Samstag , 20 April 2024
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Arm, arm , arm – ist unsre ganze Armee…

Liebe Freundinnen und Freunde, sehr geehrte Damen und Herren, natürlich ist die komplette Überschrift eine einzige Satire. Diese wunderbare Armee ist nicht arm, reichlich wird sie mit Geld versorgt – und mit Menschen. Jene Menschen, es handelt sich um Frauen und Männer, sie verfügen alle in der Regel über einen sicheren Arbeitsplatz, bis manchmal halt was dazwischen kommt. Viel passiert eigentlich nicht, wenn man sich mit dem mannigfachen Aufgabenfeld beschäftigt. In Sachen Arbeitsschutz ist die Bundeswehr in dieser Republik führend. Bestätigt wird dies auch von dem Teil der dort Beschäftigten, welche per Dienstreise für uns auf Achse sind. Also – fast alles zum Besten. Nein, nicht ganz, leider nicht ganz.

bundeswehr_im_einsatzDie Marketingabteilung aus dem die Leitung innehabenden Verteidigungsministerium hat bisher die Hausaufgaben nicht so richtig erledigt. Der Verein hat Imageprobleme, mit jedem Feuergefecht mehr. Statt positiv über die bewundernswerten Erfolge zu berichten, nur die einbettigen Kollegen einiger privater Nachrichten-Sender und -Sendungen machen da eine erwähnenswerte Ausnahme, sehen wir im Fernsehen weinende Frauen und Kinder und eine Kanzlerin, welche in diesen Momenten so schaut, als wenn der Herr Westerwelle schon wieder Steuerermäßigungen für Besserverdiener fordert. Macht er aber in diesem Moment nicht. Er spricht lieber davon, dass diese Helden nicht für umme gestorben sind und das es Sinn macht, sie jetzt in Särgen vor sich stehen zu haben.

Sie haben schließlich ihre Pflicht getan und sind gestorben, für die Politiker und für die Wirtschaft und für unsere Verpflichtungen und für die Freiheit Europas und wegen dem 11. September – und für die gerade entdeckten, ganz erheblichen und leicht zu schürfenden Bodenschätze. Die Besserverdiener, die sind in der Armee nicht zu finden, an den Trauerfeiern nehmen einige von ihnen aber immer teil.

Zurück zum Thema: Keiner spricht über den heroischen Einsatz der Flughafenfeuerwehr in Kunduz, über eine mit unseren Mädels und Jungs auf das Beste bestückten Schwarzbrotbäckerei in einer Seitenstraße in Kabul. Der Friseur im Feldlager wird ignoriert, die Schädlingsbekämpfungstruppe totgeschwiegen. Deutsche Feldjäger regeln auf phantastische Art und Weise den Verkehr auf allen Zugängen zu allen Lagern, ohne den Gebrauch von Schusswaffen, wohlgemerkt. Die 9.000 Menschinnen und Menschen, welche man in andere Länder gezwungen hat, mit einer Waffe in der Hand, die sind das Maximum, welche unsere Maximo-Leader momentan aufbringen können. Mehr geht, Gott sei Dank, mehr geht nicht.

Herr zu Guttenberg sieht das anders, die Zahl ist ein Witz, international ist das eine Lachplatte. Das muss schneller und größer gehen, die anderen können das besser. Von den Anderen sterben auch viel mehr Soldatinnen und Soldaten als bei uns, das geht nicht, darf nicht sein. Wenn das weiter geht, verlieren wir den Anschluss bei den Gefallenzahlen. Aus Imagegründen kann das nicht akzeptiert werden. Wir sind in diesem Segment der Freiheitswirtschaft nicht mehr wettbewerbsfähig.

Also, wo liegt der Schlüssel, wo? Wir brauchen Rückhalt, Verständnis und Unterstützung für unsere Truppe, die Heimatfront darf nicht bröckeln. Nun denn, ran an die Buletten, aber auf das schnellste.

Wir haben den Schlüssel gefunden. Natürlich, es sind die wirtschaftlichen Interessen. Horst Köhler, vor langer Zeit Bundespräsident von uns allen, er sprach wörtlich von der Freiheit des Handels und der Sicherheit der Straßen, Seewege etc. Wenn das keine Argumente sind. Und was braucht man dazu? Auch ganz einfach: Deutsche Waffen und Mannesmut. Und jetzt ist alles eine Frage der Kalkulation. Man nehme die rein materiellen Kosten, was uns das Abenteuer kostet. Darin enthalten sind auch Nachbereitungskosten für die Behandlung von Weicheiern enthalten, welche mit ihrer Aufgabe nicht so zu Recht kommen, wie es die internationale Vergleichbarkeit fordert. Die durchschnittlichen Personalkosten rechnen wir nun doch hinzu. Dagegen rechnen wir die Umsätze und die reichlichen Gewinne, welche die Waffenindustrie in unserem Land erzielt, auch, und vor allem mit Abnehmern anderer Länder und Adressen.

Schon haben wir die Arbeitsplätze, auch bei den Zulieferern – und wunderbare Aussichten, wenn man einen Blick auf die nächsten zehn Jahre wirft, großartig – wirklich. Das in einem Krieg unter Echtbedingungen erworbene Ingenieur-Knowhow bringt die unmittelbare und abgesicherte Führerschaft in diesem zukunftssicheren Gewerbe. Deutsche Intelligenz, zum Segen aller.

Die Rechnung ist ganz einfach: Die Kosten sind pro totem Kombattanten auszurechnen. Kosten durch Kopfzahl – das großartige Ergebnis steht fest. Billiger kann kein anderes Land in einem anderen fremden Land Kinder, Frauen und Männer ruhig stellen, ehrlich. Man muss ja schließlich das Große, das Ganze sehen.

Damit ist die internationale Wettbewerbsfähigkeit wieder hergestellt, den Politikern sei Dank. Soldatinnen und Soldaten, nehmt unser tief empfundenes Mitgefühl an – kommt alle gesund zurück, gesund an Körper und Seele.

Letzte Bemerkung: In Afghanistan bemängelt die Truppe die schlechte Mannstoppwirkung der Munition. Die Angreifer fallen nicht so schnell tot um, wie sie eigentlich sollten. Meines Erachtens gilt dies auch den Politikern, jedem einzelnen von ihnen: „Stopp den Scheiß, Mann“. Wenn ihr das irgendwann beschließt, dann weiß ich endlich, was eine positive Mannstoppwirkung ist.

 

© Peter Reuter

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