Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Sportfreunde! Ich begrüße sie recht herzlich live aus der globalen Finanzarena zur Verlängerung im Finale der Weltfinanzliga! Ja liebe Sportfreunde, alle 60 bis 80 Jahre kommt es zu einem solchen Finale und in der Vergangenheit haben wir wirklich denkwürdige Partien gesehen.
Unsere heutige Paarung lautet: zinsbasiertes Schuldgeldsystem vs. Exponentialfunktion
Ein Blick in die Statistik verrät, dass Exponentialfunktion alle bisherigen Begegnungen gewinnen konnte. Mal sehen, ob das auch dieses Mal der Fall sein wird oder ob Schuldgeldsystem seinen ersten Titel holen kann. Anders als bei früheren Begegnungen der beiden Kontrahenten geht es diesmal nicht nur um einen Titel, sondern um den Euro, den Dollar, den Yen und noch ein paar weitere kleinere Titel. Seit die nationalen Ligen vor ein paar Jahren abgeschafft wurden, konzentriert sich alles auf dieses eine Match.
Meine Damen und Herren, wie geplant schalten wir uns direkt in die Verlängerung rein. Die reguläre Spielzeit ist bereits vorbei, aber sie haben nichts verpasst. Wir haben bisher ein relativ ereignisloses Spiel ohne größere Höhepunkte gesehen. Exponentialfunktion ist wie erwartet kombinationssicher und stark in der Abwehr; nach vorne aber weitgehend harmlos. Schuldgeldsystem ist bisher ein ebenbürtiger Gegner, ohne jedoch im Angriff Akzente setzen zu können. Zum Ende der regulären Spielzeit schien Exponentialfunktion stärker zu werden; die Kombinationen wurden zwingender, aber Torchancen waren weiterhin Mangelware. Spannend wurde es nur dann, wenn Ratingagentur, Innenverteidiger von Schuldgeldsystem, an den Ball kam. Ratingagentur ist berüchtigt für seine Aussetzer und hatte auch in dieser Partie schon einige sensationelle Patzer zu bieten.
Wir befinden uns jetzt mitten in der Verlängerung – das Spiel gewinnt an Dramatik. Exponentialfunktion wird immer stärker und schnürt seinen Gegner zeitweise minutenlang in der gegnerischen Hälfte ein. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis das erste Tor für Exponentialfunktion fällt.
Mittlerweile ist die Passgeschwindigkeit von Exponentialfunktion atemberaubend. Mit traumwandlerischer Sicherheit schieben sie sich den Ball zu. Schuldgeldsystem scheint hingegen die Puste auszugehen. Entlastungsangriffe finden nur noch sporadisch statt. Dies ist allerdings auch kein Wunder, da Schuldgeldsystem seine beiden besten Spieler, Freiheit und Demokratie, zu Beginn der Verlängerung ausgewechselt hat. Mittelstürmer Freiheit ist eigentlich immer für ein Tor gut und Demokratie ist der Spielmacher schlechthin. Von daher für mich komplett unverständlich, auf diese beiden Schlüsselspieler in der Verlängerung dieses Finalspiels zu verzichten. Man munkelt sogar, dass Freiheit komplett verkauft werden soll und Demokratie im neuen Spielsystem keinen Platz mehr hat. Ein Bank- oder gar Tribünenplatz für Demokratie; ein Team ganz ohne Freiheit – beides schien bis vor kurzem noch undenkbar.
Für Freiheit hat Schuldgeldsystem EFSF, einen etwas hüftsteifen Verteidiger eingewechselt, der in bisher keiner Partie seine Ligatauglichkeit unter Beweis stellen konnte. Demokratie wurde durch Lobby ersetzt, ein klassischer Sechser vor der Abwehr, der aber auch Akzente nach vorn setzen kann. Vom Spielverständnis kann Lobby Demokratie locker das Wasser reichen; ich persönlich finde jedoch, dass Lobby mit seinen Mitspielern äußerst schlecht harmoniert.
Und da ist das TOR!
1:0 für Exponentialfunktion! Springerverlag, der Rechtsverteidiger von Schuldgeldsystem, hatte seinen Gegner mal eben umgetreten. Beim nachfolgenden Freistoß leistete sich Ratingagentur einen fatalen Schnitzer; Lobby griff nicht ein und schon zappelt der Ball im Netz.
Ja – es hatte sich angedeutet, Exponentialfunktion wurde von Minute zu Minute stärker, währenddessen Schuldgeldsystem in der Verlängerung eigentlich nur auf Zeit spielte. Das musste schief gehen.
Zum Tor ist noch anzumerken, dass wieder einmal ein böses Foul von Springerverlag der Ausgangspunkt war. Für mich völlig unverständlich, weshalb Springerverlag immer noch Stammspieler ist. Von der Grätsche von hinten in die Beine des Gegners mal abgesehen, sind seine technischen Fähigkeiten äußerst überschaubar.
Und weiter geht’s! Schon wieder rollen die Angriffe von Exponentialfunktion auf das Tor von Schuldgeldsystem zu. Exponentialfunktion spielt mittlerweile schier unglaublich.
Jetzt scheint sich auch noch EFSF verletzt zu haben. Vor wenigen Minuten erst eingewechselt, liegt er im eigenen Strafraum und muss behandelt werden. Das wäre ein schwerer Schlag für Schuldgeldsystem; zwar sitzt mit ESM noch ein weiterer frischer Verteidiger auf der Bank, der aber nicht so robust ist, als dass er diesem Angriffswirbel von Exponentialfunktion etwas entgegenzusetzen hätte.
Und da ist das nächste TOR!
2:0 für Exponentialfunktion! Blitzsaubere Kombination durch die Mitte; Springerverlag versucht den Gegner noch am Trikot zu Boden zu reißen – der Schiedsrichter lässt Vorteil laufen und Exponentialfunktion verwandelt eiskalt.
Anstoß. Sofort greift Exponentialfunktion wieder an. Schuldgeldsystem ist in der Verlängerung absolut chancenlos.
Da pfeift der Schiedsrichter ab.
Die erste Halbzeit der Verlängerung im Finale der Weltfinanzliga ist zu Ende. Wir dürfen gespannt sein, ob Schuldgeldsystem sich noch einmal fängt oder von Exponentialfunktion weiterhin so gnadenlos an die Wand gespielt wird wie in der ersten Hälfte der Verlängerung.
Ich gebe zunächst zurück in die angeschlossenen Funkhäuser; wir melden uns gleich wieder zur zweiten Halbzeit hier aus der globalen Finanzarena. Ich persönlich hoffe ja, dass es nochmal spannend wird!