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Für Gaddafi ist es Zeit, die Konsequenzen zu ziehen

gaddafi_2011Libyen hat einen Krieg verloren. Jeder Widerstand, der noch geleistet wird, bringt lediglich sinnloses Blutvergießen mit sich. „Es war ja nicht anders zu erwarten“, mögen viele denken und haben damit sogar recht. Nicht ein Haufen verblendeter Idealisten in Kollaboration mit fanatischen Islamisten und Terroristen brachten das Land zu Fall, sondern bestens ausgerüstete Armeen mit Tomahawk-Raketen, Kampfliegern, Bombern und Uran-Munition. Wie sollte ein Land mit ein paar Millionen Einwohnern diesem Druck widerstehen? Für Oberst Muammar Gaddafi ist die Zeit gekommen, in einer letzten Botschaft dazu aufzurufen, die Waffen niederzulegen und die Niederlage hinzunehmen. In Libyen gibt es nichts mehr zu retten.

Libyen war ein von Muslimen bewohntes Land, in dem sich Frauen frei bewegen konnten, in dem sie nicht zum Tragen eines Schleiers gezwungen wurden. Es war ein Land, das von seinen Bürgern maximal zehn Prozent Steuern einhob; das Ausbildung und medizinische Versorgung mittels der Gewinnung von reichlich vorhandenem Erdöl finanzierte. Ein Land, in dem bei Familiengründung auch ein Haus zur Verfügung gestellt wurde. Wer eine Landwirtschaft betreiben wollte, erhielt Grund und Mittel. Ein Viertel der Bevölkerung waren Ausländer, weil bescheiden lebende Libyer es nicht notwendig hatten, für andere Menschen zu arbeiten.

Was immer der Anlass für den Zwist zwischen Gaddafi und seinen ehemaligen Geschäftspartnern, die sich hinter einer sogenannten „internationalen Gemeinschaft“ verstecken, gewesen sein mag, die Zivilbevölkerung Libyens hat verloren. Tausende Tote, zerbombte Häuser, demolierte Infrastruktur und eine Zukunft, die vermutlich jener der westlichen Staaten gleichen wird. Zinsknechtschaft, Zwangsversicherungen, Steuern, „Corporatismus“ – jene Abart des Kapitalismus, die Konzerne, auf englisch „Corporations“ genannt, in den Stand von Herrschern erhebt.

Selbstverständlich werden noch viele „Verbrechen“ der legitimen Regierung „aufgedeckt“ werden. Die Verantwortung für jeden einzelnen Toten wird Oberst Muammar Gaddafi zu tragen haben. Die Verantwortung für jedes zerbombte Haus, wird ihm zulasten gelegt werden, denn er hätte das Land ja schon früher aufgeben können. Alle Krebsleiden, die durch den Einsatz von Uran-Munition entstehen werden, gehen auf das Konto Gaddafis, denn dieser Mann hat es schließlich gewagt, sich gegen die „internationale Gemeinschaft“ aufzulehnen. Geschichte wird von den Siegern geschrieben.

Trotzdem ist der Zeitpunkt gekommen, an dem kein Weg daran vorbeiführt, der Niederlage ins Auge zu sehen. Vielleicht hätte die Zivilbevölkerung, die in Massendemonstrationen Gaddafi ihre Unterstützung bekundete, zu den Waffen greifen sollen. Am 17. Juni waren es mehr als eine Million Menschen – Schätzungen reichen bis zu 1,7 Millionen –  die sich, grüne Landesflaggen schwenkend, am Green Square versammelt hatten:

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Es kann den Bürgern aber auch nicht vorgeworfen werden, das Land den Rebellen widerstandslos überlassen zu haben. Nicht nur, dass aufgrund der internationalen Hetzkampagne gegen Gaddafi viele wohl nicht mehr wussten, wem sie wirklich vertrauen konnten, nicht jeder ist zum Kämpfer geboren. Nicht jeder ist bereit, sein Leben dafür einzusetzen, um sich gegen eine Knechtschaft zu erwehren, die von der Mehrzahl der Bewohner der westlichen Staaten als Fortschritt missverstanden wird.

Trotzdem sind es noch Tausende, die weiter kämpfen, obwohl es nichts mehr zu verteidigen gibt. Jede Stunde, die Gaddafi mit einem Aufruf zum Niederlegen der Waffen zuwartet, bringt weiteres sinnloses Blutvergießen mit sich.

Für ihn selbst ist die Zeit gekommen, die Konsequenzen zu ziehen. Er hat hoch gespielt und hoch verloren. Was immer geschieht, sein Leben ist zu Ende. Absurd wäre es für ihn ebenso wie für das libysche Volk, würde er sich für einen Schauprozess zur Verfügung stellen. Ungeachtet, ob dieser von den Landesverrätern oder von einem sogenannten „Internationalen Gerichtshof“ geführt werden sollte. Denn was soll an diesem Gerichtshof in Den Haag international sein? Die größten und mächtigsten Staaten der Welt haben es vorgezogen, sich nicht dem Urteil der dortigen Richter zu unterwerfen. Ein Blick auf die Liste der Mitglieder zeigt, dass insbesondere jene Länder, deren kriegerische Aktionen während der vergangenen Jahre und Jahrzehnte sehr wohl als Verbrechen eingestuft werden könnten, dort nicht aufscheinen. Verbrechen, die Völker aus ihren Ländern vertrieben, Kriege, die auf Lügen aufgebaut waren, das Abschlachten sich zurückziehender Truppen, Angriffe auf souveräne Staaten, ohne jegliche Rechtfertigung oder Kriegserklärung.

Oberst Muammar Gaddafi hatte angekündigt, Libyen mit allen Mitteln zu verteidigen. Und wenn es das Schicksal so wolle, würde er den Märtyrertod sterben. Er mag sich für diesen letzten Schritt Zeit nehmen, um mit seinem Schöpfer Frieden zu schließen. Ungeachtet, ob das libysche Volk oder seine eigene Position in der Welt für ihn vorrangig war, beides ist verloren. Was für einen Grund könnte es für ihn geben, sein Leben weiter zu führen?

Seine Getreuen weiter kämpfen zu lassen, dabei handelt es sich um eine unverzeihliche Verantwortungslosigkeit. Die Zeit ist gekommen, die Waffen nieder zu legen. Er kann seinem Volk, wenn er sich um dessen Zukunft sorgt, noch einige Ratschläge für die Zukunft geben. Sie davor warnen, was auf sie zukommen wird. Er kann ihnen ein letztes Mal mitteilen, was ein Anschluss an die „internationale Gemeinschaft“ für die Menschen Libyens bedeutet. Doch damit hätte er seine letzte Pflicht erfüllt. Die Mitglieder seiner Familie müssen ihre eigenen Entscheidungen treffen. Muammar Gaddafi hat sich an die Spitze gesetzt. Muammar Gaddafi hat die volle Verantwortung übernommen. Es war ein übermächtiger Gegner, von dem die subversiven Kräfte innerhalb seines Landes unterstützt wurden. Vermutlich hatte er vom ersten Tag an keine Chance, den Lauf der Dinge zu beeinflussen. Es war eine Entscheidung des Schicksals. Will er als Ehrenmann in die Geschichte eingehen, dann führt für ihn kein Weg daran vorbei, den direkten Weg zu jenem Richter zu wählen, der, seiner Religion entsprechend, das letzte und einzig gerechte Urteil über ihn fällen wird.

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