Donnerstag , 25 April 2024
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Guttenberg-Fans testen den Streisand-Effekt

guttenberg_facebookMan erreicht nicht immer das, was man bezweckt. Zum Beispiel wollte Barbara Streisand erreichen, dass ihr Anwesen unbeobachtet von der Öffentlichkeit bleibt. Dabei wäre es auch geblieben, wenn sich nicht daran gestört hätte, dass ihr Haus inmitten 12000 anderer, in einer Fotoserie über die kalifornische Küstenregion, im Internet zu sehen war. Dem Versuch diese Veröffentlichung zu unterbinden ist es zu verdanken, dass Barbara Streisand nicht nur als Künstlerin in die Annalen eingeht, sondern auch durch den nach ihr benannten „Streisand-Effekt“ im kollektiven Gedächtnis bleibt.

Der Streisand-Effekt kam auch bei unserem ehemaligen Doktor und Verteidigungsminister zu tragen. Hätte Karl-Theodor von und zu Guttenberg angesichts der ersten Plagiatvorwürfe in seiner Doktorarbeit gesagt: „Ich war jung und brauchte den Ruhm. Und, ja ich habe geflunkert, den Doktortitel soll man mir gern wieder abnehmen, ich brauch ihn eh nicht mehr. Die genauen Umstände um das Entstehen der Dissertation erkläre ich euch gern in einer Fernsehshow, wenn ihr mich dazu einladet“, dann wäre diese Affäre genauso an ihm vorüber gegangen wie bereits die zurückliegenden Vorwürfe und Affären.

Da sich aber nun der Raubkopierer von Adelsstand darauf berief, völlig ehrlich gearbeitet zu haben und möglicherweise etwas zu konservativ ist, um die Funktionsvielfalt des neuen Mediums Internet im vollem Umfange zu erahnen, wurde seine Überführung als Betrüger zu einem gewaltigen Medienereignis. Nach dem lang überfälligen Rücktritt als Verteidigungsminister, war es angezeigt, sich möglichst schnell dem öffentlichen Interesse zu entziehen und den Ruf in aller Stille mit Geduld wieder heilen zu lassen.

Dies misslang, weil er treue Anhänger hat. Seine Anhänger meinten es gut mit ihm, ihn als Doktor der Herzen zu feiern. In Anbetracht der Tatsache, dass man einen Menschen ja nach seiner Ausstrahlung und dem Erscheinungsbild beurteilen solle und nicht nach seinem Titel und seinen Fehlleistungen. Ihn als zukünftigen Bundeskanzler weiterhin in Betracht zu ziehen, erscheint etwas verwegen, aber angesichts der Tatsache, dass wir in einem Land leben in dem die Meinungsfreiheit als Grundrecht festgeschrieben steht, darf jeder eine Meinung haben und äußern. So absurd sie auch sein mag.

Es war auch sicher gut gemeint von den Anhängern des Doktors der Herzen, zu Demos für ihn aufzurufen. „Karl Theodor zu Guttenberg soll bleiben, bitte HELFT ALLE mit! Guttenberg soll Kanzler werden.“ Es steht jedoch in Frage, ob sich diejenigen, die ihrem Karl-Theodor damit einen Nutzen erweisen wollten, indem sie zu einer Demo für ihn aufriefen, sich dessen bewusst waren, was dieser Publicitygag auslöste. Statt sich in der Stille seinen angeschlagenen Ruf heilen zu lassen, kann Karl-Theodor jetzt davon ausgehen, nun endgültig als Witzfigur im kollektiven Gedächtnis gespeichert zu bleiben. „Der Mann den sie Doktor nannten“.

Vielleicht auch in Verbindung mit dem Gut(t)-gemeint-Effekt, der es bewirkte, dass diejenigen, welche zu Demos aufriefen, um den Ruf wieder herzustellen, selbigen für die nächsten 300 Generationen ruinierten. Gut gemeint war es wohl. Aber vielleicht hätten sie als Termin für die Demonstrationen nicht unbedingt das Karnevalswochenende auswählen sollen.

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