Mittwoch , 24 April 2024
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April, April, wer weiß noch was er will

april_blueteDer April hat seine spezifischen Eigenarten. In der Natur stellt er sich als der wechselhafte Monat dar, in dem sich das Wetter alle paar Minuten ändern kann. Diese Wechselhaftigkeit des Wetters ist in die Gebräuche der Menschen eingeflossen, indem sie eine Tradition daraus entwickelten, sich gegenseitig am 1. April mit billigen Scherzen zu veralbern. Auch die Zeitungen haben sich dessen angenommen und veralbern, der Wahrung der Tradition wegen, ihre Leser mit Aprilscherzchen, die gar zu durchsichtig sind, um nicht die anderen unglaubhaften Nachrichten in den restlichen Spalten des Blattes in Frage zu stellen. Um am nächsten Tag die Intelligenz der Leser zu verhöhnen, indem aufgelöst wird, welche Meldung der Aprilscherz war. Auf dass der treu glaubende Leser aufgeklärt wird und nicht Gefahr läuft andere Meldungen als Jux zu betrachten.

Kein Aprilscherz war offensichtlich die Meldung, welche am 1. April die Nachrichtenspalten füllte und uns verkündete, dass sich die Bundeskanzlerin Angela Merkel überraschend einer Meniskusoperation unterzogen hätte. Allerdings stellte sich der Wahrheitsgehalt dieser Meldung erst hinterher heraus, als die Kanzlerin auf Krücken – nicht jedoch am Stock – die Hannover Messe besuchte. Wer eine Nachricht wie das Statement des Regierungssprechers: „Kein Sturz, kein Unfall. Einfach aufgetreten“, ohne Zweifel mit einem „Aha“ in sein Allgemeinwissen abspeichert, ist wenig geeignet einen unabhängigen Standpunkt und eine eigene Meinung zu entwickeln, bzw. Nachrichtenmeldungen einzuordnen.

Nachrichtenmeldungen thematisieren selten Vorgänge, die man als Scherze missverstehen könnte. Wenngleich man sich oft fragt, ob dies was man da gerade zu lesen oder zu hören geruht, ernst gemeint sein kann. Zum Beispiel wurden wir voriges Jahr im April – wenngleich nicht am ersten – mit einem Wort konfrontiert, das bisher noch nicht im deutschen Sprachgebrauch benutzt wurde. „Aschewolke“. Wir erfuhren zu unserer Überraschung, dass Düsenflugzeuge wegen der Feinstaubbelastung vom Himmel fallen können. Plötzlich gab es eine Flugverbotszone für Düsenflugzeuge mitten in Europa. Und das ausgerechnet zu der Zeit, als die Kanzlerin ihren USA Besuch absolvierte, in dem unter Anderem auch die Afghanistanpolitik besprochen wurde. So kam es anschließend zu der Nachrichtenmeldung „Merkel irrt durch Europa“, die man getrost mit Erheiterung quittieren konnte. Frau Merkel kam mit dem Bus – nicht jedoch mit dem Zug – nach Deutschland zurück.

Wo blieben eigentlich damals die Verschwörungstheorien? Durch das Flugverbot fuhr die Lufthansa circa eine Milliarde Verlust ein, größere Fluggesellschaften, zum Beispiel US-Amerikanische, wesentlich mehr. Hier hätte doch wenigstens jemand die Vermutung äußern können, dass es sich heimlich um ein wirtschaftliches Druckmittel handeln könnte. Das Flugverbot reduzierte den Treibstoffverbrauch und als ob sich der Druck des unverbrauchten Öls durch ein Überdruckventil entladen müsste, brach plötzlich im Golf von Mexiko ein Ölloch auf. Monatelang dominierten Meldungen die Nachrichten, die von der Unmöglichkeit einer Nation auf hohem technologischen Standard kündeten, ein vergleichsweise winziges Loch zu stopfen. Das war zwar nicht lustig, lachhaft schon. Verschwörungstheorien und Zweifel an den Vorgängen, tauchten erst viel später auf. Bohrinseln die explodieren und einfach einstürzen, war ein nach dem vorherigen Kenntnisstand ein untypisches Verhalten selbiger.

