Auch wenn manch einer den unschönen Begriff aus dem Titel bereits seit geraumer Zeit verwendet, wenn es um die Staatsform in Ägypten geht, zumindest offiziell gibt es im Land der Pyramiden aktuell eine Präsidialrepublik. Mit der das Volk allerdings sehr unzufrieden ist, wie die erschreckenden Bilder zeigen, die uns über Live-Streams von Al Dschasira und extrem vereinzelt auch aus deutschen TV-Medien erreichen. Oder besser gesagt erreichten. Denn die ägyptische Regierung hat dem „arabischen CNN“ heute die Berichterstattung aus dem Land verboten. Noch wird sich nicht an diese Anweisung gehalten, aber es ist abzusehen, dass bald Schluss ist mit Live-Aufnahmen.
Das ist aus Sicht der Machthaber natürlich ein logischer Schritt, denn bereits in der Nacht zum Freitag wurde im ganzen Land das Internet nebst sämtlichen Mobilfunkverbindungen abgeklemmt. Dass sich dazu auch ein Global Player wie Vodafone hat überreden lassen soll hier nicht das Thema sein, wird dem Unternehmen aber mittelfristig noch den ein oder anderen Kunden kosten. Erste Boykott-Aufrufe sind in den sozialen Netzwerken bereits unterwegs. Wo wir auch schon beim eigentlichen Hauptpunkt angekommen sind.
Durch das Abschalten der modernen Kommunikationsmittel und somit auch den Zugang zu Twitter, Facebook & Co. hat sich das ägyptische Regime sicherlich einen temporären Vorteil verschafft. Niemand im Land hat die Chance sich wie gewohnt mit anderen auszutauschen und auch das Nichtvorhandensein von Amateurvideos auf YouTube, die zeigen wie prügelnde Polizisten auf Demonstranten losgehen – oder noch schlimmeres tun – hält das Volk vorerst dumm und damit ruhig(er). Aber dieser Zustand wird sich nicht bis in alle Ewigkeit aufrecht erhalten lassen, es sei denn die Machthaber planen eine lupenreine Diktatur und wollen Ägypten dauerhaft aus dem Weltgeschehen ausblenden. Schwer vorstellbar und hoffentlich nicht deren Intention.
Es wird also der Tag kommen, an dem alle Kommunikationswege wieder offen sind und spätestens dann dürfte die Regierung ihr ganz persönliches Armageddon erleben. Es ist sogar zu befürchten, dass sie dieses nicht überlebt, denn dann wird der Zorn des Volkes eine bisher noch nicht zu Tage getretene Qualität erreichen. Es braucht nicht viel Vorstellungskraft, was passiert, wenn jeder ohne Einschränkung sehen kann, was in den vergangenen Tagen mit Abertausenden Video-Kameras und Handys gefilmt wurde. Die derzeit rund 150 Todesopfer sind sicherlich nicht an Herzversagen dahingeschieden und es ist zu erwarten, dass zumindest bei einem größeren Teil die Linse eines digitalen Bildaufzeichnungsgeräts das Geschehen dokumentiert hat.
Was geht also in den Köpfen dieser Machtbesessenen vor, die offenbar so verblendet sind nur bis zum kommenden Tag zu denken und die „Spätfolgen“ vollkommen ignorieren. Das Volk hat unüberhörbar gefordert, dass die Regierung des Feld räumen soll und es ist stark zu vermuten, dass dieser Gedanke sich nicht innerhalb einer Woche verflüchtigt. Es bleibt also zu hoffen, dass die Verantwortlichen den lauten Gongschlag in ihre Überlegungen mit einbeziehen und es nicht zu einem verheerenden Blutvergießen kommt. Je länger sie sich an ihre Stühle klammern, desto größer wird allerdings die Wahrscheinlichkeit dafür. Möge es nicht dazu kommen!