we can!“ What? Die Staatsschulden von 10,5 Billionen Dollar auf über 16 Billionen erhöhen? Einen Friedensnobelpreis anzunehmen und gegen Libyen in den Krieg zu ziehen? Über viele Monate hinweg über Reformen im Gesundheitswesen zu streiten, die letztendlich ohnehin bloß dazu führen, dass dem Einzelnen die Freiheit genommen wird, selbst darüber zu entscheiden, ob er für eine Versicherung zahlt?

Der Begriff „Change“ lässt sich vielseitig auslegen. Veränderungen können herbeigeführt werden, auch ohne jemals den Kern aller Probleme anzutasten.

„Religion ist Opium für das Volk“, gab Karl Marx von sich. Die Dogmen unserer Demokratie sind um nichts weniger wirksam, wenn es um die Berauschung der Massen geht. Wonach sehnt sich der Durchschnittsbürger, der weder über eine Ahnung von Politik noch von Wirtschaft und noch viel weniger vom Geldwesen verfügt? Nach einem gutbezahlten Arbeitsplatz, akzeptablen Arbeitsbedingungen und erschwinglichen Preisen für Konsumgüter. Und alles Gelaber in Wahlkämpfen richtet sich überwiegend danach aus. Wie können mehr Jobs geschaffen werden? Wie lässt sich das „Vertrauen der Märkte“ wiedergewinnen? Und dazu kommen all die unerfüllbaren Versprechungen, die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, ohne die Ursachen dessen, was die Wirtschaft in die Knie gezwungen hat, auch nur im Ansatz zu berühren.

Wie wenige Amerikaner wissen, dass die US-Zentralbank, die sogenannte Federal Reserve Bank, ein rein privates Institut ist? Wie wenige Amerikaner wissen, wem ihr Staat die vielen Billionen schuldet? Wer ist mit dem Begriff „Petrodollar“ vertraut, der erklärt, warum die USA einen Krieg nach dem anderen anzetteln?

Schätzungen gehen davon aus, dass die beiden Kandidaten jeweils eine Milliarde Dollar in ihren Wahlkampf investierten. Wodurch zeichnen sich Werbeagenturen aus? Dass sie immer nur auf das beste Produkt verweisen oder dass sie es verstehen, den Leuten jeden Ramsch durch psychologisch hervorragend aufgebaute Kampagnen einzureden?

Die Medien werden gerne als die „vierte Gewalt“ im Staate bezeichnet. Erfahrene Journalisten wissen über das Weltgeschehen ebenso wie über die Probleme im eigenen Land meist besser bescheid als jeder Politiker. So erwartet der Bürger auch, dass jeder Kandidat von Journalisten herausgefordert wird. Dass die wesentlichsten Fragen von diesen gestellt werden. Der Journalismus bietet den Draht zur Öffentlichkeit. Er schuldet der Öffentlichkeit Offenheit und Ehrlichkeit, nicht wahr?

Doch wenn zwei Kandidaten jeweils eine Milliarde Dollar für Werbung ausgeben, dann fließt ein beachtlicher Teil dieses Vermögens natürlich auch in die Kassen der Medien, die ja schließlich von der Werbung und nicht vom Abonnementverkauf leben. Und so wie kein Unternehmen, das gerade eine große Zahl von Inseraten gebucht hat, vom Nutznießer des Großauftrages wegen Umweltverschmutzung oder Gefährdung der Volksgesundheit unter die Lupe genommen wird, so wird sich wohl keine Zeitung erlauben, einen Werbekunden aus dem Bereich der Politik zu vergrämen.

Etwas verwirrend wird die Situation durch den Umstand, dass hinter den großen Wahlspenden mächtige Lobbys stecken. Wer den späteren Verlierer unterstützt, setzt dabei sein Geld in den Sand. Oder doch nicht? Nachdem es in den USA praktisch nur zwei Kandidaten gibt, lassen sich beide gleichzeitig kaufen. Wer immer gewinnt, er steht auf der Lohnliste.

Dass das Volk aus sich selbst heraus fähig wäre, einen Kandidaten wie etwa Ron Paul zu wählen, der sich offen gegen die Vorherrschaft der Federal Reserve Bank ausspricht, der die Kriegspolitik zu beenden verspricht und den Amerikanern wieder mehr Selbstverantwortung übertragen möchte, ist mit absoluter Sicherheit auszuschließen. Da müssten schon die Medien mithelfen. Doch die wissen genau, warum sie Ron Paul und ähnliche Interessenten für das höchste Amt im Staate entweder restlos ignorieren oder schlicht lächerlich machen.

Obama mag anfangs ja wirklich geglaubt haben, als Präsident über Macht zu verfügen. Doch wie lange ließ man ihn an seinen Vorschlägen für eine Reform des Gesundheitswesens herumfeilen, bis die Versicherungsbranche mit dem Konzept zufrieden war? Wie lange ließ ihn der Kongress betteln, bevor der unvermeidbaren Anhebung der Schuldenobergrenze zugestimmt wurde? Und als es Obama eines Tages sogar gewagt hatte, die Siedlungspolitik Israels eigenmächtig zu kritisieren, tauchte kurze Zeit später Benjamin Netanjahu vor dem US-Kongress auf und wurde – so formulierten es die Medien – mit „warmherziger Begeisterung“ empfangen. Ganze 29 Mal erhoben sich die Anwesenden von ihren Plätzen, um dem israelischen Premierminister ihren Beifall zu zollen. Dabei handelte es sich wohl um eine klare Botschaft an den US-Präsidenten.

Von Mitt Romney wird hingegen erwartet, dass ihn die eigene Erfahrung dazu befähigt, der amerikanischen Wirtschaft wieder einen neuen Aufschwung zu ermöglichen. Immerhin hat er unter Beweis gestellt, dass er es versteht, wie man Geld verdient.

Und genau darum geht es letztendlich bei jedem US-Wahlkampf (und gewiss auch anderswo). Es geht ums Geldverdienen. Es geht darum, dass das große Kapital nicht nur unangetastet bleibt, sondern sich auch weiter vermehrt.

Ja, um das Volk bei Laune zu halten, sollte es natürlich Arbeitsplätze geben. Doch die dürfen ruhig schlecht bezahlt sein, das ändert ja nichts an der Statistik. Auch von einem zweiprozentigen Wirtschaftswachstum zu berichten hebt die Stimmung. Dass die echte Inflationsrate deutlich höher liegt, braucht ja nicht im selben Beitrag erwähnt zu werden.

Zeig den Amerikanern Bilder von US-Flugzeugträgern, die die Weltmeere beherrschen. Lass sie bei Walmart Ramsch erstehen, der in China hergestellt wird. Erneuere den Mythos vom „American Dream“, indem ein Dutzend steinreicher Showstars die Klatschspalten füllt. Lass sie Football und Baseball im Fernsehen bestaunen, Wrestling und Ultimate Fighting.

Dass zumindest ein Drittel der Amerikaner nicht fähig ist, ihr eigenes Land auf einem Globus ausfindig zu machen, dass es sie nicht interessiert, wo die Dollars herkommen, von denen sie träumen, dass die überwiegende Mehrheit bis über beide Ohren verschuldet ist, das spielt wenig Rolle. The Show must go on! Und immer mehr zeigt sich, auch ein Wahlkampf ist nichts anderes als ein Unterhaltungsspektakel.

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