Vulkanausbruch, Aschewolke und Oil Spill waren die Katastrophen des vorigen Jahres und nur die Ältesten unter uns, werden sich noch an so lange zurückliegende Ereignisse erinnern. Das Jahr 2011 brachte neue Katastrophen: Erdbeben, Tsunami und Reaktorunfall.

Im Frühling dieses Jahres dominieren Meldungen die Nachrichten, die der Welt vorzeigen, dass selbst eine technologisch hochentwickelte Nation wie Japan, außer Stande ist, Kernreaktoren vor Störfällen zu bewahren und durch Störfälle außer Kontrolle geratene Reaktoren ohne Gefahr für Mensch und Umwelt wieder unter Kontrolle zu bekommen. Dass ein Land in dem parlamentarische Demokratie herrscht, auch noch die Wetternachrichten zensiert, um zu vermeiden, dass das Volk die Windrichtung und Luftbewegungen erfährt, ist kein Aprilscherz und zu makaber, um als lächerlich bezeichnet zu werden. Dass ein Land, das sich als das Land der aufgehenden Sonne bezeichnet, die Sonne als Landessymbol benutzt und das einzige auf der Erde ist, welches Atomkraft im gewollt zerstörerischen Einsatz erlebt hat, ausgerechnet die Energiegewinnung auf Kernkraft aufbaute, trägt eine unfreiwillige Komik in sich. Wenngleich jedem das Lachen über diesen Fakt im Halse stecken bleibt.

Dass die „Freie Demokratische Partei“, die sich im Wahlkampf für Atomenergie aussprach, plötzlich ihre grünen Anteile und die Gefahren der Kernkraft erkennt und sich nun für den Atomausstieg stark zu machen versucht, darf uns gern mit Hohngelächter erfüllen, ohne damit ethische Maßstäbe zu verletzen. Und bringt uns wieder zum Thema der unvorhersehbaren Wandelhaftigkeit des April zurück. Auch unsere frisch operierte Kanzlerin führt uns vor, dass sie im Stande ist, die Windrichtung abrupt zu ändern. Besser gesagt, ihr Fähnlein in die passende Richtung wehen zu lassen.

Der April hat seine spezifischen Eigenarten. Er ist der Monat, der mit dem Tag der Verarschung beginnt, sich ausgesprochen wechselhaft verhält, in dem die Natur nach dem Winter wieder erwacht und einem großen Wachstumsschub entwickelt. Und auf den der 1. Mai folgt. Zu allem Überfluss liegt in diesem Jahr auch noch das Osterfest mitten im April.

Aufgrund der Nachrichtenmeldungen und der Präsentation der Wechselhaftigkeit, der üblicherweise für stabile Verhältnisse plädierenden Führungspersönlichkeiten, ist zu erwarten, dass die Bürger nicht nur einen Osterspaziergang durch die blühenden Landschaften absolvieren, sondern das ganze Völkerscharen zu Ostern marschieren werden. Am 1. Mai ebenso. Und in der Zeit dazwischen, davor und danach.

Unsere Kanzlerin, die sich ohne einen Sturz eine Meniskusverletzung zuzog, ist nicht davor gefeit, dass ihr Sturz nachfolgt. Es ist ihr zu empfehlen – da sie ohnehin gern reist – diesmal über einen Rückzug nachzudenken.

P.S.: Dass die Kanzlerin neuerdings die Bevölkerung durch ihren Regierungssprecher via Twitter über ihre Reisen informiert, ist ebenfalls kein Aprilscherz. Ob sie auch die Grüße der Bevölkerung via Twitter lesen würde, sei offen gelassen.

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