Freitag , 19 April 2024
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Der vorösterliche (Schl)Eiertanz

eiertanzSelbst die geduldigsten Lämmer freuen sich ab und an über ein wenig Aufmerksamkeit, sonst kann es passieren, dass sie irgendwann unvermittelt den Gang zur Schlacht- und Rupfbank verweigern. Der Vorschlag des Osterhasen verhallte nicht ungehört, schnell wurde das in den Farben schwarz-gelb dominierende Eierkörbchen aus dem Boden gestampft. Wie immer, wenn es schnell gehen muss, schlichen sich auch in diesem Falle Chargen ein, die nicht der Norm entsprachen: Was sich Brüderle dabei dachte, als er die seit Monaten ausgebrütete Studie über den Ausbau erneuerbarer Energien ausgerechnet jetzt ins Nestchen legte, weiß vermutlich nicht einmal er selbst.

Die Kollegen der Bundesregierung rümpfen sicherlich die Nasen in der Nähe dieses faulen Eies, bildeten sich doch dadurch weitere Risse am sorgsam in den düstersten Farben gestrichenen Kostenexplosionsei. Zudem sind die Wähler zwar Lämmer, jedoch nicht so belämmert, hehre Absichten hinter des Pfälzers Hirn zu vermuten. So nützt es wenig, wenn der gelbe Bruder in Rainer Entrüstung das Kartellamt zu einem kurzen Showaktionismus nötigt, die Spritmafia ins hoffentlich geöffnete Visier zu nehmen. Da hat E10 selbst die leichtgläubigsten Schuppen von unseren Augen geätzt. Zu offensichtlich erholten sich Politiker seit Jahren im sprudelnden Spa der Mineralölsteuer, zurückgekehrt von der anstrengenden Suche nach weiteren Einnahmequellen. Tja, Brüderle, nicht jeder Träger eines schwäbischen Namens wird zugleich als Cleverle geboren, manch Einer schafft es sein Leben lang nicht.

Zu dumm aber auch, dass ausgerechnet in dieser fatalen Situation der geplante Schleiertanz von Frau Merkel nicht zur gezielten Bewusstseinstrübung aufgeführt werden kann: Sie übertrieb es wohl mit ihrer Choreographie, zuletzt riss da sogar ihrem treu ergebenen Meniskus die Geduld, das Konzept eiert jetzt auf Krücken einher. Das einzig Positive an diesem Unglück ist die Tatsache, dass sich die Kanzlerin plötzlich in die Lage behinderter Mitmenschen einfühlen kann: Sie hat begriffen, dass diese Gehandicapten gesonderter Aufmerksamkeit bedürfen. Hört, hört. Und der Normaldenkende begreift ganz langsam, warum die Regierung so regiert, wie sie eben regiert: Die falschen Krücken sind es, die vorhanden sind, Frau Merkel ist kinderlos, muss mit ihren Einnahmen keine ganzen Familien finanzieren, sie ist weder auf Bahn oder PKW angewiesen, um zu einem Arbeitsplatz zu gelangen, der kaum das abwirft, was der ganz normale Alltag an Abgaben, Steuern, Versicherungen, Lebenshaltungskosten etc. verschlingt. Auch die Ruhekissen unterscheiden sich: Die Daunen für die Kissen der Durchschnittserschöpften stammen nun mal nicht von beispielsweise bayerischen Gänsen, die mit 3,5-prozentig erhöhten Aufbaudiäten gefüttert wurden.

Da hätte es wahrlich nicht noch des Hahnentritts aus dem Ei mit dem grünlichen Dotter bedurft: Das angedachte Verbot großmotoriger PKW mag ja theoretisch nicht schlecht sein, sollte aber mit Augenmaß und nicht zum Nachteil der breiten Bevölkerung durchgeführt werden: Oftmals wird auf eine größere Familienkutsche gespart, wenn es dann soweit ist, fällt das Zweitauto weg. Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde der Umstieg mit einer Abwrackprämie übersüßt. Nochmals wird so eine Anschaffung erst wieder möglich sein, wenn der Wiederverkaufswert des aktuellen Gefährts noch messbar ist. So ist die ganze Familie nur mehr in einem Auto unterwegs, Fahrgemeinschaften relativieren die Kosten ebenfalls. Zugegeben, es wird auch reine Vergnügungsreisen zu nahegelegenen Badeseen geben. Wer auch nur einmal mit Kleinkindern und Großeltern unterwegs war, versteht, dass dieses Unternehmen im Kleinwagen alles andere als smart ist und Ausflüge zum Baggersee werden selbst von Herrn Trittin noch erlaubt sein, denn das Fliegen an sich sollen wir ja bleiben lassen – am besten auch zum Osterfest: Freier Luftraum für die Flugbereitschaft unserer Elite, und auch die Dienstwagen der gehobeneren Hubraumklasse unserer Volks(ver)treter stehen ungern im Stau.

Predigt Wasser und trinket Wein, lautet die Übersetzung dieser Osterbotschaft, wen wundert’s da noch, dass das von Ramsauer im letzten Moment in den Osterverkehr geworfene Mautei keineswegs die große Überraschung birgt, und höchstens zu Verspannungen führt. Egal, welches der angedachten Modelle auch kommen mag, Otto Normalverbraucher wird ein weiteres Mal unverhältnismäßig geschröpft für Straßen, welche bereits mit Steuergeldern finanziert sind bzw. finanziert sein sollten. Ganz abgesehen davon, welchen Eiertanz die Statistiker erst aufführen müssen, um die sprunghaft ansteigende Zahl bei Verkehrsunfällen auf heillos überfüllten Staats- und Umgehungsstraßen-Geschädigter noch schönrechnen zu können.

Für einen kurzen Moment stellte sich mir hartnäckig die Frage in den Weg, warum die Kosten für Straßenreparaturen nicht mit Mautgebühren durchreisender LKW und PKW finanziert werden können, wie in anderen Ländern auch? Ein weiteres Mal dränge ich diese Frage wieder zurück. Sie will einfach nicht kapieren, dass die EU das nicht möchte. Und wenn die EU etwas nicht möchte, haben wir im eigenen Land kein Recht, uns diesem Nichtwillen zu widersetzen. Wir haben die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, unsere sonst sorgsam verschlossenen Haus- und Wohnungstüren weit zu öffnen und die Brüsseler Spitzel ins tiefste, intimste Privatleben eingreifen zu lassen. Die Kasse haben sie bereits entdeckt. Da hilft auch der Hinweis wenig, dass Rettungsschirmlöcher nicht mit Asphaltierungsarbeiten gestopft werden können. Für das nächste Osterfest wünsche ich uns eines mit Sicherheit nicht: Unausgegorene und faule Eier.

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