Samstag , 20 April 2024
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Waghalsige Wenden um die Wählergunst

windpark_sunsetDer Albtraum war heftig. Japans mandeläugiger Khan schwebte mit fratzenhaft verzerrtem Gesicht über mir, er knurrte etwas von unverbrüchlicher Freundschaft zur alternativlosen Atomkraft, alsdann stopften mich Tepcoschergen mit eigenartigen Hütchen auf dem Kopf in das Leck von Fukushima, ich solle die Arbeit des eben „an Erschöpfung“ gestorbenen Arbeiters übernehmen und sei allein dafür verantwortlich, wenn das unwahrscheinlich nächste Erdbeben unvorhersehbare Schäden verursachen würde. Ich schlug wild um mich, doch Gegenwehr war zwecklos. Ich fühlte Hitze, Schmerz und Brennen… und wachte schweißgebadet im Fernsehsessel auf.

Treuäugig brachte Philip Rösler gerade mit seiner Grundsatzrede die FDP auf Kurs. Dank eines leicht modifizierten Glücksspiels der schwarz-gelben Variante, wurde er vor kurzem Chef eines Dreigestirns, das den Absatz an Beruhigungspillen in die Höhe treiben wird. Unter jedem Hütchen ein glückloser Lehrling, egal welchen Ressorts, es herrscht Zugzwang, der Gewinn ist wohl ein Abschiedsgeschenk an sein bisheriges Amt.

Breiter aufstellen müsse man sich, das Profil schärfen, neu erfinden müsse man sich jedoch nicht, die Partei hätte bereits einen klaren liberalen Kompass – starker Auftritt, ja, ich sah ihn vor mir, breitbeinig auf den Planken des von Umfragesturmtiefs bedrohten Flautenseglers schwankend, mit in FDP-gelb gehaltenem Nordostsüdwester auf erhobenem Haupt, wagt er kurswendend die gefährliche Halse, um nicht mit den Koalitionspartnern an Länderklippen zu zerschellen. Allzu viele Leichtmatrosen können nicht mehr über Bord gehen, Rösler selbst ist seit Neuestem an der Ruderpinne festgezurrt. Der beißende Wind peitscht ins Profil, so gesehen kann man durchaus von Schärfung sprechen. Und der Kompass hält tapfer den neuen Kurs auf die Mitte der Bevölkerung, da ist halt kein Platz mehr für die jahrelange Befürwortung der Atomenergie. Schweren Herzens ließ die stockende Stimme der Vernunft keinen Zweifel daran, dass die Freien Demokraten aussteigen wollen, aus der Kernenergie. Die Pause zwischen aussteigen und wollen nutzte er womöglich zu Überlegungen, wie er selbst aus der Nummer wieder rauskommt.

Mit seinen an den Ausstieg geknüpften Bedingungen hat er ja noch Chancen. Bezahlbar muss sie sein, die neue Energie, umweltverträglich, die Versorgungssicherheit muss gewährleistet sein. Wenn man beobachtet, mit welcher Vehemenz gerade auch die Energiekonzerne den Absatz umweltfreundlicher Elektrobikes und anderer Geräte fördert, und selbst Frau Künast Prämien ausschütten möchte, damit der Markt mit Elektroautos überschwemmt werde, kann man sich ausmalen, dass die Versorgungssicherheit zumindest temporär erst einmal weggeflutet wird, da die Erweiterung der nötigen Kapazitäten aus Ökostrom gewaltig hinterherhinken muss. Wasser auf der Mühle der gestrigen Energieversorger.

Elektrofahrzeuge sind eben erst dann ausgereift und wirklich umweltfreundlich, wenn sie, hundertprozentig unabhängig von Atomstrom, aus ausreichend regenerativen Quellen oder Solarzellen gespeist werden können. So kann die Wirtschaft erst einmal nach altbewährtem Muster weitermachen, wir werden sie nicht stoppen. Nach den hilfreichen Hochs William und Kate, lenkt derzeit Lena entsprechend ab.

Ich bin mir nicht sicher, welcher Albtraum schlimmer ist.

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